Kapitel 8 - Empfehlung selbst-reflexiver Praktiken im Forschungsprozess

Nicole Weydmann & Margrit Schreier

 

Unter dem Kriterium der Reflexivität wird verdeutlicht, welchen Einfluss die Forschenden bei der grundlegenden Anlage ihres Forschungsprojekts genommen haben, sowohl im Sinne der Konzipierung des Forschungsfelds als auch der systematischen Beobachtung des eigenen Forschungshandelns und der Rolle im Forschungsfeld.

Folgende selbst-reflexive Praktiken werden im Forschungsprozess empfohlen (Breuer, 2020)

 

  • Das Schreiben eines Forschungstagebuches, um methodische Entscheidungen, die Logiken von Forschungsentscheidungen, sowie Reflexionen des Geschehens festzuhalten.
  • Das Schreiben von Memos, um die Bedeutungsentwicklung von einzelnen Konzepten nachvollziehbar zu machen.
  • Rückmeldungen von Forschungs- und Interpretationsgruppen, um verborgene, komplementäre oder divergente Perspektiven auf eine Forschungssituation einzubeziehen (reflexiver Dialog).
  • Forschungssupervision, um den Einfluss der (institutionellen) Forschungsbeziehungen auf die Bedeutungskonstruktion zu reflektieren.

 

Folgende kritische Fragen sollten einem reflexiven Untersuchungsprozess zugrunde gelegt werden:

  • Besteht ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Forschenden und ‚Beforschten‘, so dass eine offene und freie Kommunikationskultur gelebt wird?
  • Welche Aspekte spielen eine Rolle bei den Interpretationen / Bedeutungszuschreibungen des Untersuchungsfeldes, der Untersuchungssituation und den damit verbundenen Interaktionen?
  • Welche sozialen, emotionalen und ökonomischen Verstrickungen gibt es zwischen Forschenden und dem Untersuchungsfeld?
  • Wer war beteiligt an der Entwicklung von Forschungsbedeutung / Interpretationen?

 

Weiterführende Literatur

Breuer, F. (2020). Wissenschaftstheoretische Grundlagen qualitativer Methodik in der Psychologie. In G. Mey & K. Mruck (Hrsg.) Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 35–49). Springer VS.

Breuer, F., Muckel, P. & Dieris, B. (2018). Reflexive Grounded Theory: Eine Einführung für die Forschungspraxis (3., vollst. überarb. u. erw. Aufl.). Springer.

Muckel, P. (1996). Selbstreflexivität und Subjektivität im Forschungsprozeß. In F. Breuer (Hrsg.) Qualitative Psychologie (S. 61–78). Springer VS.

 

 

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