Kapitel 6 - Probleme bei der Gruppendiskussion

Margrit Schreier

 

Im Verlauf von Gruppendiskussionen können die folgenden typischen Probleme auftreten:

 

  1. ‚Group Think‘: ‚Group think‘ entsteht, wenn die Teilnehmer*innen den Eindruck haben, sie müssten in der Diskussion einen Konsens erzielen. Es entsteht sozialer Druck, und die Teilnehmer*innen äußern sich nicht mehr frei. In solchen Situationen können die Moderator*innen beispielsweise gezielt nach abweichenden Meinungen fragen. Oder sie können erwähnen, dass in anderen Gruppen auch andere Meinungen geäußert wurden.
  2. ‚Schweiger‘: Unter ‚Schweigern‘ versteht man eher passive Teilnehmer*innen, die sich in der Diskussion nicht äußern. Die Diskussionsleitung kann versuchen, solche Teilnehmer*innen durch nonverbale Signale (z.B. durch Herstellen von Augenkontakt) zu Äußerungen zu ermutigen; oder sie können gezielt Raum schaffen für weitere Äußerungen (z.B.: „Möchte noch jemand etwas zu dieser Frage sagen?“). Zugleich sollten die Teilnehmer*innen sich aber auch nicht unter Druck fühlen, etwas zur Diskussion beizutragen, wenn sie dies eigentlich nicht möchten.
  3. Dominante Teilnehmer*innen: Manchmal dominieren einzelne Teilnehmer*innen die Diskussion, indem sie deutlich mehr Redezeit in Anspruch nehmen oder andere Teilnehmer*innen sogar unterbrechen. Auch hier können Moderator*innen (non)verbale Signale nutzen, indem sie beispielsweise keinen Augenkontakt herstellen, sich zu anderen Teilnehmer*innen hinwenden oder anderen Teilnehmer*innen das Wort erteilen. Wenn all diese Signale keine hinreichende Wirkung erzielen, kann es auch einmal erforderlich sein, dass die Diskussionsleitung dominante Teilnehmer*innen vorsichtig unterbricht und etwa auf die Wortmeldungen anderer Teilnehmer*innen verweist. Diese Schritte sind auch beim Umgang mit offen konfrontativen oder feindseligen Teilnehmer*innen sinnvoll. Wenn sie nicht greifen, kann die Diskussionsleitung die konfrontative Person möglichst unauffällig zur Seite nehmen und sie bitten, die Diskussion zu verlassen.
  4. Schweigen der ganzen Gruppe: Manchmal kommt es vor, dass niemand aus der Gruppe sich zu einer Frage äußert. In diesem Fall kann die Diskussionsleitung versuchen, die Frage noch einmal anders zu formulieren. Wenn auch eine Umformulierung nicht zu einer größeren Resonanz führt, empfiehlt es sich, zur nächsten Frage weiterzugehen. Diese Schritte sind ebenfalls angezeigt, wenn die Diskussion einmal ausufern und vom Thema abkommen sollte.

 

 

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