Sportpsychologie - Grundlagen und Anwendungen
ISBN
978-3-662-56801-9

Inhalt

 

Kapitel 1: Einführung in die Sportpsychologie

Die Sportpsychologie ist vielfältig und differenziert. Mit diesem Einleitungskapitel möchten wir einen Rahmen für die folgenden Kapitel bieten. Nach einem Abschnitt zur definitorischen Klärung wichtiger Begriffe der Sportpsychologie und der Beschreibung ihres Gegenstandsbereiches werden die Teildisziplinen der Sportpsychologie und die hiermit verbundenen Forschungsfragen erläutert. Die Subdisziplinen der Psychologie (Kognitionspsychologie, Motivationspsychologie, Emotionspsychologie, Persönlichkeitspsychologie, Entwicklungspsychologie, Sozialpsychologie) dienen hierbei als ein Ordnungsprinzip. Es kann aber auch nach Anwendungsfeldern der Sportpsychologie, zum Beispiel in Leistung und Gesundheit, geordnet werden. Die im Anschluss geschilderte geschichtliche Entwicklung der Sportpsychologie mündet in der Gegenwart der Sportpsychologie, wie beispielsweise ihrer Institutionalisierung in Fachgesellschaften und in der Ausbildung von Studierenden.

 

Kapitel 2: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit im Sport

Wahrnehmung und Aufmerksamkeit sind eng miteinander verknüpfte Prozesse. Wahrnehmungsprozesse umfassen die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen über die verschiedenen Sinneskanäle. Aufmerksamkeitsprozesse hingegen priorisieren bestimmte Wahrnehmungsinhalte, indem sie einige Informationen selektiv verstärken und andere schwächen. Dies ist essenziell, da unsere (zumindest bewusste) Verarbeitungskapazität deutlich eingeschränkt ist. In diesem Kapitel werden grundlagentheoretische Modelle der Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsforschung vorgestellt und auf den Sport übertragen. Außerdem erfolgen eine Darstellung der relevanten sportspezifischen Forschung sowie eine Diskussion der Trainierbarkeit von Kognitionen. Ein umfassendes Verständnis und eine gezielte Förderung oder Lenkung von Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsprozessen sind gerade bei Sportarten, die in komplexen Umgebungen stattfinden (z.B. in den Ball- und Mannschaftssportarten), entscheidende Bausteine.

 

Kapitel 3: Lernen und Gedächtnis im Sport

Das Kapitel befasst sich mit den psychologischen Grundlagen von Lern- und Gedächtnisleistungen und konkretisiert sie im Kontext von Sport und Bewegung. Dafür wird Lernen als eine dauerhafte Veränderung des Verhaltens bzw. Verhaltenspotenzials auf der Basis von Assoziationsbildung, Lernen am Modell und implizitem Lernen vorgestellt. Darüber hinaus werden Gedächtnisleistungen thematisiert, die solche lernabhängigen Verhaltensänderungen durch die sukzessive Verarbeitung von Informationen über verschiedene Gedächtnisprozesse hinweg in unterschiedlichen Gedächtnissystemen ermöglichen. Schließlich stehen der Erwerb und die Repräsentation von Bewegungswissen sowie dessen Veränderung im Mittelpunkt. Dabei werden ausgewählte Aspekte der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen im Sport vermittelt und die Repräsentation sportlicher Fertigkeiten im Langzeitgedächtnis dargestellt.

 

Kapitel 4: Neurokognition und Bewegung

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Neurophysiologie von Bewegung und Lernen. Hierzu werden zunächst die motorischen Systeme, die an der Planung, Ausführung und Kontrolle einer Bewegung beteiligt sind, vorgestellt. Es folgt eine Betrachtung der Besonderheiten der Hirnanatomie und -funktionen in verschiedenen Altersbereichen, insbesondere im Kindes- und Jugendalter und im Seniorenalter. Als Nächstes werden die zentralen neurobiologischen Lernformen sowie funktionelle und strukturelle Änderungen des Gehirns, die mit dem motorischen Lernen einhergehen, zusammengefasst. Anschließend wird der Wissenstand zur Wirkung körperlicher Aktivität auf die Kognition vorgestellt und es werden hierzu verhaltenswissenschaftliche und neurophysiologische Befunde sowie akute und chronische Wirkungen von Aktivität berücksichtigt. Den Abschluss des Kapitels bildet der Themenbereich Dual- bzw. Multitasking.

 

Kapitel 5: Urteilen und Entscheiden im Sport

Psychologische Theorien erklären Urteile und Entscheidungen und spezifizieren die ihnen zugrundeliegenden Prozesse. So können Urteile und Entscheidungen viele oder wenige Informationen berücksichtigen, schnell oder langsam sein und auf bewusstem Nachdenken oder auf Routinen beruhen. Verschiedene Faktoren können unerwünschte Einflüsse auf Urteile und Entscheidungen ausüben. Dazu gehören Vorwissen, Zuschauerlärm und die Urteile und Entscheidungen anderer. So legen sportpsychologische Studien nahe, dass frühere Entscheidungen von Unparteiischen spätere Entscheidungen beeinflussen, dass Unparteiische strenger urteilen, wenn Zuschauer und Zuschauerinnen lauter sind und dass Mitglieder von Kampfgerichten sich von den Urteilen der anderen Mitglieder beeinflussen lassen. Urteile und Entscheidungen im Sport können durch Interventionen verbessert werden. Dazu ist ein grundlagenwissenschaftliches Verständnis des jeweiligen Urteils- oder Entscheidungsvorgangs hilfreich.

 

Kapitel 6: Embodied Cognition

Im Gegensatz zu klassischen, amodalen Kognitionstheorien, die das Gehirn als zentrale Instanz mentaler Repräsentationen und Kognition ansehen, postulieren Embodied-Cognition-Ansätze, dass Denkprozesse nicht unabhängig von Wahrnehmungs- und Bewegungsprozessen, sondern multimodal verkörperlicht sind. Im folgenden Kapitel werden die Ursprünge der Embodied-Cognition-Perspektive dargestellt und verschiedene neuere Embodied-Cognition-Ansätze mit ihrem jeweiligen Bezug zur Sportpsychologie beschrieben. Darauf aufbauend werden empirische Embodied-Cognition-Studien vorgestellt, die die Interaktionen zwischen Bewegung und Kognition sowie zwischen Bewegung und Wahrnehmung untersuchen. Zum Abschluss wird skizziert, wie Embodied-Cognition-Effekte spezifiziert und quantifiziert werden können. Außerdem werden Grenzen der Embodied-Cognition-Forschung aufgezeigt und Vorhersagen zur Zukunft von Embodied Cognition im Kontext der Sportpsychologie gemacht.

 

Kapitel 7: Motivation und Ziele im Kontext Sport und Bewegung

Motivation und Ziele sind zentral, wenn es um regelmäßiges Sporttreiben oder um die Erbringung sportlicher Leistung geht. In diesem Kapitel werden daher zunächst diese beiden Begriffe definiert und verschiedene theoretische Ansätze dargestellt und erläutert. Dabei wird vor allem ein Fokus auf leistungsmotiviertes Handeln in Verbindung mit sportlichen Zielen gelegt und es wird erläutert, welche Instrumente zur Messung von Zielsetzungen eingesetzt werden können. Ferner werden motivationale Orientierungen und das motivationale Klima beschrieben. Im letzten Teil des Kapitels wird darauf eingegangen, wie Motivation im Sport gefördert werden kann, wie ein positives motivationales Klima geschaffen werden kann und wie man damit umgeht, wenn Ziele nicht erreicht werden (können).

 

Kapitel 8: Intrinsische Motivation im Kontext Sport und Bewegung

In diesem Kapitel geht es um Motivation, die nicht von außen gesteuert und als mühsam erlebt wird, sondern von innen, begleitet durch ein freudvolles und leichtgängiges Ausführen einer Tätigkeit. Zunächst werden intrinsische und extrinsische Motivation voneinander abgegrenzt. Anschließend werden einflussreiche Theorien intrinsischer Motivation (Selbstbestimmungstheorie, hierarchisches Modell intrinsischer Motivation, Modell der Tätigkeits- und Zweckanreize, Leistungszieltheorie und Theorie des Flow-Erlebens) erläutert. Die Lesenden erfahren dann, wie intrinsische Motivation gemessen werden kann. Mit der theoretischen Beschreibung und Messung werden die Grundbausteine für die Veränderung intrinsischer Motivation gelegt. Mit einem Absatz über die Förderung intrinsischer Motivation endet das Kapitel.

 

Kapitel 9: Implizite Motive im Sport

Die Motivationspsychologie wies früh darauf hin, dass man Personen nicht direkt nach ihren Motiven befragen kann, um z.B. langfristige Verhaltenstendenzen im Leistungs- und Gesundheitssport abzuleiten. Dies eröffnet ein spannendes Forschungsfeld um das Thema „unbewusste Motive“, die unter anderem Handlungsenergie liefern und bei der Selektion von Umweltreizen Einfluss nehmen. Dabei hat sich die Motivforschung besonders auf drei Motivthemen konzentriert: Leistung, Anschluss, Macht. Dieses Kapitel beantwortet Fragen wie: Was unterscheidet implizite Motive von expliziten Selbstbildern? Wie lassen sich nicht-bewusste Motive messen? Wie entwickeln sich implizite Motive und wie können sie verändert werden? Die Befunde zu Erlebens- und Verhaltensvorhersagen im Sport und Gesundheitskontext, die mit herkömmlichen direkten Fragebogeninstrumenten nicht möglich sind, sowie klare (neuro-)physiologische Assoziationen beschreiben beispielhaft den Wert impliziter Motive für die Sportpsychologie.

 

Kapitel 10: Volition im Sport

Regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung oder das rechtzeitige Lernen für eine Abschlussklausur sind erstrebenswerte Verhaltensweisen, die jedoch von vielen Menschen nicht (dauerhaft) umgesetzt werden. Neben der Motivation spielt für die persistente Umsetzung von Zielintentionen die Volition eine entscheidende Rolle. „Volition“ dient in diesem Zusammenhang als Sammelbegriff für selbstregulatorische Funktionen, die die Initiierung und Aufrechterhaltung einer Zielintention ermöglichen, und zwar auch dann, wenn Handlungsbarrieren auftreten. Im vorliegenden Kapitel sollen drei der zentralen Volitionstheorien dargestellt und diskutiert werden: das Rubikon-Modell der Handlungsphasen, die Theorie der Handlungskontrolle und das Kraftspeichermodell der Selbstkontrolle. Darüber hinaus werden jeweils Handlungsempfehlungen abgeleitet, um eine dauerhafte Umsetzung von Zielintentionen zu unterstützen.

 

Kapitel 11: Emotionen im Sport

Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Sport. Ausgehend von evolutionstheoretischen Überlegungen gibt dieses Kapitel einen aktuellen Überblick über die psychologische und sportpsychologische Emotionsforschung. In dem Kapitel werden das Erleben und die angenommenen Funktionen von Emotionen behandelt sowie der Zusammenhang zwischen der Psychologie und der Physiologie von Emotionen. Anschließend wird ausgehend von Studien, die den Zusammenhang von Emotionen und sportlicher Leistung nahelegen, der Prozess der Emotionsregulation thematisiert. Weiterhin wird auf die jüngere Forschung zur emotionalen Intelligenz im Sport und deren Bedeutung für sportlicher Leistung, Gesundheit und Wohlbefinden eingegangen. Abschließend werden ausführlich aktuelle Methoden der Emotionsforschung beschrieben und die gängigen Methoden der Emotionsinduktion und Messung dargestellt.

 

Kapitel 12: Angst im Sport

Sport bietet in all seinen Facetten immer wieder die Gelegenheit zum Erleben von Angst. Dieser meist als unangenehm und intensiv erlebte Zustand wird hier aus einer Prozessperspektive betrachtet. Er entsteht aus Aufmerksamkeits- und Bewertungsprozessen, die von Eigenschaften der Person und der Situation abhängig sind, wobei im Sport vor allem der Wettkampf als auslösende Situationsbedingung untersucht worden ist. Das subjektive Erleben von Angst wird begleitet von körperlichen und Verhaltensreaktionen. Insbesondere im Wettkampf lassen sich ungünstige Konsequenzen (z.B. „Versagen“) beobachten. Angst kann aber auch funktional sein und z.B. zu Vorsichtsmaßnahmen führen. Der Entstehungsprozess von Angst erlaubt vielfältige Ansatzpunkte zu ihrer Bewältigung und Regulation. Sport kann dabei zu einem besseren Umgang mit Angst beitragen.

 

Kapitel 13: Person, Situation und Person-Situation-Interaktion im Sport

Ziel der Sportpsychologie ist die Beschreibung und Erklärung menschlichen Erlebens (Denken, Fühlen, Wollen) und Verhaltens im Sport. Der Fokus dieses Kapitels liegt auf der Beschreibung (vor allem der Konzeption und Messung) und der Erklärung von intra- und interindividuellen Unterschieden im momentanen Erleben und Verhalten (in Zuständen oder states) durch Person- und Situationseigenschaften. Für deren Erklärung werden drei Effekte herangezogen: 1. Effekte der Person (Zusammenhänge von Persönlichkeitseigenschaften mit states), 2. Effekte der Situation (Zusammenhänge von Situationseigenschaften mit states) und 3. Effekte der Interaktion von Person und Situation (unterschiedlich starke Zusammenhänge von Persönlichkeitseigenschaften mit states, die abhängig von Situationseigenschaften sind). Auf Basis dieses empirischen Wissens werden weitergehende Konzepte vorgestellt und vor dem Hintergrund des Ziels der Sportpsychologie forschungs- und praxisbezogene Implikationen diskutiert.

 

Kapitel 14: Persönlichkeitsentwicklung durch Sport

Die Frage der (positiven) Wirkungen sportlicher Aktivitäten auf die Persönlichkeitsentwicklung ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts ein zentrales Forschungsthema innerhalb der Sportpsychologie. Trotz einer Vielzahl von Studien konnte allerdings lange Zeit keine eindeutige Wirkung sportlicher Aktivitäten auf die Persönlichkeit nachgewiesen werden. Die Gründe liegen zum einen in der Breite der Begriffe „Sport“ und „Persönlichkeit“, zum anderen an forschungsmethodischen Unzulänglichkeiten früherer Studien. In neueren Studien wird diesem Mangel unter anderem durch Interventionsstudien mit spezifisch inszenierten Sportaktivitäten und durch die Wahl plastischerer Persönlichkeitsmerkmale, z.B. dem Selbstkonzept, begegnet. Als theoretischer Ansatz rückt zunehmend der dynamische Interaktionismus in den Fokus, der einen ganzheitlichen Blick auf die Persönlichkeitsentwicklung und ihre Einflusssysteme erlaubt.

 

Kapitel 15: Körperliche Aktivität über die Lebensspanne – Persönlichkeit und körperliche Aktivität

Im folgenden Beitrag wird die Verbreitung von körperlich aktivem, inaktivem und sitzendem Verhalten in verschiedenen Altersgruppen der deutschen Bevölkerung erörtert und die Bedeutung der Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen für diese Verhaltensweisen und die Gesundheit diskutiert. Es werden Befunde zu den Zusammenhängen zwischen den fünf Persönlichkeitsdimensionen Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus und verschiedenen Gesundheitsparametern sowie körperlich aktivem, inaktivem und sitzendem Verhalten präsentiert. Es wird angenommen, dass das Gesundheitsverhalten eine vermittelnde Funktion zwischen der Persönlichkeit und dem Gesundheitszustand einnehmen kann. Abschließend wird ein heuristisches Modell als Grundlage zur weiteren Erforschung der Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit, Gesundheitsverhalten und Gesundheit über die Lebensspanne vorgestellt.

 

Kapitel 16: Soziale Einflüsse durch Zuschauende im Sport

Wie Menschen durch die Anwesenheit anderer in Verhalten und Leistung beeinflusst werden, wird bereits mehr als 100 Jahre lang erforscht und gehört zu den wichtigsten sozialpsychologischen Fragestellungen im Sport. Dieses Kapitel stellt die Forschung zu sozialen Einflüssen durch Zuschauende dar. Es werden unterschiedliche Arten sozialer Einflussnahme beschrieben und Modelle zur Erklärung sozialer Einflüsse dargestellt. Neben Forschung zur bloßen Anwesenheit von Zuschauenden stellt das Kapitel auch Forschung zu aktiven Verhaltensweisen von Zuschauenden dar. Dies wird insbesondere im Zusammenhang mit dem Heimvorteil im Sport erforscht, da die höhere Siegeswahrscheinlichkeit von Heimmannschaften häufig den zahlenmäßig überlegenen Fans im eigenen Stadion zugeschrieben wird. Forschungsergebnisse stellen dies jedoch infrage.

 

Kapitel 17: Gruppenleistungen im Sport

Im Vergleich zur Leistung von Einzelpersonen erbringen Gruppen und Teams in manchen Situationen überraschend gute, in anderen Situationen hingegen überraschend schlechte Leistungen. In diesem Kapitel soll daher geklärt werden, unter welchen Umständen das Eine oder das Andere zutrifft und welche Phänomene und Prozesse hierbei eine Rolle spielen. Hierzu werden zunächst wichtige Definitionen und Theorien zum Bereich Gruppe und Teams vorgestellt. Anschließend liegt der Fokus auf dem Phänomen des sozialen Faulenzens, das zu Leistungsverlusten in Gruppen führt. Im Gegensatz dazu stehen Leistungsgewinne in Gruppen im darauffolgenden Abschnitt im Vordergrund, gefolgt von theoretischen Erklärungen zu beiden Aspekten. Dann werden gruppenbezogene Phänomene vorgestellt, die eine wissenschaftlich nachgewiesene Auswirkung auf die Gruppenleistung haben. Zuletzt wird dargestellt, mit welchen validierten Instrumenten wichtige gruppenbezogene Konstrukte gemessen werden können.

 

Kapitel 18: Interaktion und Kommunikation im Sport

Die Bewertung der Person-Umwelt-Interaktion wird zur Erklärung sportlichen Handelns und Verhaltens herangezogen. Vor allem im Sport treffen die beteiligten Akteure im Training und Wettkampf auf sehr vielfältige Interaktionsbedingungen. Dabei ist zwischen aufgabenbezogenen und sozialen Interaktionen zu unterscheiden und gleichzeitig auf ihre Interdependenz zu verweisen. Die Kommunikation zwischen interagierenden Akteuren ist der primäre Zugang zur wechselseitigen Beeinflussung. Die Kommunikation zwischen Personen basiert auf subjektiven Verschlüsselungen (Sender) und Entschlüsselungen (Empfänger) von Nachrichten, die verbale und nonverbale Informationen enthalten. Die Wahrscheinlichkeit einer gelingenden, funktionalen Kommunikation wird durch die Einhaltung kommunikationswissenschaftlich begründeter Regeln und Empfehlungen für Sender und Empfänger erhöht. Die Formen des Feedbacks sind in sportlichen Lehr- und Lernprozessen von besonderer Bedeutung.

 

Kapitel 19: Selbstregulation im Leistungssport

Gerade im Leistungssport kommt es oft darauf an, sich auf den Punkt zu konzentrieren, Leistungsreserven zu mobilisieren und den inneren Dialog positiv zu gestalten. All dies sind Beispiele für Selbstregulation. Menschen unterscheiden sich darin, wie gut ihnen eine solche Selbstregulation gelingt und auf welche Weise sie versuchen, sich selbst zu regulieren. Unterschiedliche Formen der Selbstregulation können für verschiedene Situationen geeignet sein und unterschiedliche Effizienz haben. In diesem Kapitel geht es darum, Formen der Selbstregulation zu differenzieren und Persönlichkeitsunterschiede bei der Nutzung von Selbstregulation aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang werden verschiedene psychologische Konzepte der Selbstregulation dargestellt. Ferner wird auf die Entwicklung von Selbstregulation und das Training von Selbstregulationsfertigkeiten über mentales Training eingegangen.

 

Kapitel 20: Kognitives Training im Sport

In der sportpsychologischen Praxis leistet Kognitives Training einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der selbstregulatorischen Prozesse, die für den optimalen Leistungsgewinn zur richtigen Zeit sorgen. Die zu trainierenden Fertigkeiten beruhen auf dem situationsangemessenen Wechselspiel zwischen bewusstem (langsamen) und unterbewusstem (schnellen) Denken. Langsames Denken kann durch Training der Exekutivfunktionen verbessert werden, wohingegen schnelles Denken durch den Aufbau der Überzeugung der eigenen Kompetenz erreicht werden kann. Beides benötigen Sportler, um möglichst gute Leistung abrufen zu können. In diesem Sinne ist die Aufgabe der Sportpsychologie diese Mechanismen durch wissenschaftlich fundierte Methoden zu trainieren. Diese Methoden beinhalten schon etablierte Ansätze, wie zum Beispiel das Mentale Training und die Regulation der Selbstgespräche, aber auch neuartige Konzepte, wie zum Beispiel Gaming als Training von Exekutivfunktionen.

 

Kapitel 21: Gruppendynamik und Teambuilding im Sport

Die Gruppendynamik umfasst das Kräftespiel innerhalb einer Gruppe. Teambuilding bezieht sich auf Prozesse und Maßnahmen, mit denen eine Passung innerhalb einer Gruppe hergestellt werden kann. Angelehnt an gruppendynamische Modelle aus Arbeits- oder Sportgruppen werden Studien, diagnostische Ansätze sowie Feedback- und Reflexionsverfahren beschrieben und Beispiele der angewandten Gruppendynamik vorgestellt. Mit dem Ansatz des Teambuildings wird nicht nur der Prozess der Zusammenarbeit, sondern auch das Ergebnis, das aus der Zusammenarbeit hervorgeht, thematisiert. In der sportbezogenen Vertiefung werden teambezogene Maßnahmen und Reflexionstechniken vorgestellt, die in das Trainings- und Wettkampfsystem von Sportspielmannschaften integriert werden kann.

 

Kapitel 22: Talentauswahl und -entwicklung im Sport

Nachhaltiger Erfolg von Sportverbänden und -vereinen basiert auf einer adäquaten Talentförderung. Aufbauend auf grundlegenden Definitionen (Begabung, Expertise, Talent) werden Herangehensweisen der Talentforschung und Rahmenmodelle der Begabungs- und Expertiseforschung vorgestellt. Im Hauptteil werden sportpsychologische Merkmale wie kognitive Leistungsfaktoren (z.B. Entscheidungskompetenz) und persönlichkeitsbezogene Faktoren (z.B. Leistungsmotivation) im Hinblick auf die Auswahl und Entwicklung von Talenten betrachtet. Dies begründet eine stärkere Einbeziehung psychologischer Testverfahren und Interventionsansätze bei der Talentförderung. Allerdings sollten aufgrund begrenzter Effektgrößen bei der Prognose zukünftiger Leistungsfähigkeit sportpsychologische Merkmale nicht (alleinig) zur Talentselektion genutzt werden. Der Wert sportpsychologischer Diagnostik besteht im Monitoring relevanter Merkmale, um Förderpotenziale identifizieren und die Talententwicklung fundieren zu können.

 

Kapitel 23: Modelle zur Erklärung der Veränderung von Gesundheitsverhalten und körperlicher Aktivität

Gesundheit und Krankheit werden durch das individuelle Verhalten von Menschen beeinflusst. Obwohl der präventive und gesundheitsförderliche Nutzen regelmäßiger körperlicher Aktivität nicht mehr infrage gestellt wird, sind viele Menschen nicht ausreichend körperlich aktiv. Im folgenden Kapitel werden Theorien und Modelle vorgestellt, die sich mit der Erklärung von Gesundheitsverhalten und Verhaltensänderung beschäftigen. Hierbei werden Motivationsmodelle, Theorien der Handlungsausführung und Stadienmodelle unterschieden. Die hier dargestellten Modelle und Theorien illustrieren eine Vielfalt möglicher Erklärungsansätze für Gesundheitsverhalten und Verhaltensänderung. Zur Untersuchung der körperlichen Aktivität haben sich Stadienmodelle in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt. Verhaltensänderungsprozesse können mit diesen Modellen differenziert beschrieben und kritisch analysiert werden.

 

Kapitel 24: Sport, Wohlbefinden und psychische Gesundheit

Das Thema Stressregulation und Sport kann aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Aus Sicht des Gesundheitssports geht es primär um Stressregulation durch Sport. Es stellt sich die Frage, inwieweit sich durch körperliche und sportliche Aktivität die Belastungen des Alltags besser bewältigen lassen, so dass Gesundheitsbeeinträchtigungen vermieden oder reduziert werden können. Aus Sicht des Leistungssports geht es um Stressregulation im Sport. Mit anderen Worten: Wie können Athleten und Athletinnen mit hohen Trainingsbelastungen und psychischem Druck umgehen, ohne dass dabei die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird oder psychische Beschwerden entstehen? Hier geht es also um Faktoren, die dazu beitragen, dass Personen im Leistungs- und Spitzensport auch unter Druck ihre besten Leistungen abrufen können. Nachdem im ersten Teil dieses Kapitels die theoretischen Grundlagen erarbeitet werden, wird im zweiten Teil auf diese beiden Perspektiven eingegangen.

 

Kapitel 25: Sport, Stress und Gesundheit

Das Thema Stressregulation und Sport kann aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Aus Sicht des Gesundheitssports geht es primär um Stressregulation durch Sport. Es stellt sich die Frage, inwieweit sich durch körperliche und sportliche Aktivität die Belastungen des Alltags besser bewältigen lassen, so dass Gesundheitsbeeinträchtigungen vermieden oder reduziert werden können. Aus Sicht des Leistungssports geht es um Stressregulation im Sport. Mit anderen Worten: Wie können Athleten und Athletinnen mit hohen Trainingsbelastungen und psychischem Druck umgehen, ohne dass dabei die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird oder psychische Beschwerden entstehen? Hier geht es also um Faktoren, die dazu beitragen, dass Personen im Leistungs- und Spitzensport auch unter Druck ihre besten Leistungen abrufen können. Nachdem im ersten Teil dieses Kapitels die theoretischen Grundlagen erarbeitet werden, wird im zweiten Teil auf diese beiden Perspektiven eingegangen.

 

Kapitel 26: Sport, Krankheit und Verletzungen

Sport ist Medizin – so selbstbewusst betiteln einige wissenschaftliche Autoren bzw. Autorinnen ihre Artikel. Zusammenfassend kann die Evidenzlage zur positiven Wirkung von körperlicher Aktivität auf verschiedenste physiologische Parameter als gut bezeichnet werden. Das Potenzial von Sport zur Beeinflussung von psychischen Variablen findet jedoch erst in der jüngeren sportpsychologischen Forschung Beachtung. Das vorliegende Kapitel versucht im ersten Teil, die Evidenzlage zur Wirkung von Sport auf verschiedene psychische Parameter sowohl bei somatischen als auch bei psychischen Gesundheitsstörungen darzustellen. Nach der Beschreibung des Potenzials von Sport in Prävention und Behandlung bei Gesundheitsstörungen wird im zweiten Teil des Kapitels auf Themenbereiche wie exzessive Sportausübung, die mit gesundheitlichen Risiken assoziiert sein können, eingegangen.