1        Umweltpsychologie und ihre historischen Wurzeln

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Begriffe wie „Umwelt“, „Ökologie“ und „ökologisch“, „Natur“ und „natürlich“ sind Alltagsbegriffe. Wir werden jeden Tag damit konfrontiert. Es lohnt sich darüber nachzudenken, was man eigentlich unter solchen Begriffen versteht. Nur bei präzisem Gebrauch der Begriffe ist Wissenschaft erfolgreich.
  • Hellpach ist einer der Väter der Umweltpsychologie. Sie sollten wissen, was die „Drei Umwelten des Menschen“ nach Hellpach sind, und sollten auch darüber nachdenken, ob diese Unterteilung angemessen ist, und ob der Gegenstandsbereich der Umweltpsychologie zu erweitern wäre.
  • Was sind Themen und Anliegen der Umweltschutzpsychologie (vgl. Ittner et al., 2018)?
  • Denken Sie bitte auch über die historischen Entwicklungen nach, die zu der Umweltpsychologie führten. Welchen Einfluss hatte die Biologie auf das Selbstverständnis der Psychologie, und inwiefern war der Umweltbegriff des Behaviorismus anti-ökologisch? Welche Trends erkennen Sie heute in der Psychologie, die Einfluss auf die Umweltpsychologie haben?
  • Die gründliche Analyse eines Systems kann überraschende Einsichten und völlig neue Fragen aufwerfen. Was könnte sich beispielsweise auf lange Sicht für das Verkehrssystem in Deutschland verändern, wenn das „Neun-Euro-Ticket“ in dieser oder einer ähnlichen Form langfristig beibehalten würde? Gehen Sie das Problem systemanalytisch an!

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Laden Sie Studierende aus anderen Fachrichtungen ein, sodass eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von 10 bis maximal 20 Studierenden aus den Fächern Psychologie, Geographie, Biologie, Theologie, Wirtschaftswissenschaften etc. zusammenkommt. Stellen Sie der Gruppe ein Problem aus dem Umweltbereich, z. B. „Durch welche Maßnahmen kann der Kohlendioxidausstoß Deutschlands merklich reduziert werden?“ Bilden Sie Kleingruppen aus Studierenden jeweils einer Fachrichtung. Jede Gruppe soll mittels Flipchart (oder entsprechendem Computerprogramm) Ideen zur Lösung des Problems erstellen. Gehen Sie dabei möglichst kreativ vor und nutzen Sie Assoziationstechniken, Methoden der Bedingungsvariation, Analogietechniken oder Reizwortmethoden (vgl. Montada & Kals, 2013, Abschn. 7.3.2 „Techniken zur Ideengenerierung“). Tragen Sie die Problemlösungen zusammen. Jede Gruppe soll anschließend darstellen, was sie von den jeweils anderen Fachrichtungen gelernt hat. Diskutieren Sie abschließend Möglichkeiten, wie Fachwissen interdisziplinär genutzt werden sollte, um komplexe Probleme im Umweltbereich zu lösen (z. B. durch gemeinsame Lehrveranstaltungen; wie sollten diese konzipiert werden?).

Literatur

Ittner, H., Hübner, G., & Kals, E. (2018). Umweltpsychologie. In O. Decker (Hrsg.), Sozialpsychologie und Sozialtheorie, Band 2: Forschungs- und Praxisfelder (S. 55-68). Springer VS.

Montada, L., & Kals, E. (2013). Mediation. Ein Lehrbuch auf psychologischer Grundlage (3. Aufl.). Beltz. (Abschn. 7.3.2 „Techniken zur Ideengenerierung“).

 

 

2        Umweltbezogene Wahrnehmung und Kognition

Kognitive Karten – Methoden

Die Methoden zur Erfassung kognitiver Karten beinhalten im Wesentlichen das Freihandzeichnen von Ausschnitten der räumlichen Umwelt, das Distanzschätzen, das Wiedererkennen und die Bewertung der Attraktivität von Orten oder Regionen. Die verschiedenen Methoden haben unterschiedliche Vorzüge und Nachteile (Downs & Stea, 1982).

Die Methode des Zeichnens gibt der Untersuchungsperson viel Freiheit und die Möglichkeit, individuelle Besonderheiten zum Ausdruck zu bringen. Entsprechend groß sind jedoch die Varianz und die Schwierigkeit, die kognitiven Karten auszuwerten, mit statistischen Methoden zu analysieren und zu interpretieren, auch wenn geographische Informationssysteme (GIS) heute eine große Unterstützung sein können. Besondere Schwierigkeiten stellen individuell ausgeprägte zeichnerische Fähigkeiten sowie die Fähigkeit dar, vorausschauend ein mentales Abbild zu projizieren. Dieses Abbild entwickelt sich in der Regel erst nach und nach während des Zeichnens und muss auf eine begrenzte Fläche, ein Blatt Papier, übertragen werden. Die durch das Papier vorgegebene Flächenbegrenzung kann ihrerseits für eine disproportionale Abbildung sorgen. Darüber hinaus ist für die Interpretation der kognitiven Karte nicht immer eindeutig, welche imaginäre Position und perspektivische Sicht bei der Zeichnung mental eingenommen worden ist.

Das Schätzen von Distanzen ist ebenfalls eine beliebte Methode, kognitive Karten zu untersuchen. Diese Methode vermeidet die bei der Methode des Zeichnens angemerkten Probleme. Der Untersuchungsperson werden jeweils zwei Orte vorgegeben, und sie soll die Distanz zwischen ihnen schätzen. Die Frage, die sich bei dieser Methode stellt, ist die nach den Skalen, auf denen die Entfernungen geschätzt werden. Dies könnte z. B. in absoluten Einheiten geschehen (Kilometer oder Meter), mittels Ratingskalen („sehr nah“ bis „sehr weit“) oder auch durch Komparativurteile (Entfernung „A bis B“ ist länger/kürzer als Entfernung „A bis D“). Man könnte auch die Zeit schätzen, die benötigt wird, um von einem zu einem anderen Ort zu gelangen (vgl. z. B. Hanyu & Itsukushima, 1995).

Eine weitere Methode ist die Bewertung von Plätzen oder Regionen nach ihrer Attraktivität. Ausgangspunkt stellt eine exakte Karte eines Landes oder einer Stadt dar. Die Untersuchungspersonen werden gebeten, auf einer 100-Punkte-Skala die unterschiedlichen Regionen oder Plätze nach Attraktivität einzustufen. Es kann auch die Frage nach dem Platz, dem Wohnviertel oder dem Bundesland gestellt werden, wo sie am liebsten wohnen möchten. Die Karten werden hinsichtlich der eingestuften Attraktivität mittels Linien oder Farben kodiert. Man bezeichnet solche Karten als „Gouldian maps“, denn die Methode wurde von Peter Gould eingeführt (Gould & White, 2002).

Neuere Ansätze zu raumbezogener Wahrnehmung und Kognition findet man beispielsweise bei Tversky (2009).

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Diskutieren Sie das Verhältnis zwischen Psychophysik und Gibsons ökologischer Wahrnehmungstheorie. Wer ist „Ziegelstein“, wer „Kathedrale“?
  • Was versteht man unter Gibsons Begriff „Affordance“? Versuchen Sie weitere Beispiele als die im Text genannten zu finden, die diesen Begriff erklären.
  • Die kognitive Karte einer Stadt ist keine maßstabsgetreue Abbildung, sondern unterliegt typischen Verzerrungen. Diese Verzerrungen sind aber nicht notwendigerweise von Nachteil für den Menschen, sondern können auch hilfreich sein. Inwiefern?
  • Nach den Untersuchungen von Kevin Lynch sind fünf Merkmale einer Stadt wichtig für deren mentale Repräsentation. Nennen und beschreiben Sie diese Merkmale. Mit welcher Methode arbeitete Lynch? Welche Methoden gibt es außerdem noch im Forschungsbereich „kognitive Karten“?
  • Haben Erkenntnisse über kognitive Karten auch Implikationen für die Gestaltung von „You-are-here-Maps“ und von Navigationssystemen?
  • Welche Faktoren bestimmen nach Kaplan und Kaplan Wahrnehmung, Verstehen und Präferenz von (Landschafts-)Szenen?

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Suchen Sie sich als Untersuchungspersonen Studierende – nach Möglichkeit gleich viele Männer und Frauen – von denen Sie annehmen können oder durch Vorbefragung sicherstellen, dass sie in etwa gleichermaßen mit dem Campus Ihrer Universität vertraut sind. (Statt des Campus können Sie natürlich auch einen anderen geeigneten Raum aussuchen). Wählen Sie zwei Ortspunkte A und B, die eine Distanz aufweisen, die man in etwa 10 bis 15 Minuten zu Fuß zurücklegen kann. Der Weg sollte abwechslungsreich sein, aber nicht zu verworren. Teilen Sie nun Ihre Versuchsteilnehmenden nach Zufall in zwei Gruppen mit jeweils gleich vielen Männern und Frauen ein. Die Versuchsteilnehmenden der einen Gruppe instruieren Sie, sich – evtl. mit verschlossenen Augen – mental an den Punkt A zu begeben und sich in der Vorstellung so zu positionieren, dass sie in Richtung von Punkt B blicken. Wenn die Versuchsteilnehmenden angeben, ein klares Vorstellungsbild gebildet zu haben, bitten Sie diese bis zum Punkt B mental loszugehen und auf dem Weg dorthin alle Gedanken spontan auszusprechen. Das könnte umfassen, welche Krümmungen der Weg nimmt, wann sie nach links oder rechts abzweigen, oder auch was sie an Gegenständen, Gebäuden etc. sehen.

Die Versuchsteilnehmenden der anderen Gruppe bitten Sie, sich mental an den Punkt B zu begeben und von dort aus zu A zu gehen. Als Ort für Ihre Untersuchung verwenden Sie nach Möglichkeit bei allen Versuchsteilnehmenden den gleichen Untersuchungsraum, in dem Störungen weitgehend ausgeschlossen sind. Registrieren Sie alles, was die Untersuchungspersonen sagen und messen Sie die Zeit, die sie für den mentalen Weg brauchen. Vergleichen Sie die spontanen Berichte der Versuchsteilnehmenden mit der Realität. Vergleichen Sie die beiden Versuchsgruppen „A bis B“ und „B bis A“ und finden Sie heraus, ob der Weg je nach „Laufrichtung“ unterschiedlich beschrieben wird. Prüfen Sie auch, ob es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt.

Literatur

Downs, R. M., & Stea, D. (1982). Kognitive Karten: Die Welt in unseren Köpfen. Harper, & Row.

Gould, P. & White, R. (2002). Mental maps (2. ed., reprinted). Routledge.

Hanyu, K., & Itsukushima, Y. (1995). Cognitive distance of stairways: Distance, traversal time, and mental walking time estimations. Environment and Behavior, 27(4), 579-591. https://doi.org/10.1177/
0013916595274007

Tversky, B. (2009). Spatial cognition: Embodied and situated. In P. Robbins & M. Aydede (Eds.), The Cambridge Handbook of Situated Cognition (pp. 201-217). Cambridge University Press.

 

 

3        Umweltbelastungen, Stress und Gesundheit

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Denken Sie darüber nach, wie Wirkungen des Stressors Lärm unter einem Stimulus-orientierten Stresskonzept, bei einem Reaktionsorientierten und bei einem transaktionalen Stresskonzept erklärt werden könnten.
  • Kann Lärm krankmachen und wenn ja, warum und wie? Welche theoretisch und empirisch begründeten Wirkmodelle legen Sie Ihrer Antwort zugrunde (vgl. Hellbrück & Guski, 2018)?
  • Wie wirken Gerüche auf den Menschen? Beschreiben Sie beispielhaft, wie man mit Duftdesign Wohlbefinden und Verhalten von Menschen beeinflussen kann.
  • Viele Menschen haben große Angst, dass allgegenwärtige Umweltgifte und elektromagnetische Felder und Strahlen ihre Gesundheit gefährden. Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen führen sie auf solche Ursachen zurück. Was halten Sie davon? Handelt es sich um ein rein medizinisches oder ein rein psychologisches Problem? Wie würden Sie als vermittelnde Person bei einer Veranstaltung einer Bürgerinitiative argumentieren, die sich gegen Elektrosmog formiert hat, angeblich verursacht durch Starkstromtrassen, die im Rahmen der Versorgung durch erneuerbare Energie notwendig werden (Sued-Link).

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Fragen Sie im Umweltreferat Ihrer Stadt oder des Landratsamtes nach Lärmkarten, in denen die Lärmbelastungen aufgrund von Schallpegelberechnungen [dB (A)] von Wohnbezirken eingezeichnet sind. Suchen Sie sich unterschiedlich belastete Gebiete aus. Entwickeln Sie einen Fragebogen oder einen Leitfaden für ein strukturiertes Interview und befragen Sie die Anwohnerschaft nach der möglichen Belästigung durch den Straßenverkehr. Untersuchen Sie, ob die Schallpegelangaben in den Lärmkarten eine direkte Prognose der subjektiv erlebten Belästigung ermöglichen, oder ob noch andere Kontextfaktoren (man spricht auch von Moderator-Variablen) wie beispielsweise unterschiedlich attraktive Gestaltung oder Begrünung oder auch soziodemographische Faktoren Einfluss auf das subjektive Urteil nehmen. Entwickeln und begründen Sie entsprechende Hypothesen.

Wenn Sie ein besonders anspruchsvolles Projekt durchführen wollen, dann versuchen Sie, folgende Frage zu klären: Wie wirken sich Gerüche im Raum auf Leistung und Wohlbefinden aus? Manche Düfte von ätherischen Ölen sollen beispielsweise die Konzentrationsleistung verbessern. Anregungen zur
hypothetischen Wirkung von Raumdüften könnten Sie z. B. aus Annahmen der Aromatherapie ableiten. Überprüfen Sie deren Aussagen, indem Sie beispielsweise die mögliche positive Wirkung erfrischender Düfte mit der Wirkung schwerer, süßlicher Düfte auf die Leistung in Konzentrationstests kontrastieren. Eventuell könnten Sie auch unangenehme oder unpassende Gerüche, wie Abfall- oder Essensgeruch, in Vergleich setzen. Sie könnten zusätzlich der Frage nachgehen, ob Frauen intensiver auf Gerüche reagieren als Männer. Berücksichtigen Sie auch, dass die Geruchskonzentration nicht über die gesamte Untersuchungszeit konstant bleibt und dass der Geruchssinn adaptiert. Vergleichen Sie daher die Testleistung und die subjektiven Beurteilungen zu Intensität und Qualität des Geruchs sowie Beurteilungen zum Wohlbefinden über die Dauer der Untersuchung hinweg (evtl. zu Beginn, in der Hälfte und am Ende). Bedenken Sie auch, dass der Raum nach jedem Testdurchgang wieder gründlich mit duftneutraler Luft durchlüftet werden muss.

Literatur

Hellbrück, J., & Guski, R. (2018). Lauter Schall. Wie Lärm in unser Leben eingreift. WBG Academic.

 

 

4        Landschaft, Wetter und Klima

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Welche Landschaftsformen präferiert der Mensch und lassen sich diese Präferenzen evolutionär begründen? Gibt es auch wahrnehmungs- und kognitionspsychologische Begründungen?
  • Hat Landschaft auch einen Gesundheitswert? Wie würden Sie Ihre Antwort begründen? Welche praktischen Konsequenzen würden Sie daraus ziehen?
  • Was versteht man unter Schonklima, Reizklima und Belastungsklima? Wo kommen diese Klima­typen im deutschsprachigen Raum vor? Was versteht man unter den bioklimatischen Wirkungskomplexen? Gibt es empirische Belege für die sog. Wetterfühligkeit?
  • Beschreiben Sie saisonale Einflüsse auf das Verhalten und Erleben des Menschen. Was versteht man unter der Hitzehypothese der Aggression? Was halten Sie von dieser Hypothese?
  • Welchen Einfluss werden die im Rahmen der Klimaerwärmung zunehmenden Hitzewellen auf die Gesundheit und das Leistungsvermögen der Menschen haben?

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Zusammenhang zwischen Wetter und Befindlichkeit: Sammeln Sie die täglichen lokalen Wetterdaten aus der Tageszeitung oder von Wetterstationen (evtl. aus dem Internet) und erfassen Sie in Kurzfragebögen über einen längeren Zeitraum (Vorlesungszeit?) Stimmungen und Befindlichkeitsstörungen (Kopfschmerzen und Schlafstörungen) von Ihren Mitstudierenden. Gegebenenfalls können Sie Online-Fragebögen konzipieren und sie von den Untersuchungsteilnehmenden morgens und abends am Mobiltelefon ausfüllen lassen. Erfragen Sie auch Begleitumstände, wie etwa das vorhergehende Feiern einer Party etc. Fragen Sie auch, wer sich als wetterfühlig bezeichnen würde. Unterscheiden sich die Wetterfühligen von den anderen Personen? Gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen?

Faktoren der Landschaftspräferenzen: Stellen Sie ein Set von Landschaftsfotografien zusammen und lassen Sie diese Landschaften nach persönlicher Präferenz in eine Rangreihe bringen. Wenn Sie diese Skalierung mittels eines Dominanz-Paarvergleichs durchführen, können Sie sogar eine Intervallskala der Landschaftspräferenz konstruieren. Allerdings ist dies sehr aufwändig und – ebenso wie das direkte Erstellen einer Rangordnung – eigentlich nur mit einer geringen Anzahl von unterschiedlichen Landschaften durchführbar. Bei einer großen Anzahl von Bildern bietet sich direkte Skalierung mittels Ratingskalen an. Nach Erstellen einer Präferenzskala könnten Sie Landschaftsszenen auch einem Semantischen Differential mit anschließender Faktorenanalyse unterziehen, um herauszufinden, welche Faktoren für die Präferenzen ausschlaggebend sind (zu den Skalierungsmethoden siehe z. B. Bortz & Döring, 2016).

Literatur

Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften (5. Aufl.). Springer.

 

 

5        Umweltrisiken und Umweltkatastrophen

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Definieren Sie Risiko, Gefahr und Katastrophe. Was bedeutet die Aussage, Risiko sei ein Konstrukt?
  • Wie lassen sich Naturkatastrophen unterteilen und wie unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer psychologischen Bewertung von technischen Katastrophen?
  • Als Umweltpsycholog:in sollten Sie analysieren können, warum das Urteil von Laien (im Gegensatz zu Expert:innen) über Risiken und auch Chancen oft verzerrt ist, also von einer empirisch begründeten Wahrscheinlichkeitsberechnung stark abweichen kann. Solche kognitiven Verzerrungen sollten Sie Planenden oder kommunalen Entscheidungstragenden auch kommunizieren können. Ihr Wissen um „Urteilen in Unsicherheit“ bzw. „Kognitive Täuschungen (Verzerrungen)“ sowie über die Theorie der bedingten Wahrscheinlichkeit (Bayes Theorem) sollten Sie, falls nötig, anhand von einschlägigen Lehrbüchern auffrischen (z. B. Anderson, 2013).
  • Wie lassen sich Entscheidungs- und Handlungsprozesse von Katastrophenhelfenden optimieren?
  • Welche (Spät-)Folgen können schwere Umweltkatastrophen für die betroffenen Menschen haben?
  • Was können Menschen aus Umweltkatastrophen lernen? Lernen sie überhaupt daraus? Analysieren Sie das Verhalten anhand von Beispielen, wie Waldbränden oder Flutkatastrophen (z. B. Ahrtal).

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Finden Sie heraus, wie hoch Menschen das Gesundheitsrisiko bestimmter Umweltfaktoren einschätzen. Stellen Sie hierzu etwa 10-15 Risikofaktoren zusammen, von Asbest über Feinstaub, Elektrosmog durch zunehmende Elektrifizierung, Lebensmittelzusatzstoffe, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Verkehrslärm bis hin zu Kernkraftwerken. Schreiben Sie die einzelnen potentiellen Risiken auf jeweils ein Kärtchen und lassen Sie diese Kärtchen in eine Rangordnung bringen. Vergleichen Sie diese subjektiven Einschätzungen mit denen von Expert:innen, d.h. anhand von empirisch ermittelten Wahrscheinlichkeiten (kann man im Internet eruieren). Eventuell können Sie Urteilsverzerrungen entdecken, z. B. bei gerade in den Medien besonders diskutierten Themen. Sie könnten auch das persönliche Gesundheitsverhalten mit einbeziehen. Halten Rauchende beispielsweise den Feinstaub durch Dieselpartikel für gefährlicher als das Zigarettenrauchen?

Risikobeurteilungen von technischen Anlagen: Führen Sie eine Fragebogenuntersuchung durch, in der Sie das Risiko technischer Anlagen und Einrichtungen, Transportmittel und Gerätschaften erfragen. Differenzieren Sie nach dem Nutzungsgrad bzw. der Betroffenheit. Beurteilen beispielsweise Personen, die in der Nähe eines AKWs wohnen, dessen Risiko anders als solche Personen, die nicht unmittelbar betroffen sind?

Literatur

Anderson, J. R. (2013). Kognitive Psychologie (7. Aufl.). (K. Neuser-von Oettingen & G. Plata, Übers.)
(J. Funke, Hrsg.). Springer. (Originalausgabe erschienen 2009)

 

 

6        Raum und gebaute Umwelt

Distanzzonen

Im Konzept der Distanzzonen wird deutlich, dass das Bedürfnis nach persönlichem Raum bzw. sozialer Distanz nicht statisch, sondern je nach sozialer Situation sehr unterschiedlich ist. Hall (1966) unterscheidet folgende vier Distanzzonen, die jeweils in eine nahe und weite Zone unterteilt sind:

  • Die intime Distanz mit einer nahen Zone (0-15 cm) und einer weiteren Zone (15-45 cm). Beispiele für große Nähe sind körperliche Nähe, Liebe aber auch Kämpfe. In der weiteren Zone finden persönliche Kontakte statt, bei dem Körperkontakt grundsätzlich möglich wäre, indem sich z. B. die Hände berühren.
  • Die persönliche Distanz mit der nahen Zone (45-75 cm) und einer weiteren Zone (75-120 cm). Bei beiden Zonen kann die andere Person (gerade noch) berührt werden. Diese Distanz ist z. B. typisch bei einem persönlichen Gespräch.
  • Die soziale Distanz, ebenfalls mit naher Zone (120-220 cm) und weiterer Zone (220-360 cm). In der sozialen Distanzzone finden unpersönlichere Gespräche statt, z.B. bei der Arbeit oder bei informellen Veranstaltungen (nahe Zone) sowie formale Behördengespräche (weitere Zone).
  • Die öffentliche bzw. formelle Distanz beginnt mit der nahen Zone (360-750 cm) und endet mit der weiteren Zone (Beginn bei 750 cm). Sie wird bei formalen Kontakten oder öffentlichen Auftritten,
    z. B. zwischen Redenden und Zuhörenden, eingehalten.

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Inwiefern ist die gebaute Umwelt für den Menschen wichtig?
  • Wie sieht die Bedürfnispyramide nach Maslow aus und welche Bedeutung hat sie für ein von Ihnen gewähltes Beispiel gebauter Umwelt?
  • Was ist der Unterschied zwischen Crowding und Crowd-Behavior?
  • Was versteht man unter "persönlichem Raum" und unter "Territorialität"? Wie können diese beim Bau eines gemeinschaftlich genutzten Gebäudes (z. B. eines Jugendheims, eines Wohnhauses, eines Seniorenheims) berücksichtigt werden?
  • Welche Fragestellungen werden bei Wohn-, Arbeits- und Lernumwelten untersucht? Welche Fragestellung interessiert Sie dabei besonders? Recherchieren Sie hierzu empirische Befunde in der Originalliteratur und überlegen Sie sich, welche praktischen Implikationen diese haben.

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Wählen Sie ein Beispiel für gebaute Umwelt aus und überlegen Sie sich, wie diese Umwelt üblicherweise gestaltet ist. Was sind die Vor- und Nachteile dieser Gestaltung? Beziehen Sie bei diesen Überlegungen unterschiedliche menschliche Bedürfnisse ein. Überlegen Sie sodann, wie ein ideales bauliches Konzept aus umweltpsychologischer Sicht aussähe. Lassen Sie dabei Ihrer Fantasie freien Lauf, ganz so, als spielten bei diesem Gedankenexperiment finanzielle Ressourcen, zeitliche Fragen oder räumliche Begrenzungen keine Rolle. Als Möglichkeiten für ein solches Baukonzept können Sie an folgende denken:

  • Ein Mehrgenerationenhaus, in dem Großeltern, Kinder, Enkelkinder und vielleicht noch weitere Anverwandte gemeinsam wohnen und leben können.
  • Ein Kindergarten, eine Grundschule oder auch eine Campus-Universität, die Raum für kognitives und sozial-emotionales Lernen bietet.
  • Arbeitsräume für eine interdisziplinär arbeitende Gruppe von Forschenden, die gemeinsam an Umweltthemen (wie nachhaltiges Wirtschaften) forscht.

Wenn Sie eine weitere Idee für ein bauliches Konzept haben, zu dem Ihr Zugang und Ihr Vorwissen höher sind, umso besser. Greifen Sie bei der Diskussion in der Gruppe auf möglichst vielfältige Techniken zurück, wie Brainstorming, Brainwriting, Einsatz von Flipcharts, Mindmaps etc.

Vergleichen Sie das Verhalten von Menschen in Räumen mit hoher Besetzung und mit niedriger Besetzung. Führen Sie dazu eine systematische Beobachtung durch, in der beispielsweise Häufigkeit des Augenkontakts, Körperhaltungen, Freundlichkeit, Reserviertheit oder Feindseligkeit im sozialen Kontakt etc. erfasst werden. Sie könnten dazu beispielsweise die Mensa Ihrer Universität auswählen, und die Rushhour-Zeit mit solchen Zeiten vergleichen, in denen die Mensa nur schwach besucht ist. Sie könnten aber auch – natürlich mit Einwilligung der Geschäftsführung – entsprechende Verhaltensbeobachtungen in Kaufhäusern durchführen. Gegebenenfalls können Sie Ratschläge geben, durch welche Umplatzierung von Verkaufsständen oder Schaffung von Ausweichmöglichkeiten Stress reduziert werden könnte. Schließlich wäre es auch möglich, Verhaltensbeobachtungen in öffentlichen Verkehrsmitteln durchzuführen. Vergleichen Sie dazu das Fahrgastverhalten, wenn Bus oder Bahn fast leer sind, mit dem Verhalten der Fahrgäste, wenn diese, etwa nach dem Ende einer öffentlichen Veranstaltung, dicht an dicht gedrängt stehen.

Literatur

Hall, E. T. (1966). The hidden dimension. Doubleday.

 

7        Werte, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit

Shell Studien und Wertewandel

In den „Shell Studien“ werden u.a. auch die Werte der jungen Menschen erfasst. Die jüngste Shell Jugendstudie stammt von 2019 (Albert et al., 2019). Dabei zeigt sich, dass Familie und Beziehungen die wichtigsten Themen sind, direkt gefolgt von umweltbewusstem Verhalten. Interessanterweise folgen ein hoher Lebensstandard und Durchsetzung eigener Interessen (vgl. Abb. 1). Das zeigt zugleich die Balance zwischen unterschiedlichen Werten, die sich auch in den Säulen der Nachhaltigkeit widerspiegeln und auch in Einklang mit den Trends des Wertewandels stehen (vgl. Kals & Gallenmüller-Roschmann, 2017).

 

Familie und Beziehungen als wichtigste Themen

Gute Freunde

                                 97%

Vertrauensvolle
Partnerschaft

                                94%

Gutes Familienleben

                              90%

Umweltbewusstes Verhalten

                       71%

Hoher Lebensstandard

                    63%

Durchsetzung eigener
Bedürfnisse

              48%

Abb.  1:               Ausgewählte Ergebnisse der Shell Jugendstudie (Albert et al., 2019; https://www.shell.
de/ueber-uns/initiativen/shell-jugendstudie/ueber-die-shell-jugendstudie.html)

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Was sind Werte? Nennen Sie konkrete Beispiele für Werte.
  • Inwiefern ist von einem Wertewandel bzw. von einem erneuten Wertewandel in unserer Gesellschaft die Rede? Was sind mögliche Ursachen für diesen Wertewandel?
  • Welche Bedeutungsumfänge hat das „Umweltbewusstsein“ und wie hat sich dieses über die Zeit in der allgemeinen Bevölkerung entwickelt?
  • Warum nimmt gerade in der Generation Z die Bedeutung von „Umweltbewusstsein“ und „umweltbewusstem Verhalten“ zu?
  • Was ist das sozio-ökologische Dilemma und wie wurde es experimentell erforscht?
  • Wie unterscheidet sich das Konzept des Umweltschutzes vom Leitbild der Nachhaltigkeit?
  • Welche Modelle der Nachhaltigkeit lassen sich unterscheiden? Welche Aspekte werden durch die unterschiedlichen Modelle betont? Welches Modell erscheint Ihnen persönlich am sinnvollsten und warum?
  • Was sind Lebensstile, und was kann die Lebensstilforschung zum Umweltschutz beitragen?

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Überlegen Sie sich zwei oder mehr gesellschaftliche Gruppen, bei denen Sie davon ausgehen, dass hier ein besonders hohes Bewusstsein für Umweltprobleme sowie eine hohe Bereitschaft besteht, etwas gegen diese Probleme zu unternehmen (z. B. Mitglieder einer lokalen Umweltschutzgruppe oder Mitglieder von Greenpeace). Diskutieren Sie anschließend, bei welchen gesellschaftlichen Gruppen Sie erwarten, dass Konzeptvarianten des Umweltbewusstseins tendenziell gering ausgeprägt sind. Dies könnten z. B. Mitglieder von Vereinen oder informellen Gruppierungen sein, die Interessen verfolgen, deren Konsequenzen in potentieller Konkurrenz mit dem Schutz der natürlichen Umwelt stehen (z. B. aktive Mitglieder in Auto- und Motorsportclubs). Überprüfen Sie sodann Ihre Hypothesen zu Unterschieden zwischen den Gruppen. Wählen Sie hierzu publizierte Skalen aus, die Konzeptvarianten des Umweltbewusstseins erfassen. Denken Sie dabei daran, dass Sie auch Skalen auswählen, die z. B. Argumente gegen Umweltschutz erfassen. Dadurch wird Ihre Studie konzeptuell ausgeglichen und auch Versuchspersonen, die den Umweltschutz geringer priorisieren, können Items explizit zustimmen. Bitten Sie dann die Mitglieder der verschiedenen Vereinigungen, den kurzen Fragebogen auszufüllen und vergleichen Sie die Antworten mittels T-Tests. Diskutieren Sie abschließend erwartete und unerwartete Befunde in der Gruppe.

Suchen Sie sich eine kleine Gruppe von Interessierten, denen Sie die Mitarbeit an einem „psychologischen Experiment“ anbieten. Spielen Sie dann mit diesen Mitstudierenden bzw. Bekannten eine experimentelle Variante zum sozio-ökologischen Dilemma nach. Als Wertpunkte eignen sich kleine Süßigkeiten (wie Gummibärchen). Variieren Sie die Bedingung Kommunikation, und zwar einmal mit, einmal ohne Kommunikation, zwischen den Mitspielenden. Bei unseren Versuchen ist die Bank mit den Süßigkeiten in sehr vielen Fällen zusammengebrochen.

Literatur

Albert, M., Hurrelmann, K., Quenzel, G., & Kantar Public. (2019). Jugend 2019 - 18. Shell Jugendstudie: Eine Generation meldet sich zu Wort. Beltz.

Kals, E., & Gallenmüller-Roschmann, J. (2017). Arbeits- und Organisationspsychologie (3. Aufl.). Beltz.

 

 

8        Umweltschützendes Handeln

Wie sich umweltschützendes Handeln erklären lässt

In Abschnitt 8.2 werden die empirischen Befunde wie folgt zusammengefasst und mittels Quellen belegt. In Abschnitt 8.4 werden daraus sodann die Interventionen abgeleitet. Diese Überlegungen werden in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.

Befunde

Intervention

Es sind vor allem Variablen relevant, die einen normativen Bezug haben und auf die Überwindung der Konflikte zwischen individuellen und Gemeinschaftsinteressen ausgerichtet sind. Dabei spielt die Übernahme ökologischer Verantwortung für die Gemeinschaft eine zentrale Rolle. Diese wird gefördert, wenn Individuen eigene Einflussmöglichkeiten erkennen und ihr eigenes Handeln als wirksam erleben. Neben internalisierten personalen Normen be­einflussen auch soziale Normen, die u.a. über das Modellhandeln anderer (z. B. Personen der eigenen Gruppe) salient werden, umweltschützendes Handeln. Wertorientierungen nehmen Einfluss auf die Ausprägung und Wirksamkeit sozialer und personaler Normen.

Konflikte zwischen individuellen und Gemeinschaftsinteressen sind durch Aufklärung und Diskurse zu adressieren und zu überwinden, indem die Fragen nach unterschiedlichen Normen in den Mittelpunkt gerückt werden. Es ist zentral, ökologiebezogene Einflussmöglichkeiten zu erkennen, eigene Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen und entsprechende moralische Normen zu akzeptieren. Ne­ben sozialen Normen sind auch Wertorientierungen sowie das Modellhandeln der jeweiligen „peers“ anzusprechen. Eine große Hemmschwelle für den Umweltschutz ist die Über­zeugung, „nichts tun zu können“. Hier helfen Aufklärung und die Vermittlung konkreter Handlungsstrategien. Viele Menschen äußern zudem die Meinung, dass vor allem Politik und Wirtschaft für den Umweltschutz verantwortlich seien und man selbst ohnehin nichts tun könne. Psychologisch gesehen gibt es aber gar keinen Widerspruch zwischen internaler und externaler Verantwortungszuschreibung: Man kann als einzelne Person oder auch als Familie Ver­antwortung für den Schutz der Umwelt übernehmen, und sich gleichzeitig der Verantwortung der Akteur:innen in Wirtschaft und Politik bewusst sein und diese auch engagiert einfordern.

Die Akzeptanz von Rechtfertigungen und konkurrierenden Verantwortlichkeiten (wie Wirtschaftswachstum, Arbeitsplatzerhalt) fördern Handeln, in dessen Folge der Umwelt potentiell geschadet wird und sind eine Barriere für umweltschützendes Handeln. 

Die Akzeptanz von Rechtfertigungen und konkurrierenden Verantwortlichkeiten (wie Wirtschaftswachstum, Arbeitsplatzerhalt) zeigt, dass ein Verantwortungs- und Wertepluralismus vorliegt, der ebenfalls zu adressieren ist. Wie im vorangegangenen Kapitel gezeigt wurde, gibt es unterschied­liche Modelle der Nachhaltigkeit, bei der u.a. ökologische und ökonomische Ziele in unterschiedlicher Gewichtung eingehen (vgl. Abschn. 7.4). Hierüber aufzuklären und im jeweiligen Fall zu einer eigenen Gewichtung zu kommen, ist hilfreich. Zudem lassen sich auch bei vermeintlich konkurrierenden Verantwortlichkeiten möglicherweise Win-Win-Lösungen finden, die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten gerecht werden (z. B. nachhaltiger Umbau von Unternehmen, der sowohl ökologischen Zielen gerecht wird als auch die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens erhöht).

Bezogen auf Wissen ist es vor allem spezifisches Wissen, das wichtig ist, um umweltschützendes Handeln zu fördern. Hierzu gehören u.a. spezifisches Handlungswissen sowie Wissen über komplexe ökologische Zusammenhänge und nicht allgemeines Wissen über Umweltprobleme. Darüber hinaus ist wichtig, wieviel Bedeutung man diesen Problemen beimisst.

Es ist spezifisches ökologisches Wissen zu vermitteln und auf Faktenbasis die Bedeutung der Problematik von Umwelt- und Klimaschäden in den Vordergrund zu rücken. Öf­fent­liche Debatten darüber, welche die Gefährdung der Um­welt oder auch des Klimas in Frage stellen, können zu einer Unsicherheit führen, die „lähmend“ auf die Handlungsbereitschaften wirkt. In sachlich unstrittigen Fällen ist es wichtig, die Gefährdung der Umwelt, z. B. den Klimawan­del, mit Hilfe der Methoden der Psychologie klar zu vermitteln.

Gewohnheiten und mangelnde Handlungsverfügbarkeiten spielen eine große Rolle und stehen oftmals umweltschützendem Handeln entgegen.

Gewohnheiten lassen sich überwinden, indem sie bewusstgemacht werden aber auch, indem neue Gewohnheiten erprobt werden. Studien zeigen, dass gerade kleine Schritte und einfache Maßnahmen diese Hemmschwelle überwinden helfen. Dies kann z. B. sein, dass eine Familie sich dazu entscheidet, die Kinder nicht mehr mit dem Auto, sondern zu Fuß zum Kindergarten zu bringen, den gemeinsamen Sonntagsausflug mit der Bahn anzutreten oder sich für das Car-Sharing einzusetzen. Dabei ist über konkrete Handlungsverfügbarkeiten, wie etwa das Car-Sharing vor Ort, zu informieren.

Wahrgenommene Handlungskosten sowie Kosten-Nutzen-Bilanzen sind ebenfalls bedeutsam, wie die Befunde zur prominenten „Low-cost-Hypothese“ belegen. Verzichte zum Umweltschutz dienen hier auch der Beruhigung des eigenen ökologischen Gewissens. Gezielter Eigennutz als Handlungsmotiv wird dabei jedoch kaum explizit untersucht.

Handlungskosten und Kosten-Nutzen-Bilanzen spiegeln die „rationale Seite“ potentiell umweltschädigenden Handelns wider. Neben der Möglichkeit, hier eine ökologische Verantwortungs- und Normbildung entgegenzusetzen, ist es sinnvoll, sich mit den verschiedenen Kosten aktiv auseinanderzusetzen. Welche materiellen Kosten und immateriellen Belastungen sind tatsächlich mit welchen umweltschützenden Handlungsweisen verbunden? Welche ökologischen Gefahren und Belastungen für die Gemeinschaft resultieren aus welchen potentiell umweltschädigenden Handlungsweisen? Dabei kann auch der Hinweis helfen, dass die eigenen subjektiven Bilanzen nicht der objektiven Ökobilanz entsprechen. So wird die Bedeutung eigenen häufigen Autofahrens z. B. durch gute Mülltrennung abgeschwächt, was aber nicht der objektiven Ökobilanz entspricht.

Die Wahrnehmung ökologischer Ungerechtigkeiten motiviert zu umweltschützendem Handeln. Der Glaube an eine ökologisch gerechte Welt hemmt hingegen dieses Handeln.

Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und eigene Verzichte sind als gerecht zu bewerten – dies auch vor dem Hintergrund des eigenen ökologischen Gerechte-Welt-Glaubens. Wenn Menschen eine Maßnahme als ungerecht bewerten, sind sie nicht bereit, diese zu unterstützen. Beispielsweise werden alleinige Appelle zum Verzicht auf das Auto als ungerecht abgelehnt, weil nur Einige sich beteiligen und Andere, ohne selbst etwas beizutragen, davon profitieren (bessere Luftqualität, freie Straßen). Gesetze und verbindliche Regelungen, z. B. zur CO2-Reduktion von Autoabgasen, werden daher als gerechter bewertet und finden mehr Unterstützung.

Emotionen sind ebenso gut geeignet wie Kognitionen, umweltbezogenes Handeln vorherzusagen. Besonders bedeutsam sind die norm-, verantwortungs- und gerechtigkeitsbezogenen Emotionen, wie Empörung und Schuld über zu wenig Umweltschutz, während emotionale Belastungen durch Umweltgefahren und -probleme genau wie starke Umweltängste weniger zur Erklärung umweltrelevanten Handelns beitragen. Emotionale Verbundenheit mit der Natur, wie „Liebe zur Natur“, erklärt ebenfalls, warum Menschen umwelt- und klimaschützend handeln. Schließlich sind Gefühle relevant, die mit der Ausführung von umweltbezogenem Handeln einhergehen, z. B. Stolz darauf, etwas für den Umweltschutz zu tun.

Neben den bislang genannten kognitiven Urteilen sind auch Emotionen, die mit ökologisch relevantem Handeln einhergehen, zu berücksichtigen. Dies kann bei den norm-, verantwortungs- und gerechtigkeitsbezogenen Emotionen, wie Empörung über zu wenig oder zu viel Umweltschutz, geschehen, indem die zugrundeliegenden Kognitionen angesprochen werden. Emotionale Verbundenheit mit der Natur wächst durch konkrete positive Naturerfahrungen. Positiv erlebte Gefühle, die mit der Ausführung umweltschützenden Handelns einhergehen (z. B. Freude an anregenden Gesprächen im Zug, wenn dieser statt des eigenen Autos genutzt wird), entstehen oftmals beim Erproben neuer Umwelthandlungen und verstärken diese „auf natürliche Weise“.

 

Das Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten nach Fietkau und Kessel

Ein bereits älteres Modell, das aber nach wie vor einen sehr guten Überblick über mögliche konkrete Hebel zur Förderung umweltschützenden und zum Abbau umweltgefährdenden Verhaltens gibt, ist das Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten nach Fietkau und Kessel (1981). In diesem Modell wird umweltrelevantes Verhalten durch fünf Variablenblöcke erklärt: durch (1) Verhaltensangebote,
(2) Handlungsanreize, (3) wahrgenommenes Verhalten und seine Konsequenzen, (4) umweltbezogene Einstellungen und Werte sowie (5) umweltrelevantes Wissen. Dabei wird Wissen lediglich ein indirekter Einfluss auf Verhalten zugesprochen, der über Einstellungen und Werte vermittelt wird. In dem Modell ist von Verhalten die Rede, weil es um alle Verhaltensweisen geht, die Auswirkungen auf die natürliche Umwelt haben. Neben zielgerichtetem Handeln geht es also auch um wenig reflektierte, z. B. routinemäßig ausgeführte Verhaltensweisen.

Einflussmöglichkeiten: Das Modell enthält zudem eine Systematisierung von Ansätzen, um umweltschützendes Verhalten zu fördern bzw. umweltschädigendes Verhalten zu verringern. Die Ansatzpunkte sind im Einzelnen:

  • Bereitstellung von Möglichkeiten (Verhaltensangeboten) zu umweltbewusstem Verhalten,
  • Vermittlung umweltrelevanter Einstellungen und Werte,
  • Aufbau umweltrelevanten Wissens, das einen wechselseitigen Einfluss auf diese Einstellungen und Werte besitzt,
  • Förderung von Handlungsanreizen und
  • Schaffung von Rückkopplungsmöglichkeiten (Sichtbarmachen der Handlungskonsequenzen).

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Was sind die Motivgrundlagen umweltschützenden Handelns?
  • Welche Möglichkeiten zur Förderung umweltschützenden Handelns gibt es, und wie lassen sich diese klassifizieren?
  • Welche Möglichkeiten zur effizienten Förderung umweltschützenden Handelns leiten sich aus den im vorigen Kapitel vorgestellten Motivgrundlagen ab?
  • Was sind die Ziele der Umweltbildung und in welchem Kontext können diese erreicht werden?
  • Suchen Sie sich ein oder zwei konkrete Interventionsstudien aus, die in diesem Kapitel zitiert sind, und ordnen Sie die dort verwendeten Techniken in die verschiedenen Klassifikationsschemata ein.

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Sie werden als Umweltpsycholog:in von der Schulleitung einer Grundschule angesprochen, um ein Interventionsprogramm zu entwickeln: Anlass ist, dass die Mehrzahl der Kinder von den Eltern mit Autos gebracht und abgeholt wird, obgleich die Schule einen räumlich kleinen Sprengel hat und es für fast alle Kinder möglich wäre, zu Fuß, mit Roller oder Fahrrad zu kommen. Ziel des Programms soll es sein, das Mobilitätsverhalten zu verändern. Sie haben die Möglichkeit, die Kinder, Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen in das Programm einzubeziehen. Entwickeln Sie auf der Grundlage der Erklärung umweltschützenden Handelns ein Interventionsprogramm. Bei welchen Variablen würden Sie ansetzen (z. B. Förderung ökologischer Verantwortung) und mittels welcher Methoden und Techniken würden Sie versuchen, diese Variablen in die gewünschte Richtung zu verändern? Welche Ansätze würden Sie über den individuumsbezogenen Ansatz bzw. interne Motivatoren hinaus nutzen?

Literatur (sowie die in Abschn. 8.2 und 8.4 zitierte Literatur)

Fietkau, H.-J., & Kessel, H. (1981). Umweltlernen. Veränderungsmöglichkeiten des Umweltbewußtseins. Hain.

 

 

9        Nachhaltiger Konsum

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Warum spielt das Handlungsfeld des Konsums so eine große Rolle für nachhaltige Entwicklung?
  • Was ist nachhaltiger Konsum?
  • Warum ist es wichtig, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts in den Blick zu nehmen, um seine Nachhaltigkeit zu beurteilen?
  • Wie unterscheiden sich die drei Ansätze der Effizienz, der Konsistenz und der Suffizienz voneinander? Welchen Ansatz halten Sie persönlich für besonders vielversprechend? Warum?
  • Warum ist nachhaltiger Konsum (auch) ein psychologisches Thema?
  • Von welchen Variablengruppen wird nachhaltiger Konsum beeinflusst? Wie kann man, aufbauend auf diesem Wissen, nachhaltigen Konsum fördern?
  • Welche Möglichkeiten gibt es neben nachhaltigem Konsum, um als Individuum zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen? Wie schätzen Sie die Wirksamkeit dieser unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten ein?

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Bilden Sie mehrere Gruppen (ca. 5 Studierende pro Gruppe) und wählen Sie pro Gruppe ein Produkt des täglichen Gebrauchs aus. Überlegen Sie, analog zum Beispiel des T-Shirts aus dem Kapitel, welche Etappen im Lebenszyklus des Produkts für die Beurteilung seiner Nachhaltigkeit besonders wichtig sind. Ergänzen Sie Ihre Überlegungen durch gezielte Recherchen. Hierzu bietet es sich besonders an, nach Ökobilanzen zu den entsprechenden Produkten zu recherchieren.

Stellen Sie sich nun die Frage, an welchen Stellen im Lebenszyklus des Produkts menschliches Handeln und Entscheiden eine Rolle spielen, also wo psychologische Faktoren ins Spiel kommen. Arbeiten Sie diese heraus und notieren Sie, welche psychologischen Interventionsmöglichkeiten es gibt, um an diesen Stellen nachhaltigen Konsum zu fördern. Beziehen Sie dabei sowohl Interventionen ein, von denen Sie beobachtet haben, dass sie bereits praktiziert werden, als auch eigene zusätzliche Ideen.

Wählen Sie drei Interventionen aus, die Sie für besonders wirkungsvoll halten und stellen Sie sich diese gegenseitig vor. Diskutieren Sie, welchen Einfluss das ausgewählte Produkt auf die Art der Interventionen hat. Welche Interventionen lassen sich auf viele Produktkategorien anwenden? Welche Interventionen sind sehr spezifisch für bestimmte Produkte? Als Variation können Sie sich auf die gleiche Weise mit Dienstleistungen beschäftigen.

Wenn Sie noch weitergehen möchten, können Sie eine ausgewählte Interventionsmaßnahme mit passenden Kooperationspartnern (z. B. Supermarkt, Texteileinzelhandel, Weltladen) umsetzen und ihren Erfolg anschließend z. B. anhand der Entwicklung der Verkaufszahlen auswerten. Überlegen Sie hierzu, welche Maßnahmen jeweils gut zu dem entsprechenden Produkt passen und wägen sie mögliche Nachteile, die durch die Interventionsmaßnahme entstehen können (z. B. Rebound-Effekte), sorgfältig ab.   

 

 

10      Freiwilligenarbeit im Umweltschutz

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Warum ist Freiwilligenarbeit im Umweltschutz für unsere Gesellschaft bedeutsam? Überlegen Sie auch, ob Ihnen dafür Gründe jenseits der im Text genannten einfallen und ob Sie auch Nachteile oder Gefahren in dieser Art der Tätigkeit sehen.
  • In welcher Form kann man sich freiwillig im Umweltschutz engagieren? Welche Formen des Engagements schätzen Sie als besonders wirkungsvoll ein und warum?
  • Wann wird eine Tätigkeit als Freiwilligenarbeit bezeichnet? Was unterscheidet sie von Tätigkeiten wie Erwerbsarbeit, Hausarbeit oder Hobbies?
  • Wie ist Freiwilligenarbeit motiviert? Was sind diesbezüglich Besonderheiten von Freiwilligenarbeit im Umweltschutz?
  • Warum spielen Verantwortung und Gerechtigkeit sowohl für die Motivation als auch für die Gestaltung von Freiwilligenarbeit im Umweltschutz eine so große Rolle?
  • Wie kann Freiwilligenarbeit vor dem Hintergrund des funktionalen Ansatzes gelingend gestaltet werden? Welche organisationalen Merkmale und welche Tätigkeitsmerkmale wirken sich förderlich auf die Aufrechterhaltung von Freiwilligenarbeit im Umweltschutz aus?
  • Wie beurteilen Sie neue Formen der Freiwilligenarbeit in Hinblick auf ihren Nutzen für die Freiwilligen einerseits und für die Gesellschaft andererseits?   

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Überlegen Sie sich, je nachdem, ob Sie gerade freiwillig engagiert sind, was Sie persönlich zu Ihrer Freiwilligenarbeit motiviert bzw. was Sie zur Aufnahme einer Freiwilligenarbeit motivieren würde. Bilden Sie kleine Gruppen (je ca. 5 Studierende), die möglichst heterogen hinsichtlich des Ausmaßes an Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit als freiwillig Engagierte sein sollten. Sprechen Sie in der Gruppe darüber, was Sie und Ihre Mitstudierenden zu Freiwilligenarbeit motiviert oder motivieren würde. Arbeiten Sie die wichtigsten Motive in Form jeweils eines Stichworts heraus. Sprechen Sie darüber, welche dieser Motive durch ein Engagement im Umweltschutz erfüllt werden könnten und welche nicht. Überlegen Sie sich für jedes Gruppenmitglied eine freiwillige Tätigkeit im Umweltschutz, die zu dessen Motivlage passen würde. Vielleicht bekommt ein Gruppenmitglied sogar Lust, diese Art des Engagements ganz praktisch auszuprobieren.

Wenn Sie ein umfangreiches Projekt durchführen wollen, dann können Sie als Gruppe selbst einen Freiwilligeneinsatz im Umweltschutz organisieren (z. B. eine Müll-Sammel-Aktion, ein Repaircafé oder einen Informationsstand zum Klimaschutz). Für die Planung und Durchführung kann die Beantwortung der folgenden Fragen hilfreich sein:

  • Welche externen Partner könnten Sie gewinnbringend einbinden (z. B. Umweltschutzorganisation, Kommune oder auch ein Unternehmen, das die Aktion als Corporate Volunteering Event durchführt)?
  • Welche Motive können durch den Einsatz realistischer Weise erfüllt werden?
  • Wie können Sie potentielle Freiwillige zur Teilnahme motivieren?
  • Welche organisationalen und Tätigkeitsmerkmale sollten Sie beachten, damit die Aktion ein Erfolg wird?
  • Wie können Sie dazu beitragen, dass aus der einmaligen Freiwilligenarbeit ein längeres freiwilliges Engagement entsteht? 

Nach Durchführung sollte die Aktion evaluiert werden, z. B. indem die Beteiligten dazu befragt werden, wie sie die Aktion erlebt haben und wie sich diese auf ihre Bereitschaft, sich zukünftig im Umweltschutz zu engagieren, ausgewirkt hat. 

 

 

11      Umweltkonflikte und Umweltmediation

Mediationsphasen

Die (Umwelt-)Mediation lässt sich als Prozess mit fünf Phasen beschreiben (vgl. Montada & Kals, 2013):

  • Vorbereitung der Mediation
  • Analyse des Konflikts
  • Bearbeitung des Konflikts
  • Mediationsvereinbarung
  • Evaluation der Mediation

Diese fünf Phasen mit ihren Zielen seien am Beispiel eines lokalen Umweltkonflikts (Bau einer Umgehungsstraße zum Schutz betroffener Gemeinden vor zu viel Durchgangsverkehr) verdeutlicht.

Phase 1: Vorbereitung der Mediation

Zunächst müssen sich die Mediator:innen mit dem Konfliktfall sachlich vertraut machen und den Auftrag klären.

Wichtigstes Anliegen in dieser Phase ist, dass man alle beteiligten Konfliktparteien ins Boot holt und durch eine wertschätzende, vertrauensvolle Atmosphäre deren Bereitschaft zur Problemlösung stärkt. Fallstricke sind hier, dass Widerstände nicht erkannt bzw. nicht überwunden werden und die Zielfestlegung nicht scharf genug ist: Reicht es beispielsweise aus, wenn sich die Konfliktparteien darauf geeinigt haben, die Umgehungsstraße zu bauen oder nicht? Ist der Verlauf der Umgehungsstraße festgelegt? Sind auch alternative Möglichkeiten, mit dem zunehmenden Verkehrsaufkommen umzugehen, zu diskutieren? Was geschieht, wenn keine Einigung erzielt werden kann?

Phase 2: Analyse des Konflikts

Der Konflikt wird analysiert, indem zunächst die Mediant:innen ihre jeweiligen Sichtweisen vorstellen: Was spricht für den Bau einer Umgehungsstraße; was spricht dagegen? Wie wird sich das Problem ohne Eingreifen weiterentwickeln? Aufgabe der Mediator:innen ist es dabei, konstruktiv die verschiedenen Positionen zu strukturieren und herauszuarbeiten, was gemeinsame, divergierende und neutrale Einzelinteressen der Konfliktparteien sind. Hierbei ist in besonderem Maße Geschick in der Gesprächsführung hilfreich, damit ausreichend Vertrauen aufgebaut wird und Bereitschaft entsteht, den Gegenparteien wirklich zuzuhören.

Phase 3: Bearbeitung des Konflikts

Bei der Konfliktbearbeitung findet die größte und anspruchsvollste psychologische Arbeit durch die Mediator:innen statt, denn hier geht es darum, die Tiefenstruktur des Konflikts für alle Konfliktparteien zu klären. Es wird in unserem Konfliktfall beispielsweise deutlich, dass durch jede Variante der Entscheidung andere Bevölkerungs- bzw. Interessengruppen jeweils durch spezifische Vor- und Nachteile betroffen sein werden.

Lärmbelastung schadet Menschen und Tieren; Luftverschmutzung Mensch und Umwelt gleichermaßen. Die Umweltschutzgruppe, die sich zu Wort meldet, hat jedoch ausschließlich den Schutz der Umwelt zum Ziel. Bei anderen könnte der vehemente Widerstand gegen den Bau einer Umgehungsstraße nicht nur durch Argumente des Umweltschutzes getragen sein, sondern auch durch Eigeninteresse (z. B. Sorge, dass die eigene Immobilie, die in der Nähe der geplanten Umgehungsstraße liegt, einen Wertverlust erleidet).

Von hohem diagnostischem Wert sind dabei die geäußerten Gefühle der Konfliktparteien, wie Ärger über das Verhalten der anderen Konfliktparteien, Empörung über verletzte Normen und Werte oder auch Stolz darüber, dass man als kleine Interessensgruppierung so viel Sand in das Getriebe baulicher Entscheidungen geworfen hat. Damit eine solche Tiefenstrukturanalyse gelingt, müssen die Mediator:innen den Konfliktparteien ausreichend Sicherheit geben, etwa darüber, dass das Verfahren gerecht abläuft (Leventhal, 1980).

Phase 4: Mediationsvereinbarung

Ist die Tiefenstrukturanalyse geleistet, so geht es darum, möglichst viele Lösungsoptionen zu generieren. Dabei sollten Generierung und Bewertung der Optionen strikt voneinander getrennt werden, damit der kreative Prozess der Suche nach Lösungen nicht eingeschränkt wird und zudem Lösungen nicht zu früh als unbrauchbar ausgeschlossen werden. Bei der Bewertung der Lösungen ist es notwendig, vorab einen Katalog von Bewertungskriterien zu erstellen, die in ihrer Bedeutung gewichtet werden. Auf diesem Wege wird schließlich eine Option ausgewählt und konkretisiert (z. B. Bau einer Umgehungsstraße mit festgelegtem Verlauf).

Phase 5: Evaluation der Mediation

Es ist zu vereinbaren, wie die Umsetzung der Lösung zu kontrollieren ist. Die Ergebnisse der Evaluation werden schließlich an die Konfliktparteien, Auftraggebenden und alle anderen am Konflikt beteiligten Personen zurückgemeldet.

So leicht, wie sich dieser Ablauf einer Umweltmediation auf dem Papier liest, so schwer ist es doch in der Praxis, Umweltkonflikte psychologisch zu mediieren. Dennoch lohnt sich der Aufwand, wie erfolgreiche Praxisfälle dokumentieren (vgl. Zilleßen, 1998).

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Was sind mögliche Ursachen von Umweltkonflikten?
  • Welche Umweltkonflikte gibt es und wie sind diese definiert?
  • Wie unterscheiden sich Umweltkonflikte von anderen Konflikten (z. B. Konflikte zwischen zwei Unternehmen über ein Patent oder Konflikte zwischen den Elternteilen über Besuchsrechte der Kinder in einem Scheidungsverfahren)?
  • Wie kann man Umweltkonflikte lösen?
  • Welchen Ansatz verfolgt die Mediation zur Lösung von Umweltkonflikten? Welche Ziele und Prinzipien liegen ihr zugrunde? Wie lauten die Phasen?
  • Welche Chancen birgt die Umweltmediation? Wo liegen ihre Grenzen?

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Wählen Sie mit einer kleinen studentischen Gruppe (ca. 8 Studierende) aus der tagespolitischen Presse einen Umweltkonflikt aus, der Sie interessiert und der nicht allzu komplex ist und informieren Sie sich darüber. Dazu eignet sich idealerweise ein lokaler Konflikt aus Ihrem nahen Umfeld, z. B. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, der Ausbau von Straßen, Flughäfen, Industrien. Wählen Sie zwei unterschiedliche Standpunkte in diesem Konflikt aus und spielen Sie dazu eine „Englische Debatte“ durch (vgl. Günther & Sperber, 2008). Dazu teilen Sie Ihre Studierendengruppe zufällig in zwei Hälften auf, die jeweils eine der beiden Positionen vertritt. Die beiden Gruppen setzen sich gegenüber auf zwei Stuhlreihen hin und formulieren abwechselnd ein Argument, das der eigenen Position entspricht. Anschließend werden die Positionen gewechselt. Diese Übung dient dem Perspektivenwechsel und der Relativierung von Positionen und Gerechtigkeitsargumenten, weshalb derartige Übungen im Mediationsprozess als Wendepunkt gelten, um die Bereitschaft zur Suche nach einer Gewinner-Gewinner-Lösung zu stärken (Dulabaum, 2009).

Nach einer Auswertung dieser einführenden Übung bietet sich ein komplexes Rollenspiel zu einer Mediationssitzung an. Damit dies gelingt, muss das Rollenspiel gut vorbereitet werden: Welche zwei bis drei Personen bilden das Team der Mediator:innen? Was sind ihre Aufgaben, Kompetenzen und Grenzen? Welche Konfliktparteien sind im Verfahren beteiligt? Welche Personen nehmen nicht an der Mediationssitzung teil, aber spielen im Hintergrund eine Rolle (z. B. als Entscheidungstragenden)? Wer sind in diesem Rollenspiel Beobachtende und erfüllen diese Aufgabe anhand welcher Beobachtungskriterien? Wer moderiert das Rollenspiel und gibt ihm einen definierten Anfang und ein klares Ende? Nach Abschluss des Rollenspiels äußern sich zunächst die Rollenspielenden über ihre Erfahrungen; es folgt die Auswertung der Beobachtenden, bevor eine allgemeine Diskussion über das Rollenspiel die Sitzung beendet.

Literatur

Dulabaum, N. L. (2009). Mediation: Das ABC. Die Kunst, in Konflikten erfolgreich zu vermitteln (5. Aufl.). Beltz.

Günther, U., & Sperber, W. (2008). Handbuch für Kommunikations- und Verhaltenstrainer: Psychologische und organisatorische Durchführung von Trainingsseminaren (4. Aufl.). Reinhardt.

Leventhal, G. S. (1980). What should be done with equity theory? New approaches to the study of fairness in social relationships. In K. J. Gergen, M. S. Greenberg, & R. H. Willis (Eds.), Social exchange: Advances in theory and research (pp. 27-55). Plenum Press.

Montada, L., & Kals, E. (2013). Mediation. Ein Lehrbuch auf psychologischer Grundlage (3. Aufl.). Beltz.

Zilleßen, H. (Hrsg.). (1998). Mediation. Kooperatives Konfliktmanagement in der Umweltpolitik. Westdeutscher Verlag.

 

 

12      Professionalisierung, Gestaltung und Evaluation

Theorie – Empirie – Evaluation

Umweltpsychologische Arbeit gestaltet sich in der Praxis je nach Aufgabe, Kontext und Rahmenbedingungen unterschiedlich (vgl. zum Überblick Schweizer-Ries, 2010). Bei der gestalterischen Arbeit lassen sich auf übergeordneter Ebene drei Schritte (Theorie – Empirie – Evaluation/Diskussion) mit allgemeingültigen Erfordernissen formulieren:

  • 1. Theorie: Die Entwicklung und Begründung jeder umweltpsychologischen Intervention erfolgt theoriebasiert. Dabei wird auf allgemeine Theorien zu Mensch-Umwelt-Bezügen oder spezifische umweltpsychologische Theorien zurückgegriffen. Die Ziele der Intervention sind vorab zu formulieren und zu begründen.
  • 2. Empirie: Bei der Erreichung der Ziele steht das gesamte Spektrum psychologischer Interventionsmethoden zur Verfügung („Methodenpluralismus“). Ihre Auswahl ist unter Rückgriff auf Überlegungen und Befunde zu ihrer Wirksamkeit zu begründen. Zur Gestaltung umweltpsychologischer Interventionen können nur recht allgemeine Empfehlungen gegeben werden. Homburg und Matthies (1998) nennen hierbei die Berücksichtigung der Spezifität von Verhalten, der Zielgruppen und Situation, die Orientierung an Langzeitwirkungen, den sensiblen Umgang bzw. die Vermeidung von Widerständen, den Einbezug der Zielgruppe sowie die schrittweise Optimierung der Intervention, etwa mit Hilfe einer Prozessevaluation. Darüber hinaus ist interdisziplinäre Arbeit hilfreich, sodass die
    Expertise von Ingenieurwissenschaften, Ökonomie, Rechtswissenschaft, Geographie, Architektur, Agrar- und Forstwirtschaft, Verkehrswissenschaft etc. ebenfalls einzubeziehen ist (Mieg, 2010).
  • 3. Evaluation und Diskussion: Die Ergebnisse der Intervention sind empirisch zu evaluieren und kritisch zu hinterfragen. Diese Forderung gilt auch für hypothesenkonforme Befunde. Es ist ebenfalls zu diskutieren, ob die Interventionsprogramme ethischen Standards entsprechen, so wie sie in den ethischen Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V. und des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. zusammengefasst sind.

Evaluationsphasen

Sechs Evaluationsschritte: Der Leitfaden umfasst sechs Schritte, die sich an der Struktur von Koch und Wittmann (1990) zur Evaluation von Programmen in der Praxis orientieren:

  • Absprachen und Recherche
  • Struktur und Untersuchungsverfahren
  • Datenerhebung und Datenaufbereitung
  • Datenanalyse und Dateninterpretation
  • Mitteilung und Veröffentlichung
  • Umsetzung der Ergebnisse

Ad 1: Absprachen und Recherche

Zunächst sind die Rahmenbedingungen mit den Auftraggebenden zu klären; Absprachen über die Programmkosten sind zu treffen; möglicherweise ist ein Vertrag zu schließen, der auch den Umfang der Evaluation und den Zeitpunkt der Ergebnisvorgabe klärt. Dabei ist darauf zu achten, dass Unabhängigkeit vom Auftraggebenden oder von Interessengruppen bei der Durchführung und Interpretation der Befunde gewährleistet ist. Was sind die Zuständigkeitsbereiche der Evaluierenden? Gibt es möglicherweise hinter den genannten Evaluationszielen andere Ziele? Besteht Einigung über die zugrundeliegenden Prinzipien der wissenschaftlichen Evaluation und über die Einhaltung ethischer Standards für alle sechs Phasen, so wie sie etwa von der

„Evaluation research society“ formuliert worden sind (Koch & Wittmann, 1990)? In welcher Form sind Evaluationsergebnisse festzuhalten? An wen sind sie gerichtet? Was geschieht, wenn die Evaluation aufgrund unterschiedlicher Ursachen scheitert?

Sodann ist es notwendig, sich mit den spezifischen Inhalten und der Vorgeschichte des Trainings vertraut zu machen. Exemplarische Fragen hierzu sind: Gibt es Veröffentlichungen zu dem Training? Wurde das Training bereits in der Vergangenheit einmal evaluiert? Wenn ja, wie wurde dort vorgegangen, welche Ergebnisse erbrachte dies, und von welchen Fallstricken wird berichtet? Besteht die Möglichkeit, mit früheren Teilnehmenden des Trainings zu sprechen?

Ad 2: Struktur und Untersuchungsverfahren

Das Evaluationsdesign ist ausführlich zu begründen und zu beschreiben. Dazu ist zunächst die grundlegende Entscheidung über den Evaluationstyp zu fällen (summative versus formative Evaluation). Sodann sind die Ziele der Evaluation und ihre Messvariablen festzulegen: Welche Theorien und Konzepte stehen hinter dem Training? Was sind die genauen Inhalte des Trainings, was soll mit ihm erreicht werden? Auf welchem Wege wird dies versucht? Wann wäre das Training ein Erfolg für wen und unter welchen Bedingungen? Anhand welcher Messkriterien kann man den Erfolg festmachen? Anhand welcher Kriterien soll das Training evaluiert werden (z. B. Effektivität, Aufwand, Angemessenheit etc.)?

Welcher Untersuchungsplan ist zu wählen? Zu welchem Zeitpunkt sind Daten zu erheben? Welche Variablen sind anhand welcher Gruppen zu operationalisieren? Sind die Stichproben ausreichend groß? Was geschieht bei selektiven Drop-Outs? Welche Stör- oder Kontrollvariablen sind zu erheben? Welche weiteren Datenquellen stehen zur Verfügung?

Ad 3: Datenerhebung und Datenaufbereitung

Vor der Datenerhebung sind die Auswertungsmethoden festzulegen: Wie möchten Sie Ihre Daten auswerten (z. B. mittels Gruppenvergleiche oder Zusammenhangsanalysen)? Auf welchem Skalenniveau müssen die Variablen dazu erhoben werden?

Nach der Datenerhebung sind die Daten entsprechend dieses Plans aufzubereiten, indem z. B. Fragebogendaten digitalisiert oder halbstrukturierte Interviews transkribiert werden. Vorkehrungen für Qualitätssicherungen und -kontrollen sind einzurichten.

Ad 4: Datenanalyse und Dateninterpretation

Die Daten sind auszuwerten und zu interpretieren. Zu welchen Fragestellungen lassen sich Aussagen treffen, zu welchen möglicherweise nicht? Bei quantitativen Verfahren sind sowohl statistische als auch praktische Signifikanzen zu nennen. Ursache-Wirkungs-Hypothesen sind zu hinterfragen, indem auch konkurrierende Erklärungshypothesen überprüft werden.

Ad 5: Mitteilung und Veröffentlichung

Die Ergebnisse müssen mitgeteilt und in dem vorher festgelegten Rahmen veröffentlicht werden. Dabei sollte nicht nur die Kommunikation an den Auftraggebenden und Durchführenden des Trainings bedacht werden, sondern auch, wie die Teilnehmenden des Trainings nach der Follow-up Erhebung über die Evaluationsergebnisse zu informieren sind.

Ad 6: Umsetzung der Ergebnisse

Schließlich sind die Ergebnisse entsprechend der Absprachen umzusetzen. Fehlinterpretationen oder gar Missbrauch der Befunde ist zu verhindern. Dies kann z. B. geschehen, indem sauber zwischen Befunden, Interpretationen und abgeleiteten Empfehlungen unterschieden wird und die Evaluierenden in ihrer Rolle bleiben.

Was Sie wissen sollten und worüber Sie nachdenken sollten

  • Was versteht man unter Professionalisierung im engeren und weiteren Sinne?
  • Welche Kernkompetenzen benötigen Umweltpsycholog:innen?
  • Was bedeutet interne und externe Gestaltung?
  • Welche Gestaltungsaufgaben hat die Umweltpsychologie?
  • Welche Schritte umfasst ein wissenschaftliches Evaluationsprogramm? Was sind die wesentlichen Inhalte dieser Schritte?
  • Welche Berufsfelder stehen Umweltpsycholog:innen offen?

Wie Sie Erfahrung durch Projektarbeit sammeln können

Überlegen Sie sich ein umweltbezogenes Interventionsprojekt. Sie können dazu jenes nehmen, das Sie schon in Kapitel 8 entwickelt haben, ein Projekt neu entwickeln oder eines aus dem Internet oder der Zeitung auswählen. Beispiele hierzu sind die Förderung von umweltschützenden Einstellungen und Verhaltensweisen bei Kindern durch außerschulischen Unterricht (z. B. „Waldlehrgänge“ oder andere erlebnispädagogische Elemente), ein Aufklärungs- und Informationsprojekt über bedrohte Tierarten, die Neugestaltung eines Schulgebäudes mit rhythmisiertem Unterricht u.a.m. Formulieren Sie die genauen Ziele und Zielgruppen des gewählten Projekts und informieren Sie sich über die eingesetzte Methodik bzw. legen Sie diese fiktiv fest. Entwickeln Sie sodann für dieses Projekt einen idealtypischen Evaluationsplan, der Fragestellung, Methodik (Gruppen, Design und Pläne, Variablenauswahl und Messmethode), Auswertungsmethoden und -strategien berücksichtigt. Überlegen Sie sich, welche Evaluationsziele Sie mit diesem Plan erreichen können, und über welche Fragestellungen Sie keine Aussagen treffen können. Diskutieren Sie abschließend, in welchen Aspekten sich der idealtypische Evaluationsplan in der Praxis realisieren lässt und in welchen nicht: Welche Abstriche sind akzeptabel und welche nicht, um ausreichend gesicherte Aussagen über die Wirksamkeit des Projekts zu machen?

Überlegen Sie zunächst für sich alleine und diskutieren Sie dann in der Gruppe folgende Fragen: Wie sieht Ihre persönliche Kompetenzbilanz im Bereich der Umweltpsychologie aus? Wo sehen Sie Ihre Stärken, was möchten Sie noch lernen? Welche Möglichkeiten und Wege gibt es, damit Sie diese Dinge noch erlernen können? Wo können Sie Ihr Wissen und Ihre Kenntnisse in der Praxis erproben?

Literatur

Homburg, A., & Matthies, E. (1998). Umweltpsychologie: Umweltkrise, Gesellschaft und Individuum. Juventa.

Koch, U., & Wittmann, W. W. (Hrsg.). (1990). Evaluationsforschung. Bewertungsgrundlage von Sozial- und Gesundheitsprogrammen. Springer.

Mieg, H. A. (2010). Professionalisierung von Umweltexpertise. In V. Linneweber, E.-D. Lantermann, &
E. Kals (Hrsg.), Spezifische Umwelten und umweltbezogenes Handeln (S. 855-881). Hogrefe.

Schweizer-Ries, P. (2010). Umweltplanung, Vorgehensweise und Evaluation von Interventionen. In
V. Linneweber, E.-D. Lantermann, & E. Kals (Hrsg.), Spezifische Umwelten und umweltbezogenes Handeln (S. 1031-1057). Hogrefe.

 

 

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