Kapitel 5 - Partizipation

Margrit Schreier

 

Es lohnt sich, im Kontext der Participatory Action Research (PAR) den Begriff der Partizipation noch einmal genauer zu betrachten. Denn auf den ersten Blick ließe sich argumentieren, dass auch in der traditionellen, nicht als partizipativ bezeichneten Forschung die Teilnehmer*innen durchaus in gewissem Sinne an der Forschung partizipieren. So erfordern es beispielsweise die gängigen Richtlinien ethischen Forschungshandelns, dass die Teilnehmer*innen zumindest nachträglich über die Forschungsfragen informiert werden. Und bereits die Teilnahme an einer empirischen Studie beinhaltet als solche einen gewissen Grad der Beteiligung: So stellen die Untersuchungsteilnehmer*innen ja die Daten zur Verfügung.

Wright und Koautor*innen (Wright et al., 2010) entwickelten ein neunstufiges Modell der Partizipation, das diese verschiedenen Formen der Teilhabe darstellt und gegeneinander abgrenzt. Nach diesem Modell gelten die Instrumentalisierung von Teilnehmer*innen als Datenquelle und das Erteilen von Anweisungen zur Erzeugung von Daten nicht als Partizipation. Um Vorstufen der Partizipation handelt es sich, wenn Personen aus den untersuchten Lebenswelten etwa bei der Untersuchungsplanung angehört oder auch in beratender Funktion einbezogen werden. Partizipation im eigentlichen Sinne beginnt dagegen erst dort, wo die Teilnehmer*innen über den Untersuchungsgegenstand und den Untersuchungsablauf zumindest mitbestimmen können. Auf der obersten Stufe der Selbstorganisation, die über eine Partizipation hinausgeht, verlieren die Forscher*innen gegenüber den lebensweltlichen Akteur*innen an Entscheidungskompetenz und Mitbestimmungsmöglichkeiten.

Partizipation im Sinne der PAR umfasst die Stufen 6 bis 8 des Modells, das heißt Formen der Partizipation, die von einer Mitbestimmung über teilweise Entscheidungskompetenz bis hin zur Entscheidungsmacht reichen. Offen bleibt dabei jedoch, in welchem Umfang Personen aus den untersuchten Lebenswelten an einer konkreten Studie partizipieren. So nehmen in der Regel nicht alle Mitglieder einer Gemeinschaft an einer Studie teil, sondern ausgewählte Vertreter*innen. Offen bleiben weiterhin die Rolle der beteiligten Personen im Feld (lebensweltliche Akteure und/oder Fachpersonal) sowie der Umfang der Beteiligung in den verschiedenen Stadien des Forschungsprozesses.

 

Literatur

Wright, D., Foster, C., Amir, Z., Elliott, J. & Wilson, R. (2010). Critical appraisal guidelines for assessing the quality and impact of user involvement in research. Health Expectations, 13(4), 359-368.

 

 

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