Kapitel 6 - Rollenaushandlungen im Interview

Margrit Schreier

 

In der Mehrzahl der Interviewformen sind die Rollen von Interviewer*in und Teilnehmer*in asymmetrisch festgelegt. Insbesondere für die Teilnehmer*innen – aber auch für noch unerfahrene Interviewer*innen – sind diese Rollen noch neu und werden daher zu Beginn des Interviews (und manchmal auch im weiteren Interviewverlauf) ausgehandelt. So sind Teilnehmer*innen zu Beginn manchmal unsicher, ob ihre Äußerungen für die Interviewer*innen auch tatsächlich von Interesse sind; hier sind Rückversicherungen in Verbindung mit möglichst offenen Fragen seitens der Interviewer*innen als Expert*innen für diese Rollen und Rollenverteilungen erforderlich. Komplementär kann es auch der Fall sein, dass die interviewte Person „Führungswünsche“ zum Ausdruck bringt (Helfferich, 2010, S. 136ff.), das Interview weg von der Fragestellung lenkt oder Aspekte der Interviewführung bewertet. Hier ist es für die Interviewer*innen vor allem wichtig, sich klarzumachen, dass das Verhalten der interviewten Person nicht ‚persönlich‘ gemeint ist und sich nicht in eine ‚Konkurrenz‘ hineinziehen zu lassen.

 

Literatur

Helfferich, C. (2010). Die Qualität qualitativer Daten: Manual für die Durchführung qualitativer Interviews (4. Aufl.). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

 

 

Zurück zur Übersicht