Kapitel 6 - Untersuchungsbeispiel Lautes Denken: Was verstehen Studierende unter kritischem Denken?

Margrit Schreier

 

Von Studierenden wird meist erwartet, dass sie in der Lage sind, kritisch zu denken. Aber was verstehen Studierende eigentlich selbst unter „kritischem Denken“? Um diese Frage zu beantworten, führten Phillips und Bond (2004) Interviews mit Studierenden eines Managementstudiengangs durch. Außerdem legten sie den Teilnehmer*innen mehrere Probleme aus der Managementpraxis vor und forderten sie auf, während der Bearbeitung der Probleme ihre Gedanken laut zu formulieren. So sollten die Studierenden sich beispielsweise vorstellen, sie seien in einer Leitungsposition und kommen gerade vom Mittagessen zurück. Als sie das Büro betreten, hören sie, wie die Rezeptionistin am Telefon ein Privatgespräch führt, während Kund*innen warten. Wie würden sie reagieren? In den Interviews erhoben die Forscher*innen, was die Studierenden unter kritischem Denken verstanden; das laute Denken machte sichtbar, wie die Studierenden beim kritischen Denken vorgingen. Es zeigte sich, dass das eine eng mit dem anderen zusammenhing – die Studierenden gingen bei der Problembearbeitung also in etwa so vor, wie sie es zuvor abstrakt beschrieben hatten. Insgesamt identifizierten Phillips und Bond vier verschiedene Konzeptionen kritischen Denkens: Abwägen; ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten; Rückschau; unter die Oberfläche schauen.

 

Literatur

Phillips, V. & Bond, C. (2004). Undergraduates’ experiences of critical thinking. Higher Education Research & Development, 23 (3), 277‒294.

 

 

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