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Begriff Erklärung
Bewegungsparallaxe (motion parallax)

Ein bewegungsinduziertes Tiefenkriterium, dem zufolge sich bei Eigenbewegung ein Objekt am Horizont langsamer „bewegt“ und länger im Gesichtsfeld verbleibt als ein nahes Objekt.

Bildgebende Verfahren (imaging techniques)

Neurophysiologische Methoden u. a. zur Erfassung von Gehirnprozessen als Folge von Reizdarbietungen. Zu den momentan gängigen Verfahren gehören die Positronenemissionstomografie (PET), die funktionelle Kernspintomografie (fMRI), das ereigniskorrelierte Potenzial (EKP bzw. ERP) und die Magnetencephalografie (MEG).

Bindungsproblem (binding problem)

Das in Merkmalstheorien aufgrund der Annahme verteilter Codierungen hervorgerufene Problem, wie die verschiedenen Merkmale bei der Objekterkennung integriert werden. Neurophysiologisch entspricht es dem Problem, wie die Aktivitäten in den verschiedenen spezialisierten Hirnarealen zueinander in Beziehung gesetzt werden.

Bottom-up-Verarbeitung (bottom-up processing)

Von der Stimulation an den Rezeptoren ausgehende Verarbeitungsprozesse, die weitgehend unabhängig von anderen kognitiven Prozessen (z. B. Gedächtnis, Motivation) verlaufen.

Corticaler Vergrößerungsfaktor (cortical magnification factor)

Auf dem Cortex hat man räumlich retinotop-organisierte Karten nachweisen können, in denen allerdings den fovealen Regionen weit mehr Platz eingeräumt wird als den retinal peripheren Regionen.

Elementenpsychologie (elementarism)

Die Vorstellung, dass Wahrnehmung aus elementaren Empfindungen besteht und sich auf diese reduzieren lässt.

Figur-Grund-Problem (figure-ground problem)

Die perzeptive Trennung von Figur und Hintergrund. Das Figur-Grund-Problem wird beispielsweise beim Rubin’schen Kippbild deutlich.

Gestaltgesetze (gestalt principles)

Auf die Gestaltpsychologen zurückzuführende Prinzipien, die eine Organisation in der Wahrnehmung bewirken. Neben dem übergeordneten Prägnanzprinzip (Gesetz der guten Gestalt) sind dazu die Gesetze der Gleichartigkeit, der Nähe, der Geschlossenheit usw. formuliert worden.

Gestaltpsychologie (gestalt psychology)

Stellt die Bedeutung der gestalthaften Organisation von Einzelelementen in den Vordergrund, die dadurch Eigenschaften erlangen, die nicht in den Einzelelementen enthalten sind.

Homunculus-Problem (homunculus problem)

Die Erklärung eines kognitiven Prozesses mithilfe eines „kleinen Menschen im Kopf “ (nicht zu verwechseln mit dem kartografischen Homunculus im somatosensorischen Cortex).

Horopter (horopter)

Theoretischer Kreis durch den Fixationspunkt und die beiden optischen Mittelpunkte der Augen. Auf ihn fallen korrespondierende Netzhautstellen.

Korrespondenzproblem (correspondence problem)

Es bezeichnet in der Tiefenwahrnehmung das bei Querdisparation vorliegende Problem, wie die korrespondierenden Informationen der beiden Netzhauthälften zueinander in Beziehung gesetzt werden. Das Korrespondenzproblem stellt sich auch bei stroboskopischen Scheinbewegungen, hier allerdings zwischen zwei und mehr zeitlich aufeinanderfolgenden Bild- bzw. Reizdarbietungen.

Laterale Inhibition (lateral inhibition)

Innerhalb eines neuronalen Schaltkreises geht häufig die Aktivierung eines Neurons mit der Hemmung benachbarter Neurone einher.

Merkmalsanalyse (feature analysis)

Verarbeitungsansätze der Merkmalsanalyse gehen davon aus, dass Objekte bzw. Figuren durch Merkmale repräsentiert sind, denen eine entscheidende Rolle bei der Objekterkennung und -identifizierung zukommt. Prominente Beispiele sind das Pandämonium-Modell und die Merkmalsintegrationstheorie.

Psychophysik (psychophysics)

Die klassische Psychophysik befasst sich mit der Analyse und der Bestimmung der quantitativen Transformationsgleichungen zwischen einer sensorischen Eingangsgröße und einer am Empfinden und Verhalten orientierten Ausgangsgröße.

Psychophysische Methoden (psychophysical methods)

Die vorwiegend innerhalb der klassischen Psychophysik entwickelten Methoden zur Bestimmung des Zusammenhangs der sensorischen Eingangsgröße und der am Empfinden und Verhalten orientierten Ausgangsgröße. Man unterscheidet im Wesentlichen die Grenz-, die Konstanz-, die Herstellungsmethode und die Methode der direkten Größenschätzung.

Querdisparation (binocular disparity)

Ein Tiefenkriterium, das die beiden geringfügig unterschiedlichen Augenblickwinkel berücksichtigt.

Rezeptives Feld (receptive field)

Im visuellen Kontext ist ein rezeptives Feld derjenige Teil der Retina, der sich – sobald entsprechend stimuliert – auf das Antwortverhalten eines Neurons im visuellen Verarbeitungspfad auswirkt. Je weiter das Neuron von der Retina entfernt ist, desto größer ist in der Regel sein rezeptives Feld.

Schablonenvergleich (template matching)

Die Vorstellung, wonach ein Objekt mit im Wissensgedächtnis gespeicherten Schablonen (Prototypen) verglichen und so identifiziert wird.

Scheinbewegung (apparent motion)

Räumlich und zeitlich getrennte Reize werden unter optimalen Bedingungen als kontinuierlich bewegende Reize wahrgenommen. Zu den Scheinbewegungsphänomenen gehören u. a. der Bewegungsnacheffekt (motion-after effect) und die stroboskopischen Bewegungen (stroboscopic movement).

Sensorische Adaptation (sensoric adaptation)

Allgemein die Anpassung eines sensorischen Systems an eine lang andauernde Stimulation. So liegt beispielsweise erst nach erfolgter Dunkel- oder Helladaptation eine optimale Sensitivität vor.

Signalentdeckungstheorie (signal detection theory, SDT)

Die SDT geht von der Grundannahme aus, dass die Wahrnehmung eines Signals vor dem Hintergrund eines Rauschens erfolgt. Sie erlaubt eine unabhängige Schätzung des Sensitivitätsparameters d′ und des Entscheidungskriteriums c aufgrund der Treffer (hits) und der falschen Alarme (false alarms) des Vierfelderschemas einer Entdeckungsaufgabe.

Stevens’sche Potenzfunktion (Stevens’s power law)

Eine von Stevens modifizierte Gesetzmäßigkeit zum Zusammenhang der physikalischen Reizgröße I und der Empfindungsgröße E. Es lautet E = aIb, wobei a als konstanter Wert von der skalierten Maßeinheit abhängt und b – ebenfalls als konstanter Wert – das jeweilige Sinnesgebiet und die Sinnesleistung repräsentiert.

Tiefenkriterien (depth cues)

Raum- und Tiefenwahrnehmung wird durch monokulare (Linearperspektive, Texturgradient, Verdeckung usw. bei ruhendem Auge), binokulare (Querdisparation), okulomotorische (Konvergenz und Akkommodation) und bewegungsinduzierte (Bewegungsparallaxe, visuelle Flussmuster) Tiefenkriterien vermittelt.

Top-down-Verarbeitung (top-down processing)

Verarbeitungsrichtung, die an einem vergleichsweise hohen Verarbeitungsniveau ansetzt und daher den Gegensatz zur reizgetriebenen Verarbeitung bildet.

Wahrnehmungskonstanz (perceptual constancy)

Trotz zum Teil sehr unterschiedlicher retinaler Projektionsbedingungen werden Reize weitgehend unverändert wahrgenommen. Man unterscheidet die Helligkeits- bzw. Farbkonstanz, die Größenkonstanz und die Formkonstanz (auch Objektkonstanz).

Wahrnehmungsschwelle (perceptual threshold)

In der Psychophysik unterscheidet man die absolute Schwelle (die Mindeststärke eines physikalischen Reizes, die einen gerade überschwelligen Wahrnehmungseindruck hervorruft) und die Unterschiedsschwelle (Schwelle des eben merklichen Unterschieds, also der physikalische Mindestunterschied zwischen zwei Reizen, damit diese als zwei verschiedene Wahrnehmungsereignisse empfunden werden). Wahrnehmungsschwellen lassen sich mithilfe psychophysischer Methoden bestimmen.

Weber’sche Konstante (Weber’s law)

Das Verhältnis zwischen einem Standardreiz und einem Reiz mit eben merklichem Unterschied ΔI ist – zumindest innerhalb eines gewissen Grenzbereichs – konstant. Aus dieser Gesetzmäßigkeit ergibt sich das Fechner’sche Gesetz (bzw. das Weber-Fechner’sche Gesetz).

Ambiguität (ambiguity)

Mehrdeutigkeit in der Interpretation eines Schallereignisses.

Audiometrie (audiometry)

Erfassung der Leistungsfähigkeit des Hörsystems, z. B. Sprachverständlichkeitstest (Sprachaudiometrie) oder Bestimmung von Absolutschwellen für Sinustöne definierter Frequenzen (Reintonaudiometrie).

Auditive Szenenanalyse (auditory scene analysis)

Strukturieren einer Schallmischung in die konstituierenden Schallquellen, indem zusammengehörende Signalanteile verbunden (integriert) und nicht zusammengehörende Anteile getrennt (segregiert) werden.

Aufmerksamkeit (attention)

Priorisierung der Verarbeitung eines Schallereignisses auf Kosten anderer Schallereignisse; ausgelöst durch Intentionen des Hörers (willkürlich) oder durch Eigenschaften des Schallereignisses (unwillkürlich).

Binaurales Hören (binaural hearing)

Abgleich der am linken und rechten Ohr anliegenden Informationen; von großer Bedeutung für die Lokalisierung von Schallquellen und für die ortsbasierte Zuwendung von Aufmerksamkeit auf eine Schallquelle.

Bistabilität (bistability)

Eigenschaft des auditiven Systems, im Fall ambigen Inputs zwei konkurrierende mentale Repräsentationen zu bilden und zwischen diesen hin und her zu wechseln.

Hörbahn (auditory pathway)

Verarbeitungspfad auditiver Informationen zwischen Peripherie und Cortex; beinhaltet im Vergleich zum visuellen System eine hohe Anzahl an Schaltstellen, was auf ein hohes Maß an Vorverarbeitung hinweist.

Multistabilität (multistability)

Eigenschaft des auditiven Systems, im Fall ambigen Inputs mehrere konkurrierende mentale Repräsentationen zu bilden und zwischen diesen hin und her zu wechseln.

Prädiktion (prediction)

Vorhersage zukünftiger auditiv-sensorischer Informationen auf der Basis mentaler Modelle (die beispielsweise anhand von Regularitäten in der Reizabfolge gebildet werden); vereinfacht zahlreiche Probleme der auditiven Wahrnehmung.

Tinnitus (tinnitus)

Subjektive Wahrnehmung von Geräuschen (z. B. Klingeln) im Ohr ohne adäquate externe Reize; oft bedingt durch corticale Reorganisationsprozesse nach peripherer Schädigung des Hörsystems; gelegentlich auf interne physiologische Geräusche zurückzuführen (objektiver Tinnitus).

Überlagerung (superposition)

Eigenschaft von Schallwellen, sich bei gleichzeitigem Vorhandensein mehrerer Schallquellen aufzusummieren (im Unterschied zur Verdeckung im visuellen System).

Versteckter Hörverlust (hidden hearing loss)

Periphere Schädigung des auditiven Systems, die sich nicht in erhöhten Absolutschwellen für die Detektion auditiver Reize niederschlägt und daher in der Vergangenheit fälschlicherweise als zentrale Schädigung interpretiert wurde.

Bauchrednereffekt (ventriloquist effect)

Intersensorische Beeinflussung, bei der der Ort eines auditiven Reizes zum Ort eines gleichzeitigen visuellen Reizes hin verschoben wahrgenommen wird. Dies geschieht etwa bei der Zuordnung gehörter Sprache zu den gesehenen Mundbewegungen der Puppe eines Bauchredners. Beim zeitlichen Bauchrednereffekt hingegen wird der Zeitpunkt eines meist visuellen Reizes zum Zeitpunkt eines leicht asynchronen auditiven Reizes hin verschoben wahrgenommen.

Disambiguierung (disambiguation)

Multisensorische Kombination, bei der Information aus einem Sinn durch Information aus einem anderen Sinn eine eindeutige Interpretation erhält.

Intersensorische Beeinflussung (crossmodal bias)

Die Wahrnehmung eines Reizes in einem Sinn wird durch einen gleichzeitigen Reiz in einem anderen Sinn systematisch beeinflusst.

Koordinatensystem (coordinate frame)

Ein Koordinatensystem dient zur eindeutigen Bestimmung der Position eines Objekts oder Ereignisses. Bei der Verarbeitung sensorischer Information spielen verschiedene Koordinatensysteme eine Rolle, die Positionen z. B. relativ zum Auge, zum Kopf oder zum Körper codieren. Damit räumliche Information aus verschiedenen Sinnen aufeinander bezogen werden kann, ist in der Regel eine Transformation zwischen den Koordinatensystemen erforderlich.

Korrespondenzproblem (correspondence problem)

In natürlichen Umwelten liegt eine Vielzahl von Reizen an jedem unserer Sinne an. Das Wahrnehmungssystem muss erkennen, welche Information aus den verschiedenen Sinnen zu demselben Ereignis oder Objekt gehört und daher gemeinsam verarbeitet werden sollte.

McGurk-Effekt (McGurk effect)

Intersensorische Beeinflussung, bei der die gesehenen Mundbewegungen beim Aussprechen einer Silbe (z. B. /ga-ga/), die auditive Verarbeitung einer akustisch präsentierten zweiten Silbe (z. B. /ba-ba/) verändern. Gehört wird dann eine dritte Silbe (im Beispiel /da-da/). Der McGurk-Effekt zeigt, dass bei der Sprachwahrnehmung visuelle mit auditiver Information integriert wird.

Multisensorische Integration (multisensory integration)

Prozesse, die redundante Information aus verschiedenen Sinnen zu einem einheitlichen Wahrnehmungseindruck über einen Aspekt eines Objekts oder Ereignisses verarbeiten. Beachten Sie, dass in einigen Teilen der Literatur der Begriff „multisensorische Integration“ in einer umfassenderen Bedeutung verwendet wird.

Multisensorische Kombination (multisensory combination)

Prozesse, die einander ergänzende, nicht überlappende Information aus verschiedenen Sinnen zu einer gemeinsamen, validen und unter Umständen mehrdimensionalen Repräsentation von einem Objekt oder Ereignis miteinander verknüpfen.

Multisensorische Konvergenzzone (multisensory convergence zone)

Höheres corticales Areal, in dem afferente Nervenbahnen aus „unisensorischen“ Arealen verschiedener Sinne konvergieren und in dem multisensorische Neurone die Information aus verschiedenen Sinnen gemeinsam verarbeiten. Multisensorische Konvergenzzonen liegen oft an den Grenzregionen „unisensorischer“ Areale.

Multisensorische Verarbeitung (multisensory process)

Oberbegriff für jedes beliebige multisensorische Phänomen und jede Interaktion zwischen mindestens zwei Sinnen.

Multisensorisches Neuron (multisensory neuron)

Einzelnes Neuron, das auf Reize aus verschiedenen Sinnen reagiert. Das Vorhandensein multisensorischer Neurone belegt multisensorische Verarbeitung auf neurophysiologischer Ebene und stellt ein wichtiges Definitionskriterium für multisensorische Hirnareale dar.

Optimale Integration (optimal integration)

Spezialfall der (robusten) schwachen Fusion, bei der die Gewichte der Einzelschätzer optimal gewählt sind, sodass sie bei gegebener Präzision der Einzelschätzer die Präzision des Gesamteindrucks maximieren. Die empirische Überprüfung, ob optimale Integration vorliegt, kann nur vorgenommen werden, wenn gleichzeitig gewisse mathematische Annahmen getroffen werden, etwa über die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Einzelschätzer.

Orthogonale Hinweisreizaufgabe (orthogonal cueing-paradigm)

In dieser Aufgabe wird die Aufmerksamkeit durch einen Hinweisreiz (cue) auf die linke oder rechte Seite der Körpermittellinie der Versuchsperson gelenkt. Danach erscheint ein Zielreiz (links oder rechts) an einer oberen oder unteren Position. Versuchspersonen sollen per Drücken auf eine obere oder untere Taste schnell entscheiden, ob der Zielreiz oben oder unten erschienen ist. Die beurteilte Reizdimension und die Dimension der geforderten Reaktion sind orthogonal zur Dimension, entlang derer Aufmerksamkeit manipuliert wird. Hinweis- und Zielreiz können sich auf unterschiedliche Sinne beziehen, um die Kopplung der Aufmerksamkeit zwischen Sinnen zu studieren.

Perturbationstechnik (perturbation technique)

Bei dieser Technik werden künstliche Objekte präsentiert, bei denen redundante Signale leicht diskrepante Information über eine Eigenschaft des Objekts liefern. Die Diskrepanzen sind klein, sodass sie nicht bemerkt werden können und auch durch die begrenzte Präzision sensorischer Verarbeitung zustande gekommen sein könnten. Der beim künstlichen Objekt wahrgenommene Wert der Eigenschaft wird zu den Werten der einzelnen Signale (oder besser zu deren wahrgenommener Größe) in Bezug gesetzt, um die Beiträge einzelner Signale bei der Integration redundanter Information zu bestimmen.

Präzision (precision)

Der Begriff der Präzision bezieht sich hier auf das Ausmaß unsystematischer Ungenauigkeiten, mit denen ein Schätzer eine Eigenschaft der Umwelt abbildet. Abzugrenzen ist der Begriff „akkurat“, der sich auf systematische Ungenauigkeiten bezieht. Die Präzision in der Wahrnehmung kann z. B. über Diskriminationsschwellen bestimmt werden.

Redundante Information (redundant information)

Überlappende Information in verschiedenen Sinnen oder in verschiedenen Signalen eines Sinnes, die dieselbe Eigenschaft eines Objekts oder Ereignisses mehrfach abbildet.

Rekalibrierung (recalibration)

Damit das Wahrnehmungssystem redundante Information aus verschiedenen Sinnen korrekt aufeinander beziehen kann, muss die geschätzte Umwelteigenschaft auf einer für alle Sinne gemeinsamen Skala abgebildet sein. Mechanismen der Rekalibrierung sorgen für einen kontinuierlichen Abgleich zwischen Schätzern derselben Eigenschaft in verschiedenen Sinnen.

Robuste schwache Fusion (robust weak fusion)

Prinzipien der Integration redundanter Information, gemäß denen zunächst separate Schätzer aus jeder Einzelinformation gebildet werden, die dann entsprechend ihrer Präzision gewichtet gemittelt und zu einem Gesamteindruck „verschmolzen“ (Fusion) werden. Robust wird der Gesamteindruck dadurch, dass Einzelschätzer, deren Wert stark von allen anderen Schätzern abweicht, nur gering gewichtet werden.

Shams-Illusion (Shams’ illusion)

Intersensorische Beeinflussung, bei der die Anzahl kurzer auditiver Reize die Anzahl gleichzeitig gesehener visueller Reize systematisch beeinflusst. Initial gezeigt wurde, dass mehr als ein Lichtblitz gesehen wird, wenn ein einzelner Lichtblitz zusammen mit zwei oder mehr auditiven Reizen präsentiert wird.

Visuomotorische Adaptation (visuomotor adaptation)

Experimentelles Paradigma, bei dem Informationen des Sehsinnes verändert und in systematische Diskrepanz zu anderen Sinnen und der Motorik gebracht werden. In der klassischen Variante wird eine Prismenbrille getragen, die das Abbild der Umwelt auf der Netzhaut seitlich verschiebt. In einer Adaptationsphase führen Versuchspersonen eine sensomotorische Aufgabe durch. Initial sind die sensomotorischen Leistungen durch die Brille beeinträchtigt, werden aber nach kurzer Adaptation korrigiert. Nach längerer Adaptationsphase treten nach Absetzen der Brille negative Nacheffekte in der sensomotorischen Leistung auf. Die Effekte bei der visuomotorischen Adaptation werden durch das Zusammenwirken schneller motorischer Korrekturen und langsamer räumlicher Rekalibrierung zwischen den Sinnen erklärt.

Attenuationstheorie der Aufmerksamkeit (attenuation theory of attention)

Diese Theorie lässt eine abgeschwächte Weiterleitung und Verarbeitung nichtbeachteter Information zu. Weiterhin ist der Ort der Selektion flexibel, wenn auch relativ früh, auf einer perzeptiven Stufe, angesetzt, wobei das erreichte Analyseniveau von der verfügbaren Verarbeitungskapazität abhängt.

Aufmerksamkeitsblinzeln (attentional blink)

Einschränkung der Fähigkeit zur Verarbeitung sequenziell dargebotener Stimuli. Erklärungen gehen davon aus, dass dem Ausschnitt des visuellen Feldes, in dem eine Veränderung erfolgt, selektive Aufmerksamkeit zugewiesen werden muss, damit die Veränderung wahrgenommen bzw. in eine Gedächtnisrepräsentation überführt werden kann.

Automatische Verarbeitung (automatic processing)

Automatische Prozesse sind im Gegensatz zu kontrollierten Prozessen nicht kapazitätslimitiert und erfordern keine Aufmerksamkeit; sie lassen sich allerdings nur schwer modifizieren (s. auch kontrollierte Verarbeitung).

Dorsaler Pfad der neuronalen visuellen Verarbeitung (dorsal cortical pathway)

Dieser Pfad, auch Wo- bzw. Wie-Pfad genannt, berechnet räumliche Information für die Wahrnehmung und/oder für motorische Handlungen wie Greifen oder Augenbewegungen (s. auch ventraler Pfad der neuronalen visuellen Verarbeitung).

Filtertheorie der Aufmerksamkeit (filter theory of attention)

Nach dieser Theorie kann nur einer von zwei sich gleichzeitig in einem sensorischen (z. B. im auditiven) Speicher befindlichen Reizen aufgrund seiner physikalischen Merkmale einen selektiven Filter passieren, um in einem kapazitätslimitierten, strikt seriellen System vollständig, d. h. semantisch, verarbeitet zu werden.

Geteilte Aufmerksamkeit (divided attention)

Situationen bzw. experimentelle Bedingungen, in denen mehrere Aufgaben gleichzeitig ausgeführt werden müssen. Geteilte Aufmerksamkeit ist theoretisch von großem Interesse, da Interferenz und Leistungseinbrüche beim Ausführen multipler Tätigkeiten Rückschlüsse auf die Limitationen des menschlichen Informationsverarbeitungssystems erlauben.

Handlungssteuernde Selektion (selection for action)

Die handlungssteuernde Funktion der Aufmerksamkeit stellt das Verarbeitungssystem mit allen seinen Komponenten – von der Wahrnehmung bis zur motorischen Reaktion – so ein, dass die in der jeweils zu erledigenden Aufgabe spezifizierten Handlungsziele möglichst effizient (koordiniert) erreicht werden können.

Kontrollierte Verarbeitung (controlled processing)

Kontrollierte Prozesse sind von limitierter Kapazität, erfordern Aufmerksamkeit und können in sich verändernden Situationen flexibel eingesetzt werden (s. auch automatische Verarbeitung).

Lichtkegelmetapher der Aufmerksamkeit (spotlight metaphor of attention)

Vorstellung, dass Aufmerksamkeit wie ein Lichtkegel funktioniert, der einen bestimmten Ort beleuchtet, der prioritär verarbeitet wird; d. h., Stimuli an solchen Orten werden rascher und gründlicher verarbeitet als Stimuli an anderen Orten. Zwei kontroverse Annahmen konzipieren den Lichtkegel entweder mit einer festen Größe oder aber in Analogie zu einer Gummilinse (zoom lens) mit einer variablen Größe und einer von der Größe abhängigen Auflösung.

Modulare Theorien (modular theories)

Diese Theorien gehen – im Gegensatz zu Theorien zentraler Kapazität – von der Annahme multipler spezifischer, d. h. modularer Verarbeitungssysteme (oder -ressourcen) aus. Bezüglich der Informationsselektion nehmen modulare Theorien einen parallel-multiplen Vergleichsprozess zur Bestimmung der aktivsten (der aufgabenrelevantesten) Signale an (s. auch Theorien zentraler Kapazität).

Paradigma der visuellen Suche (visual search paradigm)

ein in der Aufmerksamkeitsforschung weit verbreiteter experimenteller Ansatz, in dem einer Versuchsperson visuelle Reize dargeboten werden, unter denen sich neben einer (variablen) Anzahl von Ablenk- oder Distraktorreizen ein Zielreiz befindet (typischerweise in der Hälfte der Durchgänge). Die Aufgabe der Versuchsperson ist es, so schnell wie möglich eine Zielreiz-anwesend- bzw. -abwesend-Entscheidung zu treffen.

Paradigma des dichotischen Hörens (dichotic listening paradigm; auch shadowing paradigm)

Experimentelles Vorgehen, bei dem dem linken und dem rechten Ohr einer Versuchsperson gleichzeitig je eine „Nachricht“ dargeboten wird, wobei sich die Nachrichten hinsichtlich verschiedener Charakteristika (von physikalischen bis semantischen) unterscheiden können. Eine der Nachrichten ist zu beschatten, d. h. laut nachzusprechen. Erhoben wird, inwieweit die Versuchsperson der nichtbeachteten Nachricht „gewahr“ wird, was oft im Sinne der Häufigkeit der Entdeckung von prädefinierten Zielreizwörtern in dieser Nachricht operationalisiert wird; weiterhin kann gemessen werden, inwieweit die nichtbeachtete Nachricht auch unbewusst verarbeitet wird.

Parallele Suche (parallel search)

Die Suchzeit in Relation zur Anzahl der Reize im Suchdisplay wird als ein Hinweis auf die beteiligten Suchmechanismen interpretiert. Suchzeiten ≤ 10 ms/Item werden dabei als Indikator dafür angesehen, dass alle Items im Display simultan, d. h. parallel, abgesucht werden (s. auch serielle Suche).

Performance-Operating-Characteristic-Kurve (POC-Kurve)

Ein aufgabendiagnostisches Werkzeug zur Leistungsanalyse in Doppelperformanzaufgaben, wobei die Abbildung der Leistung (bzw. der dafür eingesetzten Ressourcen) in einer Aufgabe als Funktion der Leistung (bzw. der dafür investierten Ressourcen) in der anderen Aufgabe erfolgt.

Performance-Resource-Funktionen (PRF; performance resource function)

Wichtiges Werkzeug zur Leistungsanalyse in Doppelperformanzaufgaben, wobei die Abbildung der Leistung als Funktion der eingesetzten Ressourcen erfolgt.

Perzeptive Selektion (perceptual selection)

Die Funktion der Auswahl bestimmter Information auf der Stufe der Wahrnehmung mit dem Ziel, diese Information dem Bewusstsein bzw. der Steuerung von Denken und Handeln zugänglich zu machen.

Psychologische Refraktärperiode (PRP; psychological refractory period)

Empirische Beobachtung, dass die Reaktionszeit auf den zweiten Reiz von zwei aufeinanderfolgenden Reizen von der Zeitverzögerung zwischen dem Darbietungsbeginn des ersten Reizes und dem des zweiten Reizes abhängt, und Interpretation im Sinne eines zentralen Engpasses (bottleneck) in der menschlichen Informationsverarbeitungskapazität.

Rezeptives Feld (RF; receptive field)

Das rezeptive Feld eines visuellen Neurons bezieht sich auf den Ausschnitt des visuellen Feldes bzw. der Retina, in dem ein Stimulus die Antwort der Zelle verändert, wobei die Größe des rezeptiven Feldes mit zunehmender Hierarchieebene des visuellen Systems zunimmt.

Selektion in der Zeit (temporal selection)

Prozesse der temporalen Selektion umfassen sowohl passive als auch aktive Effekte. Der passive Mechanismus der Aufmerksamkeitskaperung orientiert die Aufmerksamkeit auf ein neu dargebotenes Objekt, selbst wenn sich ein Merkmal schon im Display vorhandener Objekte gleichzeitig mit dem Beginn der Darbietung des neuen Objekts verändert. Aktive Priorisierung findet sich in der Vorschaubedingung bei Konjunktionssuchen, bei denen alte (schon im Display vorhandene) Items visuell markiert und von der Verarbeitung ausgeschlossen werden, wenn neue Items in einem Suchdisplay auftauchen.

Selektive Aufmerksamkeit (selective attention)

Bezeichnung für alle kognitiven und neuronalen Mechansimen der Auswahl einer definierten, zur effizienten und störungsfreien Handlungssteuerung erforderlichen Informationsmenge aus einer großen Menge visueller, auditiver, taktiler, olfaktorischer etc. Reize.

Serielle Suche (serial search)

Die Suchzeit in Relation zur Anzahl der Reize im Suchdisplay wird als ein Hinweis auf die beteiligten Suchmechanismen interpretiert. Bei linear ansteigenden Suchfunktionen (Suchrate > 10 ms/Item) nimmt man an, dass die einzelnen Display-Items sukzessive, d. h. seriell, abgesucht werden (s. auch paralle Suche).

Spatial-Cueing-Paradigma (spatial cueing paradigm)

Experimentelles Vorgehen, bei dem vor der Darbietung eines Stimulus ein Hinweisreiz (cue) mit einer bestimmten Validität auf ausgewählte Charakteristika des eigentlichen Reizes hinweist. Wichtig ist die Unterscheidung in symbolische und direkte Hinweisreize. Aus invaliden bzw. validen Hinweisreizen resultieren Leistungskosten bzw. -gewinne.

Stroop-Effekt (Stroop effect)

Bezeichnung (nach J. R. Stroop 1935) für die asymmetrische Interferenz beim Benennen der Farbe eines bunt gedruckten Farbwortes, wenn die Wortinformation mit der Farbe nicht kompatibel ist.

Theorien dimensionsbasierter visueller Aufmerksamkeit (dimension- based theories of visual attention)

Theorien der selektiven Aufmerksamkeit, die postulieren, dass Selektion aufgrund bestimmter, in eine endliche Anzahl von basalen Dimensionen organisierten Objekteigenschaften (z. B. Farbe, Helligkeit, Orientierung, Bewegung) erfolgt, bzw. dass Aufmerksamkeit zu einer gegebenen Zeit nur auf eine begrenzte Zahl von Dimensionen gerichtet werden kann.

Theorien früher Selektion (early selection theories)

Diese theoretischen Ansätze gehen davon aus, dass Information zu einem frühen Zeitpunkt in der Verarbeitung aufgrund physikalischer Eigenschaften selektiert wird (s. auch späte Selektion).

Theorien objektbezogener visueller Aufmerksamkeit (object-based theories of visual attention)

Theorien der selektiven Aufmerksamkeit, die annehmen, dass Aufmerksamkeit nicht auf einen (abstrakten) Ort, sondern auf ein bestimmtes Objekt an einem bestimmten Ort ausgerichtet wird, bzw. dass Aufmerksamkeit nur auf ein oder einige wenige Objekte zu einer gegebenen Zeit gerichtet werden kann. Objektbezogene Ansätze postulieren, dass alle Eigenschaften der beachteten Objekte gleichzeitig selektiert werden.

Theorien ortsbasierter visueller Aufmerksamkeit (space-based theories of visual attention)

Theorien der selektiven Aufmerksamkeit, die davon ausgehen, dass Aufmerksamkeit zu einer gegebenen Zeit nur auf einen oder einige wenige Orte im visuellen Feld gerichtet werden kann. Jede visuelle Information, die sich an diesen Orten befindet, wird selektiert.

Theorien später Selektion (late selection theories)

Diese theoretischen Ansätze nehmen an, dass Information aufgrund semantischer Kriterien ausgewählt wird (s. auch frühe Selektion).

Theorien zentraler Kapazität (central capacity theories)

Diese Theorien gehen von einem einzigen zentralen Allzweckprozessor mit limitierter Kapazität (GPLCP = general-purpose limited-capacity central processor) aus.

Unaufmerksamkeitsblindheit (inattentional blindness)

Die Identifikation eines zusätzlich dargebotenen Objekts gelingt nicht, wenn eine schwierige Diskriminationsaufgabe gelöst werden muss. Erklärungen gehen davon aus, dass dem Ausschnitt des visuellen Feldes, in dem eine Veränderung erfolgt, selektive Aufmerksamkeit zugewiesen werden muss, damit die Veränderung wahrgenommen bzw. in eine Gedächtnisrepräsentation überführt werden kann.

Ventraler Pfad der neuronalen visuellen Verarbeitung (ventral cortical pathway)

Dieser Pfad, auch als Was-Pfad bezeichnet, umfasst hauptsächlich Funktionen der Berechnung lokaler visueller Attribute wie Farbe, Form und Textur und in höheren Stufen die form- und farbbasierte Erkennung bzw. Kategorisierung ganzer Objekte (s. auch dorsaler Pfad).

Veränderungsblindheit (change blindness)

Ausgeprägte Veränderungen eines Objekts oder Objektmerkmals werden oft übersehen werden, wenn sie nicht im Aufmerksamkeitsfokus stehen. Erklärungen gehen davon aus, dass dem Ausschnitt des visuellen Feldes, in dem eine Veränderung erfolgt, selektive Aufmerksamkeit zugewiesen werden muss, damit die Veränderung wahrgenommen bzw. in eine Gedächtnisrepräsentation überführt werden kann.

Aufmerksamkeitsblinzeln (attentional blink)

Bei einem Strom rasch dargebotener visueller Reize wird kurz nach einem ersten Zielreiz ein zweiter Zielreiz nicht bewusst wahrgenommen.

Bahnung (priming)

Voraktivierung der Repräsentation eines Zielreizes (target) aufgrund eines zuvor gezeigten Bahnungsreizes (prime). Bahnungseffekte können anhand von verkürzten Reaktionszeiten, verringerten Fehlerraten oder aber auch anhand von verringerten neurophysiologischen Maßen der Hirnaktivierung zu den Zielreizen nachgewiesen werden. Bahnungseffekte werden häufig zur Demonstration unbewusster Wahrnehmungsprozesse verwendet.

Binokulare Rivalität (binocular rivalry)

Wahrnehmungsphänomen, für dessen Erzeugung jedem Auge ein anderer Reiz präsentiert wird. Es wird dabei trotz konstanter visueller Stimulation jeweils abwechselnd für eine bestimmte Zeit der Reiz des linken oder des rechten Auges bewusst wahrgenommen. Binokulare Rivalität wird als Stimulationsverfahren in Untersuchungen zu bewussten visuellen Wahrnehmungsprozessen eingesetzt.

Blindsicht (blindsight)

Phänomen bei Patienten mit Läsionen im primären visuellen Cortex, die trotz eines vollständigen Ausfalls der bewussten Wahrnehmung nach Aufforderung bestimmte Handlungen an visuellen Reizen ausrichten können.

Dorsaler visueller Pfad (dorsal visual pathway)

Verarbeitungsstrang innerhalb des visuellen Systems, welcher der Objektlokalisation und der visuomotorischen Koordination dient (Wo-Pfad).

Dualismus (dualism)

Philosophische Position, wonach psychische Prozesse grundsätzlich von materiellen Prozessen verschieden sind.

Eliminativer Materialismus (eliminative materialism)

Philosophische Position, wonach psychische Prozesse mit materiellen Prozessen (vor allem Gehirnprozessen) identisch und auf diese reduzierbar sind.

Erklärungslücke (explanatory gap)

Behauptung, dass phänomenales Bewusstsein grundsätzlich nicht durch die Angabe kognitiver oder neurobiologischer Mechanismen erklärbar ist.

Funktionalismus (functionalism)

Philosophische Position, wonach psychische Prozesse zwar auf materiellen Prozessen beruhen, aber eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen und somit nicht auf materielle Prozesse reduzierbar sind.

Monitoring-Bewusstsein (monitoring consciousness)

Wissen über die eigenen internen Zustände. Mit dem psychologischen Konzept der Metakognition vergleichbar.

Phänomenales Bewusstsein (phenomenal consciousness)

Individuelles Erleben mentaler Repräsentationen wie die Wahrnehmung „der Röte des Rots“ oder das Fühlen „des Stechens des Schmerzes“.

Phasensynchronisation neuronaler Aktivität (phase-locked synchronization of neural activity)

Die Aktionspotenziale mehrerer Neurone erfolgen zu bestimmten Zeitpunkten gleichzeitig, wenn sie Merkmale desselben Objekts codieren. Neuronaler Mechanismus, der sowohl der Bindung verschiedener Merkmale eines Objekts (zeitliche Bindungshypothese) als auch der bewussten visuellen Wahrnehmung zugrunde liegen soll.

Qualia (qualia)

Aus der Philosophie stammender, lateinischer Terminus für die Erlebniseigenschaften mentaler Repräsentationen.

Rekurrente Verarbeitung (recurrent processing)

Interaktive vorwärts- und rückwärtsgerichtete Verarbeitung zwischen niederen und höheren sensorischen Arealen. Wird als notwendiger und hinreichender Mechanismus für bewusstes Wahrnehmungserleben diskutiert.

Selbst-Bewusstsein (self-consciousness)

Wissen und Gedanken über sich selbst. Vergleichbar mit dem psychologischen Konstrukt des Selbstkonzepts. Bestandteil des Selbst-Bewusstseins ist die Repräsentation eines situationsunabhängig stabilen Ich.

Subliminale Wahrnehmung (subliminal perception)

Wahrnehmungsprozesse, die unterhalb einer gedachten Wahrnehmungsschwelle stattfinden, die für eine Reizidentifikation notwendig ist („unterschwellige Wahrnehmung“).

Unbewusste Wahrnehmung (unconscious perception)

Reizwahrnehmung ohne damit verbundenes subjektives Erleben, d. h. ohne phänomenales Bewusstsein. Die Reize werden dennoch verarbeitet und können das Verhalten beeinflussen (s. auch subliminale Wahrnehmung).

Ventraler visueller Pfad (ventral visual pathway)

Verarbeitungsstrang innerhalb des visuellen Systems, welcher der Objektidentifikation dient (Was-Pfad).

Veränderungsblindheit (change blindness)

Wahrnehmungsphänomen, wonach große Veränderungen innerhalb einer komplexen visuellen Szene nicht erkannt werden.

Visuelle Agnosien (visual agnosias)

Wahrnehmungsstörungen aufgrund der Schädigung von visuellen Arealen außerhalb des primären visuellen Cortex, welche die Integration von Reizmerkmalen betreffen.

Visuelle Extinktion (visual extinction)

Auslöschung der bewussten Wahrnehmung für einen Reiz, wenn im anderen visuellen Halbfeld gleichzeitig ein zweiter Reiz dargeboten wird. Tritt häufig bei Schädigungen im oberen Parietallappen auf und wird mit Aufmerksamkeitsdefiziten in Verbindung gebracht.

Visuelle Maskierung (visual masking)

Experimentelles Verfahren, bei dem vor und/oder nach einem Zielreiz ein anderer Reiz (Maske) präsentiert wird, wodurch der Zielreiz nicht bewusst wahrgenommen wird.

Visuospatialer Neglect (neglect)

Neuropsychologisches Syndrom, bei dem nach einer Hirnverletzung im unteren Parietallappen die bewusste Wahrnehmung für alle Reize innerhalb eines visuellen Halbfeldes ausfällt.

Wachheitszustand (wakefulness)

Erregungszustand eines Systems, der von Bewusstlosigkeit (Koma) über Schlaf bis zu Zuständen höchster Vigilanz reicht. Diese Form des Bewusstseins existiert auch bei Tieren.

Wiederholungsblindheit (repetition blindness)

Wenn zwei identische, kurz dargebotene Reize unmittelbar hintereinander wiederholt werden, wird die Wiederholung nicht bewusst wahrgenommen, sondern beide Reize werden zu einem Wahrnehmungsereignis zusammengefasst.

Zugriffsbewusstsein (access consciousness)

Repräsentationen sind Gegenstand koordinierter und kontrollierter Verarbeitungsprozesse. Zugriffsbewusstsein ist vergleichbar mit dem psychologischen Konzept von exekutiven Funktionen.

Affekt (affect)

Obergriff für alle möglichen Arten von positiven und negativen Empfindungen (Stimmung, Emotion, Schmerz etc.).

Appraisal (appraisal)

Emotionale Einschätzung von Situationen, Ereignissen oder Objekten auf verschiedenen Kriteriumsdimensionen.

Emotion (emotion)

Eine auf ein bestimmtes Objekt ausgerichtete affektive Reaktion, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergeht.

Basisaffekt (core affect)

Vermischte Rohgefühle der Angenehmheit und der Erregung

Emotionsmodul (emotion module)

Angeborenes und funktional spezialisiertes emotionales System, das auf eine spezifische Klasse von Umweltreizen selektiv anspricht, über ein eigenes biologisches System implementiert wird und weitgehend abgeschlossen von anderen Systemen operiert.

Emotionsregulation (emotion regulation)

Alle Wege und Mittel, über die Personen Einfluss darauf nehmen, welche Emotionen sie haben, wann sie sie haben und wie sie sie erleben und ausdrücken.

Erregungstransfer (excitation transfer)

Eine Resterregung aus Situation A verstärkt die emotionale Reaktion in einer nachfolgenden (emotional wahrgenommenen) Situation B.

Primäre Emotion bzw. Basisemotion (primary, basic emotion)

Biologisch fixierte Emotion, die bei allen Menschen unabhängig von ihrem Alter, Geschlecht und ihrer Sozialisation auftritt und einen unverwechselbaren Ausdruck im Verhalten findet.

Sekundäre Emotion (secondary emotions)

Komplexe Emotion, die aus vermischten Aktivierungen von zwei oder mehreren primären Emotionen hervorgeht.

Stimmung (mood)

Diffuse positive oder negative Gefühlslage ohne klaren Bezug zu einem Ereignis oder Objekt, die meistens länger andauert und eine geringe Intensität besitzt.

Amygdala (amygdala)

Paarig in den Schläfenlappen angelegte Zellgruppe, die an der Bewertung von Umweltereignissen beteiligt ist und im Zentrum eines Furcht- bzw. Meidensystems steht.

Anreiz (incentive)

Derjenige Aspekt eines Zieles, der zu der Befriedigung eines Bedürfnisses oder eines Motivs beiträgt und das Ziel damit erstrebenswert macht.

Anschluss (affiliation)

Streben nach Aufbau, Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung freundschaftlicher Kontakte zu anderen Personen.

Aufsuchenmotivation (approach motivation)

Ausrichtung von Verhalten auf einen positiv bewerteten Zustand.

Commitment (commitment)

Zielbindung; Entschlossenheit, mit der ein Ziel verfolgt wird.

Dopamin (dopamine)

Neurotransmitter, der (insbesondere im Nucleus accumbens) Prozesse der Verstärkung und Belohnung mediiert.

Erwartung (expectancy)

Nicht notwendig bewusste, subjektive Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintreten wird.

Habit (habit)

Gewohnheit, deren Stärke von der Anzahl ihrer Bekräftigungen abhängt.

Instinkt (instinct)

Ungelerntes Verhaltensmuster, das von passenden Schlüsselreizen ausgelöst wird und dann starr abläuft.

Intimität (intimacy)

Zustand wechselseitigen warmherzigen Austauschs zwischen mindestens zwei Personen.

Konflikt (conflict)

Psychischer Zustand, der sich durch das gleichzeitige Bestehen von mindestens zwei gleich starken, aber entgegen gerichteten Verhaltenstendenzen auszeichnet.

Leistung (achievement)

Streben nach Erfolg bei der Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab.

Limbisches System (limbic system)

System von corticalen und subcorticalen Strukturen, die stark miteinander vernetzt sind. Es reguliert emotionale und motivationale Prozesse im Sinne einer Schaltstelle zwischen Wahrnehmung und Motorik.

Macht (power)

Streben nach Dominanz, Einfluss und Kontrolle.

Mentales Kontrastieren (mental contrasting)

Abwechselndes Nachdenken über Konsequenzen der Zielerreichung und die möglichen Schwierigkeiten bei der Zielverwirklichung.

Motiv (motive)

Eigenschaft von Personen, auf Ziele einer bestimmten Thematik (etwa Anschluss, Macht oder Leistung) emotional anzusprechen.

Motivanregung (motive arousal)

Prozess, in dem ein (situativer oder imaginierter) Anreiz auf ein passendes Motiv einer Person trifft und einen Zustand der Motivation hervorruft.

Motivation (motivation)

Zustand zielgerichteten Verhaltens, der durch die Parameter Richtung, Intensität und Dauer beschrieben werden kann.

Motivinkongruenz (motive incongruency)

Ausmaß der Nichtübereinstimmung zwischen impliziten und expliziten Motiven.

Multi-Motiv-Gitter (MMG) (Multi-Motive Grid)

Semiprojektives Verfahren zur Erhebung von Motiven, bei dem die Probanden entscheiden müssen, ob bestimmte Aussagen zu vorgegebenen Bildern passen oder nicht.

Nucleus accumbens (nucleus accumbens)

Zellstruktur, die zu den Basalganglien gehört und für die Initiierung von Handlungen verantwortlich ist. Sie steht im Zentrum eines aufsuchenden Motivationssystems.

Operanter Motivtest (OMT) (operant motive test)

Test zur Messung impliziter Motive. Probanden antworten stichpunktartig auf zu Bildern formulierte Fragen.

Oxytocin (oxytocin)

Neuropeptid, das im Hypothalamus synthetisiert wird und eine wesentliche Rolle bei der Regulation anschluss- und intimitätsmotivierten Verhaltens spielt.

Persistenz (persistency)

Ausdauer bei der Zielverfolgung, insbesondere angesichts von Hindernissen und Widerständen.

Picture Story Exercise (PSE) (picture story exercise)

Bildgeschichtenübung. Verfahren zur Erfassung impliziter Motive. Probanden schreiben wie beim Thematischen Auffassungstest (TAT) Geschichten zu vorgegebenen Bildern. Die Geschichten werden nach Motivthemen (z. B. Leistung, Macht, Anschluss) anhand von Kategoriensystemen ausgewertet. Von den Geschichten wird auf die Motivdispositionen der Probanden zurückgeschlossen.

Selbstbestimmung (self-determination)

Ausmaß, in dem die Verfolgung eines Zieles als frei gewählt (vs. von anderen Personen vorgegeben) erlebt wird.

Selbstwirksamkeit (self-efficacy)

Subjektive Einschätzung, dass man die Verfolgung und Verwirklichung von Zielen durch das eigene Verhalten beeinflussen kann.

Testosteron (testosterone)

Primäres männliches Sexualhormon, das in den Keimdrüsen gebildet wird, aber auch zyklusabhängig schwankend bei Frauen nachweisbar ist. Es reguliert die Sexualität, beeinflusst das Streben nach Dominanz und ungehemmter Macht sowie aggressives Verhalten.

Thematischer Auffassungstest (TAT) (Thematic Apperception Test)

Projektives Verfahren, das Auskunft über das Erleben und die Wahrnehmung und über implizite Motive von Probanden Aufschluss geben soll. Probanden schreiben Geschichten zu vorgegebenen Bildern. Zur Erfassung impliziter Motive wird der Test inzwischen als Picture Story Exercise (PSE) bezeichnet.

Trieb (drive)

Aus physiologischen Mangelzuständen resultierender, unspezifischer Energetisierungszustand.

Valenz (valence)

Durch Bedürfnisse oder Motive gewichteter Anreiz.

Vasopressin (vasopressin)

Antidiuretisches Hormon, das die Aufmerksamkeit steigert und mit der Anregung des Leistungsmotivs in Zusammenhang gebracht werden konnte.

Ziel (goal)

Ein mental repräsentierter, wertgeladener zukünftiger Zustand, der Verhalten reguliert und organisiert.

Absicht (intention)

Zustand, in dem eine Person sich verbindlich auf ein Ziel festgelegt hat und entschlossen ist, die dafür notwendigen Handlungsschritte in die Tat umzusetzen.

Absichtsüberlegenheitseffekt (intention superiority effect)

Befund, dass Gedächtnisinhalte, die sich auf unerledigte Absichten beziehen, schneller und leichter abgerufen werden, was dafür spricht, dass diese Inhalte im Langzeitgedächtnis in einem Zustand erhöhter Aktivierung persistieren.

Anteriorer cingulärer Cortex (ACC) (anterior cingulate cortex)

Region im medialen Frontalhirn, von der angenommen wird, dass sie an der Überwachung von Fehlern, Reaktionskonflikten und negativen Verhaltensrückmeldungen sowie an der Einschätzung der Kosten kognitiver Kontrolle beteiligt ist.

Arbeitsgedächtnis (working memory)

Bezeichnung für die aktive Aufrechterhaltung und Manipulation aufgabenrelevanter Information. Die neurophysiologische Grundlage des Arbeitsgedächtnisses bilden Neurone im lateralen Präfrontalcortex, die Aufgabenrepräsentationen und Reiz-Reaktions-Regeln codieren und ihre Aktivität in Abwesenheit eines Reizinputs aufrechterhalten und dadurch die Verarbeitung in posterioren Hirnregionen im Sinne der aktiv gehaltenen Aufgaben modulieren können.

Belohnungsaufschub (delay of gratification)

Fähigkeit, auf eine sofortige kleine Belohnung zugunsten einer erst später verfügbaren größeren Belohnung zu verzichten.

Bewusstseinslage (mind set)

Kognitive Orientierungen in unterschiedlichen Handlungsphasen. Das Abwägen von Zielen geht mit einer realitätsorientierten Bewusstseinslage einher, in der Informationen über die Wünschbarkeit und Realisierbarkeit von Zielen unparteiisch verarbeitet werden, während das Planen und Ausführen von Handlungen mit einer realisierungsorientierten Bewusstseinslage einhergehen, in der die Aufmerksamkeit selektiv auf Informationen gerichtet ist, die die Verwirklichung der Absicht fördern.

Determinierende Tendenz (determining tendency)

In Achs klassischer Willenstheorie die Bezeichnung für teilweise unbewusst vermittelte Nachwirkungen von Absichten, durch die der Wahrnehmungs- und Denkverlauf im Sinne der Zielvorstellung abläuft.

Dysexekutives Syndrom (dysexecutive syndrome)

Sammelbegriff für Beeinträchtigungen der kognitiven Kontrolle bei Patienten mit Schädigungen des Frontalhirns, die sich in perseverativem und reizabhängigem Verhalten, mangelnder Inhibition automatischer oder habitueller Reaktionen, beeinträchtigter Handlungsplanung und Störungen der Aufmerksamkeit und des Arbeitsgedächtnisses manifestieren. Es ist umstritten, inwieweit diese Beeinträchtigungen die Störung eines einheitlichen Funktionssystems spiegeln oder funktional dissoziiert werden können.

Exekutive Funktionen (executive functions)

Sammelbezeichnung für kognitive Mechanismen, die die Koordination, Konfiguration, Überwachung und Bewertung sensorischer, kognitiver und motorischer Systeme im Sinne übergeordneter Ziele vermitteln. Beispiele sind die Inhibition inadäquater Reaktionen, die Planung neuer Handlungssequenzen, die flexible Umkonfigurierung kognitiver Einstellungen und die aktive Aufrechterhaltung aufgabenrelevanter Information. Der Begriff überlappt stark mit dem Konzept der kognitiven Kontrolle.

Handlungskontrollstrategien (action control strategies)

Metakognitive Prozesse, durch die Absichten gegen konkurrierende Motivationstendenzen abgeschirmt werden, indem die störende Reize ausgeblendet (Aufmerksamkeitskontrolle), positive Anreize der Zielerreichung fokussiert (Motivationskontrolle), absichtsförderliche Emotionen generiert (Emotionskontrolle) oder Umweltbedingung hergestellt werden, die es weniger wahrscheinlich machen, Versuchungen nachzugeben (Umweltkontrolle)

Handlungsphasen (action phases)

Aufeinanderfolgende Teilprozesse bei komplexen Handlungen, die das Abwägen alternativer Ziele, die Bildung einer verbindlichen Absicht, das Planen konkreter Handlungsschritte, die Ausführung der Handlung und die Bewertung der Handlungsergebnisse umfassen.

Handlungsschema (action schema)

In der Theorie von Norman und Shallice (1986) Bezeichnung für im Langzeitgedächtnis gespeicherte Kontrollstrukturen, die durch Auslösereize oder übergeordnete Ziele aktiviert werden und einzelne Handlungssegmente oder kognitive Operationen steuern. Handlungsschemata sind hierarchisch organisiert, wobei abstrakte Schemata untergeordnete Schemata aktivieren können und inkompatible Schemata sich wechselseitig hemmen.

Implementierungsintention (implementation intention)

Im Gegensatz zu Zielintentionen, die einen angestrebten Zielzustand repräsentieren, spezifizieren Implementierungsintentionen, unter welchen Reizbedingungen eine intendierte Handlung ausgeführt werden soll, um ein Ziel zu erreichen. Sie fördern die Wahrnehmung günstiger Gelegenheiten und die quasiautomatische Auslösung intendierter Handlungen durch die Reizbedingungen.

Intertemporaler Entscheidungskonflikt (intertemporal choice conflict)

Bezeichnung für Konflikte zwischen einer kleineren, sofort verfügbaren und einer größeren, aber erst später zu erlangenden Belohnung, wobei der subjektive Wert der späteren Belohnung umso stärker abgewertet wird, je weiter sie in der Zukunft liegt.

Kognitive Kontrolle (cognitive control)

Sammelbegriff für Mechanismen, die die flexible Koordination sensorischer, emotionaler und motorischer Prozesse im Sinne übergeordneter Ziele und die Realisierung von Absichten trotz konkurrierender Motivationsoder Reaktionstendenzen vermitteln.

Kontrolldilemma (control dilemma)

Bezeichnung für antagonistische Anforderungen bei der Handlungssteuerung wie z. B. das Ausblenden störender Reize vs. die Überwachung der Umwelt auf potenziell bedeutsame Reize (Abschirmungs-Überwachungs- Dilemma), oder die Aufrechterhaltung und Abschirmung von Absichten gegen konkurrierende Handlungstendenzen vs. das flexible Wechseln zwischen Absichten (Persistenz-Flexibilitäts- Dilemma).

Lage- vs. Handlungsorientierung (action versus state orientation)

Kontrollmodi in Kuhls Handlungskontrolltheorie. Im handlungsorientierten Zustand ist die Aufmerksamkeit auf die Verwirklichung von Absichten gerichtet, was durch die Mobilisierung positiver Emotionen und den Einsatz von Handlungskontrollstrategien unterstützt wird. Im lageorientierten Zustand neigen Personen zum Grübeln über Misserfolge, haben Schwierigkeiten, Handlungskontrollstrategien zu mobilisieren und Absichten in die Tat umzusetzen und sind weniger gut in der Lage, negativen Affekt herabzuregulieren. Der aktuelle Kontrollmodus hängt von der Interaktion situativer Bedingungen (z. B. akutem Stress) und einer entsprechenden Persönlichkeitsdisposition ab.

Modulierter Wettstreit (biased competition)

Annahme, dass kognitive Kontrolle darauf beruht, dass aktivierte Zielrepräsentationen top-down den Wettstreit zwischen konkurrierenden sensorischen oder motorischen Repräsentationen dahingehend modulieren, dass sich zielrelevante Repräsentationen durchsetzen.

Multifunktionelles Netzwerk (multiple demand network)

Bezeichnung für ein Netzwerk von Hirnregionen, das den lateralen Präfrontalcortex, Regionen im Parietalcortex, den dorsalen anterioren cingulären Cortex (dACC), das prä-supplementärmotorische Areal und die anteriore Insel umfasst und in zahlreichen Aufgaben aktiviert wird, die kognitive Kontrolle oder fluide Intelligenz beanspruchen.

N-Back-Aufgabe (n-back task)

Aufgabe, in der eine Serie von Buchstaben dargeboten wird, wobei nur auf solche Buchstaben reagiert werden soll, die mit dem Buchstaben identisch sind, der zwei oder drei Durchgänge zuvor dargeboten wurde, was die kontinuierliche Überwachung und Aktualisierung des Arbeitsgedächtnisses erfordert.

Perseveration (perseveration)

Übermäßiges Beharren auf Zielen, Verhaltensdispositionen oder Aufgabenregeln, das sich in rigidem unflexiblem Verhalten manifestiert. Perseveration kann nach Läsionen des Frontalhirns auftreten und wird mit dem Wisconsin-Kartensortiertest und Aufgabenwechselparadigmen erfasst.

Persistenz (persistence)

Bezeichnung für die Ausdauer oder Beharrlichkeit bei der Zielverfolgung, die sich u. a. darin manifestiert, dass beim Auftreten von Problemen alternative Mittel zur Zielerreichung eingesetzt und Handlungen nach einer Unterbrechung bevorzugt wieder aufgenommen werden.

Präferenzumkehrung (preference reversal)

Der Effekt, dass Personen in intertemporalen Entscheidungsaufgaben eine größere spätere gegenüber einer kleineren früheren Belohnung präferieren, solange beide Belohnungen in der Zukunft liegen, aber die kleinere Belohnung wählen, wenn diese sofort verfügbar ist.

Präfrontaler Cortex (prefrontal cortex)

Zusammenfassende Bezeichnung für die vorderen Regionen des Frontallappens, die Verbindungen zu den meisten corticalen Assoziationsfeldern und zahlreichen subcorticalen Zentren aufweisen. Der laterale Präfrontalcortex ist an kognitiven Kontrollfunktionen wie der Handlungsplanung, der Ausrichtung des Verhaltens an Zielen, der Unterdrückung inadäquater Reaktionen, der Abschirmung von Informationen gegen Störreize und der Koordination multipler Ziele beteiligt. Demgegenüber sind orbitofrontale und ventromediale präfrontale Regionen an der Regulation emotionaler Impulse, Bewertungsprozessen und der Ausrichtung des Verhaltens an soziale Normen beteiligt.

Präventive Selbstverpflichtung (precommitment)

Selbstkontrollstrategie, bei der Personen ihre eigenen zukünftigen Handlungsoptionen so einschränken, dass es unmöglich oder weniger wahrscheinlich wird, in Versuchung zu geraten oder einer zukünftigen Versuchung nachzugeben.

Prospektives Gedächtnis (prospective memory; intention memory)

Absichtsgedächtnis. Gedächtnis für Handlungen, die zu einem späteren Zeitpunkt auszuführen sind. Die Gedächtnisrepräsentation einer Absicht beinhaltet den angestrebten Zielzustand, die zur Zielerreichung notwendigen Handlungen sowie die Ausführungsbedingungen der Handlungen.

Selbstkontrolle (self-control)

Die Fähigkeit, kurzfristigen Versuchungen zu widerstehen, Belohnungen aufzuschieben und impulsive Reaktionen zu unterdrücken, um das eigene Verhalten in Einklang mit langfristigen persönlichen Zielen, sozialen Normen oder moralischen Werten zu bringen.

Übergeordnetes Aufmerksamkeitssystem (supervisory attentional system, SAS)

In der Theorie von Norman und Shallice (1986) Bezeichnung für ein Kontrollsystem, das die Aktivierung von Handlungsschemata im Sinne aktueller Ziele moduliert.

Volition (volition)

Sammelbegriff für metakognitive oder selbstregulatorische Funktionen, die die Verwirklichung von Absichten in Konfliktsituationen unterstützen, in denen starke Gewohnheiten, emotionale Versuchungen oder konkurrierende Motivationstendenzen unterdrückt oder in denen sensorische, kognitive und motorische Prozesse auf neue Weise im Sinne eines übergeordneten Zieles koordiniert werden müssen.

Wechselkosten (switch costs)

Erhöhte Reaktionszeiten und Fehlerraten beim Wechseln zwischen Aufgaben im Vergleich zur Wiederholung der gleichen Aufgabe. In den Wechselkosten spiegeln sich multiple Prozesse, u. a. der Abruf einer Aufgabenrepräsentation, die Implementierung neuer Reiz-Reaktions-Regeln sowie proaktive Interferenz durch nicht vollständig deaktivierte irrelevante Aufgaben. Aufgabenwechsel gehen mit erhöhter neuronaler Aktivierung in einem frontoparietalen Kontrollnetzwerk einher.

Willenshandlung (willed action; voluntary action)

Verhalten, das auf die Erreichung eines mental repräsentierten Zielzustands gerichtet ist und auf einer Abwägung der Erreichbarkeit und Wünschbarkeit antizipierter Handlungsergebnisse beruht.

Wisconsin-Kartensortiertest (Wisconsin Card Sorting Test)

Test zur Messung der kognitiven Flexibilität, bei dem Probanden Karten mit verschiedenen Symbolen nach wechselnden Kriterien sortieren müssen. Patienten mit Frontalhirnverletzungen zeigen dabei häufig perseveratives Verhalten und bleiben nach dem Wechsel des Sortierkriteriums trotz Fehlerrückmeldung bei der zuvor angewandten Regel.

Zeigarnik-Effekt (Zeigarnik effect)

Befund, dass Handlungen, die vor ihrer Vollendung unterbrochen wurden, besser erinnert werden als erledigte Handlungen.

Zentrale Exekutive (central executive)

Hypothetisches Kontrollsystem, das Prozesse in untergeordneten kognitiven und motorischen Subsystemen kontrollieren soll. Es ist fraglich, ob es im Gehirn tatsächlich eine solche zentrale Steuerinstanz gibt; zielgerichtetes Verhalten beruht vielmehr auf der Interaktion multipler und anatomisch weit verteilter Teilsysteme.

Ziel (goal)

Repräsentation eines angestrebten Zustands, der durch eigene Handlung erreicht werden kann und meist mit emotionalen Anreizen assoziiert ist. Ziele sind hierarchisch organisiert und reichen von weit gespannten Lebensprojekten (Familie gründen) bis zu einfachen Bewegungseffekten (Licht anschalten).

Abergläubisches Verhalten (superstitious behavior)

Die Beobachtung, dass Tiere spontan Verhalten produzieren, selbst wenn es keine Kontingenz zwischen diesem Verhalten und der Verstärkung gibt.

Assoziative Bevorzugung (associative bias)

Die Prädisposition, manche Stimuli mit ganz bestimmten anderen Stimuli oder Reaktionen zu assoziieren.

Beobachtungslernen (observational learning)

Instrumentelles Lernen allein durch Beobachten einer Modellperson, d. h. ohne Ausführung einer eigenen Reaktion.

Bestrafung (punishment)

Vorgehen des instrumentellen Konditionierens, in dem ein aversiver Reiz kontingent auf eine Reaktion folgt.

Blockierung (blocking)

Die Tendenz, dass ein Stimulus beim Konditionieren verhindert, dass ein weiterer Stimulus auf den gleichen US konditioniert wird.

Diskriminationslernen (discrimination learning)

Lernen, auf verschiedene Stimuli auch unterschiedlich zu reagieren.

Fester Intervallplan (fixed interval schedule)

Verstärkung wird auf die erste Reaktion nach Verstreichen eines festen Zeitintervalls gegeben. Zum Beispiel wird genau alle 3 min verstärkt (s. auch variabler Intervallplan).

Fester Quotenplan (fixed ratio schedule)

Verstärkung wird erst nach Ausführung einer festen Anzahl von Reaktionen gegeben. Zum Beispiel wird genau jede dritte Reaktion verstärkt (s. auch variabler Quotenplan).

Generalisationsgradient (generalization gradient)

Die Tendenz, auch auf Reize zu reagieren, die dem konditionierten Reiz (CS) ähnlich sind, wobei diese Tendenz mit zunehmender Unähnlichkeit graduell schwächer wird.

Gesetz der Wirkung (law of effect)

Die Annahme, dass Verstärkung für Lernen erforderlich ist.

Implizites Lernen (implicit learning)

Lernen in Situationen, in denen die Person Strukturen einer relativ komplexen Reizumgebung lernt, ohne dies notwendigerweise zu beabsichtigen, und in einer Weise, dass das resultierende Wissen schwer zu verbalisieren ist.

Intermittierende Verstärkung (partial reinforcement schedule)

Verstärkungsplan, bei dem im Unterschied zur kontinuierlichen Verstärkung nicht jede Reaktion verstärkt wird.

Kausallernen (response-outcome learning)

Lernen der kausalen Struktur von Ereignissen.

Klassisches Konditionieren (classical conditioning)

Die Prozedur, in der ein Organismus eine konditionierte Reaktion (CR) auf einen neutralen Reiz (CS) zeigt, wenn dieser CS mit einem biologisch bedeutsamen unkonditionierten Stimulus (US) kontingent ist, der eine unkonditionierte Reaktion (UR) auslöst.

Konditionieren höherer Ordnung (second order conditioning)

Paradigma des klassischen Konditionierens, in dem zunächst eine Assoziation zwischen einem neutralen CS1 mit einem US gelernt wird, gefolgt von dem Lernen einer Assoziation zwischen einem neutralen CS2 zu dem CS1 (s. auch sensorisches Vorkonditionieren).

Konditionierte Inhibition (conditioned inhibition)

Die bedingte Erwartung, dass ein CS mit der Abwesenheit des US assoziiert ist.

Konditionierte Reaktion (CR, conditioned response)

Die Reaktion, die beim klassischen oder instrumentellen Konditionieren gelernt wird.

Konditionierter Reiz (CS, conditioned stimulus)

Der Reiz, der den unkonditionierten Stimulus (US) beim klassischen Konditionieren signalisiert, d. h. mit ihm kontingent ist.

Konfiguraler Hinweisreiz (configural cue)

Reizkombinationen, die als gemeinsames Element mit anderen Reizen oder Reaktionen assoziiert werden.

Kontiguität (contiguity)

Das räumlich-zeitlich benachbarte Auftreten zweier Elemente.

Kontingenz (contingency)

Der Zusammenhang im Auftreten zweier Ereignisse.

Latentes Lernen (latent learning)

Lernen, das sich nicht unmittelbar im Verhalten zeigt, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt bei passender Gelegenheit im Verhalten manifest wird.

Lernen (learning)

Lernen ist ein Prozess, der als Ergebnis von Erfahrungen relativ langfristige Änderungen im Verhaltenspotenzial erzeugt.

Löschung (extinction)

Die Prozedur beim Konditionieren, den unkonditionierten Reiz (US) oder den Verstärker nicht mehr darzubieten; dies führt zum Ausbleiben der konditionierten Reaktion (CR).

Negative Verstärkung (negative reinforcement)

Prozedur des instrumentellen Konditionierens, bei der ein aversiver Stimulus durch eine Reaktion verhindert werden kann.

Operantes Konditionieren (operant conditioning)

Lernprozedur, das die Häufigkeit einer Reaktion verändert (instrumentelles Lernen).

Positive Verstärkung (positive reinforcement)

Prozedur des instrumentellen Konditionierens, bei der ein wünschenswerter Stimulus durch eine Reaktion erzeugt werden kann.

Sekundäre (generalisierte)

Verstärker (generalized reinforcers) Ursprünglich neutraler Stimulus, der mit einem biologisch bedeutsamen primären Verstärker assoziiert wird und dadurch selbst als Verstärker wirken kann.

Selbstausformung (autoshaping)

Das experimentelle Phänomen, dass Tiere spontan artspezifische Reaktionen auf Reize ausführen, die Verstärkern vorausgehen.

Sensorisches Vorkonditionieren (sensory preconditioning)

Paradigma des klassischen Konditionierens, bei dem zunächst eine Assoziation zwischen zwei neutralen Reizen (CS1 und CS2) und danach eine Assoziation zwischen CS1 und einem US gelernt wird (s. auch Konditionieren höherer Ordnung).

Unkonditionierte Reaktion (UR, unconditioned response)

Die Reaktion, die normalerweise von allein auf den konditionierten Reiz (US) auftritt.

Unkonditionierter Reiz (US, unconditioned stimulus)

Der biologisch bedeutsame Stimulus, der dem konditionierten Reiz (CS) im Paradigma des klassischen Konditionierens folgt.

Variabler Intervallplan (variable interval schedule)

Verstärkung wird auf die erste Reaktion nach Verstreichen eines variablen Zeitintervalls gegeben. Zum Beispiel wird alle 2–4 min, mit einem Mittelwert von 3 min, verstärkt (s. auch fester Intervallplan).

Variabler Quotenplan (variable ratio schedule)

Verstärkung wird erst nach Ausführung einer variablen Anzahl von Reaktionen gegeben. Zum Beispiel wird jede zweite bis vierte Reaktion verstärkt, im Schnitt jede dritte (s. auch fester Quotenplan).

Verstärker (reinforcer)

Reiz, der die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Reaktion in einem operanten Konditionierungsparadigma ändert.

Ad-hoc-Kategorien (ad hoc categories)

Kategorien, die für einen bestimmten Zweck aktuell generiert werden (z. B. „Dinge, die man aus dem Haus trägt, wenn es brennt“).

Ähnlichkeit (similarity)

Ähnlichkeit von Objekten wurde lange Zeit als Basis der Kategorienbildung angesehen. In den letzten Jahren wird allerdings deutlich, dass Ähnlichkeit selbst ein hochkomplexes Produkt einer Reihe von Kontextfaktoren ist, die bisher nur ansatzweise erforscht sind.

Ähnlichkeitsbasierte Kategorisierungstheorien (similarity-based categorization theories)

Oberbegriff zu einer Reihe von Theorien (klassische Sicht, Prototypentheorien, Exemplartheorien, Entscheidungsgrenzen), die davon ausgehen, dass Kategorisierung datengesteuert ist und von Ähnlichkeitsbeziehungen der Objekte oder Ereignisse determiniert wird.

Artefakte (artefacts)

Kategorien, die sich auf von Menschen geschaffene Objekte beziehen (z. B. Fahrzeuge, Instrumente, Möbel).

Basiskategorien (basic categories)

Psychologisch privilegierte Kategorienebene in Taxonomien. Kategorien auf dieser Ebene (z. B. Hund) werden als Erstes gelernt, am schnellsten benannt und zeichnen sich häufig durch gleichartiges Aussehen aus. In der Regel handelt es sich um die mittlere Ebene in Taxonomien. Expertise und Kultur können aber mit beeinflussen, welche Ebene die Basisebene ist.

Domänenspezifität (domain specifity)

Annahme, dass kognitive Prozesse und Kategorien nicht bereichsübergreifend gleichartig sind, sondern bereichsspezifisch operieren.

Ereignisbezogene Kategorien (event-related categories)

Kategorien, die Ereignisabläufe ausdrücken (z. B. Frühstück, Restaurantbesuch; auch Skriptkategorien genannt).

Exemplarsicht (exemplar view)

Theorie der Kategorisierung, die davon ausgeht, dass beim Lernen die einzelnen Exemplare im Gedächtnis gespeichert werden. Kategorisierung wird auf der Basis von Ähnlichkeitsvergleichen mit den einzelnen Exemplaren vollzogen.

Explizites Kategorienlernen (explicit learning of categories)

Bewusstes Suchen von Regeln, die die Kategorien unterscheiden (klassische Sicht). Solche Prozesse setzen vergleichsweise einfach strukturierte Kategorien voraus.

Funktionen von Kategorien (functions of categories)

Klassifikation, Verstehen, Lernen, Inferenzen, Erklärungen, Vorhersage, Denken, Handlungsplanung, Sprache, Kommunikation.

Generalisiertes Kontextmodell (GCM) (generalized context model)

Formal präzisierte Fassung einer Exemplartheorie der Kategorisierung.

Implizites Kategorienlernen (implicit learning of categories)

Unbewusster Erwerb von Kategorienwissen; wird bei komplexen Kategorienstrukturen vermutet.

Kategorienbasierte Induktion (category-based induction)

Schluss von bestimmten Kategorien (z. B. „Rotkehlchen haben X“) auf andere mehr oder weniger ähnliche Kategorien (z. B. „Straußenvögel haben X“). Neben der Kategorienähnlichkeit beeinflussen aber auch kausale und funktionale Beziehungen die induktiven Schlussfolgerungen.

Kategorienspezifische Defizite (category-specific deficits)

Klinische Beobachtung, dass es bei einzelnen Patienten mit Gehirnläsionen zu selektiven Problemen mit spezifischen Inhaltsbereichen kommen kann (z. B. Lebewesen vs. Artefakte).

Kausalmodelle (causal models)

Ereignisstrukturen, die Ursache- Wirkungs-Zusammenhänge beinhalten. Kausalrelationen sind asymmetrisch, da Ursachen Wirkungen hervorrufen können, aber nicht umgekehrt. Kausale Kategorien beziehen sich häufig auf Kausalmodelle (z. B. Krankheiten, bei denen Symptome und Ursachen kausal verknüpft sind).

Kategorien (categories)

Klassen von Objekten oder Ereignissen, die aufgrund von Gemeinsamkeiten zusammengefasst werden.

Klassische Sicht (classical view)

Gemäß dieser Sicht werden Kategorien in Form von notwendigen und hinreichenden Merkmalen (d. h. Definitionen) repräsentiert. Diese Sicht wird durch eine Reihe empirischer Befunde (Prototypentheorie) infrage gestellt, wie etwa den Befund, dass nicht alle Exemplare als gleich typisch für eine Kategorie angesehen werden.

Konnektionistische Lernmodelle (connectionist learning models)

Computermodelle des Lernens, die in Analogie zu neuronalen Netzwerken entwickelt wurden. Sie bestehen in der Regel aus Knoten, die Merkmale oder Kategorien codieren, und assoziativen Verbindungen, die Assoziationsstärken ausdrücken. Komplexere Modelle beinhalten auch vermittelnde weitere Knoten, die die Aufgabe haben, Merkmalskonfigurationen oder Lernexemplare zu repräsentieren. In den meisten Modellen wird eine Fehlerkorrektur-Lernregel angewandt, die die Assoziationsgewichte in Abhängigkeit von der Lernrückmeldung so modifiziert, dass die Fehler, die das Netzwerk macht, minimiert werden. Es handelt sich um assoziationistische Modelle, die dem Gedanken ähnlichkeitsbasierter Kategorisierungstheorien verhaftet sind.

Konzeptuelle Kombination (conceptual combination)

Kombination von einfachen Konzepten zu komplexeren Konzepten (z. B. Haus + Tier = Haustier).

Kreuzklassifikationen (cross classifications)

Nichthierarchische alternative Kategorisierungen des gleichen Objekts oder Ereignisses (z. B. Professorin, Psychologin, Tennisspielerin).

Linguistischer Determinismus (linguistic determinism)

Von Whorf (1956) vertretene Sicht, dass Sprache unser Denken determiniert.

Natürliche Arten (natural kinds)

Kategorien, die sich auf in der Natur vorgefundene Objekte beziehen (z. B. Tiere, Mineralien, Pflanzen).

Prototypensicht (prototype theories, probabilistic view)

Theorie der Kategorisierung, die davon ausgeht, dass Kategorienrepräsentationen nicht nur notwendige und hinreichende, sondern auch charakteristische Merkmale enthalten. Kategorien sind Abstraktionen über Lernexemplare, die nur die charakteristischen Merkmale enthalten (Prototyp). Neue Exemplare werden auf der Basis von Ähnlichkeitsvergleichen zu den Prototypen klassifiziert.

Psychologischer Essenzialismus (psychological essentialism)

Annahme, dass natürliche Arten sich durch eine gemeinsame, ihnen innewohnende Essenz auszeichnen, die entscheidend ist für die Kategorienzugehörigkeit.

Taxonomien (taxonomies)

Hierarchische Anordnung von Kategorien in über- und untergeordnete Kategorien, wobei zwischen den Ebenen Klasseninklusion besteht (z. B. Tier – Hund – Pudel).

Theorie der Entscheidungsgrenzen (decision boundaries)

Weiterentwicklung der Signalentdeckungstheorie. Die Theorie geht davon aus, dass sich Kategorienexemplare in einem multidimensionalen Merkmalsraum repräsentieren lassen. Kategorisierung besteht darin, dass man diesen Raum mithilfe von Grenzen in Segmente unterteilt, die den einzelnen Kategorien entsprechen.

Theoriensicht (theory-based categorization view; theory theory)

Diese Sicht geht davon aus, dass die meisten Kategorien nicht als Bündel definitorischer oder charakteristischer Merkmale gespeichert werden, sondern als strukturierte Gebilde, die auch funktionale und kausale Relationen zwischen Merkmalen enthalten. Kategorisierung wird in Analogie zur Wissenschaft als Vergleich zwischen Daten (Lernexemplaren) und Theorien (Kategorien) konzeptualisiert. Empirisch stehen Untersuchungen zur Rolle des Vorwissens bei der Kategorisierung im Vordergrund.

Arbeitsgedächtnis (working memory)

Struktur zur kurzfristigen Speicherung und Manipulation von Information. Am besten untersucht sind Arbeitsgedächtnisstrukturen für phonologische und visuelle Reizformate. Einer zentralen Exekutive werden Kontrollprozesse im Sinne eines Aufmerksamkeitssystems zugeordnet.

Deklaratives versus nondeklaratives Gedächtnis (declarative versus nondeclarative memory)

Populäre Dichotomie zur Unterscheidung von Gedächtnis für verbal berichtbare Episoden und Wissensbestände (deklarativ) im Gegensatz zu einer Vielzahl von Situationen, in denen sich Erfahrungsnachwirkungen zeigen, auch wenn diese nicht berichtet werden können (nondeklarativ).

Dissoziationsparadigma (dissociation paradigm)

Gegeben seien zwei Gedächtnisaufgaben GX und GY sowie zwei experimentelle Manipulationen MA und MB. Wenn sich die Manipulation MA auf die Leistung bei Aufgabe GX, aber nicht bei Aufgabe GY auswirkt, spricht man von einer einfachen Dissoziation. Eine doppelte Dissoziation liegt vor, wenn sich zusätzlich MB auf die Leistung bei Aufgabe GY, aber nicht bei Aufgabe Gx auswirkt.

Episodisches versus semantisches Gedächtnis (episodic versus semantic memory)

Deskriptive Unterscheidung innerhalb des deklarativen Gedächtnisses zwischen Erinnerungen an persönlich erfahrene, räumlich und zeitlich festgelegte Ereignisse einerseits und Sachwissen ohne zeitlich-räumliche Einbettung andererseits.

Explizite versus implizite Messung von Gedächtnisleistungen (explicit versus implicit tests of memory)

Bei einer expliziten Prüfung ist die Erinnerung an eine bestimmte Lernsituation gefordert (Beispiel: Wiedererkennen). Bei impliziten Prüfungen drückt sich die Nachwirkung einer bestimmten Lernerfahrung in einer mit weniger Fehlern behafteten oder schnelleren Verarbeitung aus (Beispiel: Sequenzlernaufgabe).

Formale Gedächtnismodelle (formal memory theories)

Mathematische Modelle des menschlichen Gedächtnisses, die versuchen, mit einem Minimum an präzise und transparent formulierten Annahmen möglichst viele Gedächtnisphänomene zu erklären.

Gedächtnistäuschungen (memory illusions)

Wenn ein erinnertes Ereignis nicht mit dem Originalereignis übereinstimmt, kann man von einer Gedächtnistäuschung sprechen. Die Untersuchung von Gedächtnistäuschungen erlaubt Rückschlüsse auf die Funktionsweise des Gedächtnisses.

Globale Gedächtnismodelle (global memory models)

Sehr leistungsfähige mathematisch formulierte Gedächtnismodelle mit der zentralen Annahme, dass die Erinnerung an ein Ereignis immer durch alle im Gedächtnis repräsentierten Inhalte mitbestimmt ist.

Kontexteffekte (context effects)

Unter Kontext verstehen wir Aspekte der physikalischen (visuellen, akustischen, olfaktorischen etc.) Umgebung, in der die Information gelernt bzw. abgerufen wird, ebenso wie innere Zustände und Stimmungslagen sowie bloß vorgestellte Kontexte und Assoziationen. Auch die spezifischen Aufgaben während der Lernphase und während der Testphase können als Kontext betrachtet werden.

Langzeitgedächtnis (long-term memory)

Struktur zur dauerhaften Speicherung von Information. Umstritten, aber letztlich nicht entscheidbar ist die Frage, ob Informationen im Langzeitgedächtnis vergessen werden, weil sie nicht mehr zugänglich sind oder weil neue Information alte verändert oder gar überschreibt.

Modales Gedächtnismodell (modal model)

Mehrspeicherkonzeption des menschlichen Gedächtnisses mit drei Hauptkomponenten: dem sensorischen Gedächtnis, dem Arbeitsgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis.

Multinomiale Modelle (multinomial models)

Stochastische Modelle, mit denen auf der Basis beobachteter Häufigkeiten von Ereignissen die Wahrscheinlichkeit bestimmter latenter Zustände geschätzt werden können. Multinomiale Modelle ermöglichen die Überprüfung psychologischer Hypothesen auf der Ebene theoretischer Konstrukte.

Proaktive Interferenz (proactive interference)

Mit proaktiver Interferenz wird der Befund beschrieben, dass eine Zielinformation aufgrund zeitlich vorangegangener Lernerfahrungen (proaktive Interferenz) später schlechter abrufbar ist (s. auch retroaktive Interferenz).

Prozessansatz (processing approach)

Analyse des Gedächtnisses als eine Menge von verschiedenen Typen von Informationsverarbeitungsprozessen. Das neuronale Korrelat dieser Prozesse spielt bei diesem Ansatz eine untergeordnete Rolle. Innerhalb dieses Ansatzes sind Konzepte wie die Transferangemessenheit der Informationsverarbeitung, die Verarbeitungstiefe sowie Interferenz- und Kontexteffekte von besonderer Bedeutung.

Retroaktive Interferenz (retroactive interference)

Mit retroaktiver Interferenz wird der Befund beschrieben, dass eine Zielinformation aufgrund zeitlich nachfolgender Lernerfahrungen später schlechter abrufbar ist (s. auch proaktive Interferenz).

Sensorisches Gedächtnis (sensory memory)

Schnittstelle zwischen Wahrnehmung und Gedächtnis, an der Information für sehr kurze Zeit in einem „reizspezifischen“ Format vorliegen soll.

Systemansatz (systems approach)

Analyse des Gedächtnisses als eine Menge von funktional und/oder neuronal verschiedenen Systemen.

Transferangemessenheit der Verarbeitung (transfer-appropriate processing)

Annahme, dass der Grad der Überlappung von kognitiven Prozessen bei der Encodierung und dem Abruf von Information die entscheidende Variable für die Güte der Gedächtnisleistung ist.

Verarbeitungstiefe (depth of processing)

Annahme, dass diejenigen Informationen, die in der Lernphase tief (semantisch) verarbeitet wurden, später besser wieder abrufbar sein sollten als nur oberflächlich (nicht semantisch) verarbeitete Informationen.

Vergessen (forgetting)

Vergessen im Langzeitgedächtnis geht vor allem auf Interferenzprozesse zurück. Wir unterscheiden proaktive und retroaktive Interferenz.

Affix (affix)

Nicht selbstständig vorkommendes, gebundenes Morphem. Gebundene Morpheme, die dem Wort vorangestellt werden, nennt man Präfixe (ent-, be- ver- usw.), solche, die dem Wort folgen, nennt man Suffixe (-ung, -lich, -keit usw.).

Aktivierung (activation)

Zustand von Repräsentationen zu einem bestimmten Zeitpunkt, der nicht dem Ruhezustand entspricht. Aktivierung kann kontinuierlich oder diskret und begrenzt oder unbegrenzt schwanken.

Artikulatoren (articulators)

Sprechwerkzeuge (Artikulationsorgane) bestehend aus Atemapparat, Kehlkopf, Nasenhöhle, Mundhöhle, Zunge, Lippen

Artikulationsort (place of articulation)

Hindernisbildende Passage bei der Artikulation; Zusammenspiel eines (relativ beweglichen) Artikulationsorgans und einer (relativ unbeweglichen) Artikulationsstelle.

Aphasie (aphasia)

Bezeichnung der Unfähigkeit, Gedanken mittels Sprache auszudrücken oder die Bedeutung von Sprache zu erfassen. Aphasie entsteht, wenn die Gehirnhälfte, die die Sprachzentren beherbergt, geschädigt ist, ohne Beeinträchtigung der Sprechorgane oder des Gehörs.

Benennungsaufgabe (naming)

Aufgabe in Experimenten, bei der Versuchspersonen Reize laut aussprechen sollen.

Bild-Wort-Interferenz (picture-word interference)

Experimentelle Methode; Variante des Priming-Paradigmas, bei der Versuchspersonen Bilder benennen sollen, während geschriebene oder gesprochene Ablenker ignoriert werden sollen.

Bottom-up (bottom-up)

Informationsfluss von Repräsentationen, die dicht an der Signaleingabe liegen, zu weiter entfernten Repräsentationen.

Derivation (derivation)

Wortbildungstyp. Im Deutschen wird Derivation durch Anfügung eines Suffix (dumm → Dummheit), Rückbildung (schauen → Schau) und Konversion (deutsch vs. Deutsch) unterschieden.

Dyslexie (dylexisa)

Spezifische Unfähigkeit oder ausgeprägte Schwierigkeit zu lesen oder zu buchstabieren bei ansonsten normalen intellektuellen Fähigkeiten.

Flexion (inflection)

Form der morphologischen Komplexität, zu der die Deklination und Konjugation gezählt werden.

Formulator (formulator)

Aufgabe des Sprachproduktionssystems, bei der lexikale Konzepte mit Lemmas verbunden, in eine syntaktische Struktur eingefügt und lautlich spezifiziert werden.

Graphem (grapheme)

Distinktive Einheit eines Schriftsystems. In Buchstabenschriften symbolisieren sie phonemische Objekte, im Idealfall Phoneme.

Hemmung (inhibition)

Vorgang, der die Aktivierung von Repräsentationen senkt. Laterale Hemmung (lateral inhibition) bezeichnet den Vorgang, dass Einheiten innerhalb einer Repräsentationsebene sich gegenseitig in ihrer Aktivierung hemmen.

Koartikulation (coarticulation)

Bezeichnung für vorwärts- oder rückwärtsgerichtete Lautanpassungen an benachbarte Laute beim Sprechen.

Kompositum (compound)

Morphologisch komplexes Wort, in dem Teile, die selbstständig vorkommen können, kombiniert werden.

Konzept (concept)

Wissen über Objekte, Geschehnisse, Zustände, Handlungen; nichtsprachlich; gespeichert im Langzeitgedächtnis; zusätzliche Repräsentation in sensomotorischen Hirnarealen.

Konzeptualisieren (conceptualiser)

Vorbereitender Vorgang bei der Sprachproduktion, bei dem auszudrückende Konzepte in eine Reihenfolge von lexikalen Konzepten gebracht werden.

Lemma (lemma)

Repräsentation im mentalen Lexikon, in der die syntaktisch-strukturellen Eigenschaften von Wörtern codiert sind (z. B. Wortklasse, Genus).

Lexikale Entscheidung (lexical decision)

Aufgabe in Experimenten, bei der Versuchspersonen entscheiden, ob eine Buchstabenfolge oder ein gesprochener Reiz ein Wort ihrer Sprache ist.

Lexikales Konzept (lexical concept)

Aus einem oder mehreren Konzepten abgeleitete Einheit, für die im mentalen Lexikon eine Repräsentation vorhanden ist.

Mentales Lexikon (mental lexicon)

Speicher des sprachlichen Wissens im Langzeitgedächtnis.

Morphem (morpheme)

Kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache.

Phonem (phoneme)

Kleinste lautliche Einheit mit bedeutungsunterscheidender Funktion. Phoneme werden beschrieben als Bündel von phonologischen Merkmalen (features).

Priming-Paradigma (priming paradigm)

Experimentelle Methode, bei der die Beziehung zwischen Vorreizen (primes) und Zielreizen (targets) manipuliert wird.

Segmentierung (segmentation)

Aktiver Prozess der Sprachverarbeitung, der den konstanten Sprachstrom in einzelne Wörter unterteilt.

Selektion (selection)

Zeitpunkt, an dem ein Wort ausgewählt wird und somit der weiteren Verarbeitung zur Verfügung steht.

Silbe (syllable)

Phonetisch-phonologische Grundeinheit gesprochener Sprache, die intuitiv nachweisbar, aber wissenschaftlich keine einheitliche Definition hat. Silben können strukturell in einen Silbenkopf (onset), einen Silbenkern (nucleus) und ein Silbenende (coda) unterteilt sein, wobei der Silbenkern die minimale Einheit bildet.

Subkategorisierungsinformation (subcategorisation information)

Strukturelle Eigenschaft von Wörtern; Information über den syntaktischen Rahmen, in dem ein Wort vorkommen kann.

Token (token)

Token sind einmalige physische Objekte mit bestimmter Lokalisierung in Raum und Zeit. Sie werden als Exemplare desselben Typs identifiziert aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit anderen Individuen und kraft ihrer Übereinstimmung mit dem Typ, den sie vertreten.

Top-down (top-down)

Repräsentationen, die weiter von der Signaleingabe entfernt sind, beeinflussen Repräsentationen, die näher zur Signaleingabe liegen.

Typ (type)

Zugrunde liegende abstrakte Einheit mehrerer Token. Ein Typ ist eine Klasse äquivalenter Token.

Verteilte Repräsentation (distributed representation)

Eine Eigenschaft wird durch ein Muster mehrerer aktivierter Repräsentationen bestimmt.

Wortform (word form)

Repräsentation der lautlichen oder orthografischen Zusammenstellung eines Wortes.

Wortklasse (word class)

Information, die spezifiziert, ob ein Wort ein Substantiv, Verb, Adjektiv usw. ist.

Wortstamm (word stem)

Teil des Wortes, der nach Entfernung von Suffixen übrig bleibt.

Ambiguität (ambiguity)

Sprachliche Stimuli können auf unterschiedlichen Ebenen mehrdeutig sein. Es gibt Mehrdeutigkeiten auf lexikalischer Ebene, wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat. Mehrdeutigkeiten auf syntaktischer Ebene liegen vor, wenn ein Satz mit mehreren syntaktischen Analysen vereinbar ist. Mehrdeutigkeiten auf semantischer Ebene liegen vor, wenn ein Satz mit unterschiedlichen Interpretationen kompatibel ist ohne syntaktisch mehrdeutig zu sein. Pragmatische Mehrdeutigkeiten liegen vor, wenn beispielsweise unklar ist, welche Intention ein Sprecher mit einer Äußerung verfolgt. Man unterscheidet außerdem zwischen lokalen Ambiguitäten, die nur vorrübergehend existieren, und globalen Ambiguitäten, bei denen auch später im Satz keine disambiguierende Information bereitgestellt wird.

Anapher (anaphor)

Wiederaufnahme in Texten (z. B. in Form von Pronomen, definite Nominalphrase) von etwas, das zuvor erwähnt wurde. Mittels anaphorischer Ausdrücke kann in Texten Kohärenz erzeugt werden.

Antezedens (antecedent)

Sprachlicher Ausdruck, auf den sich ein anaphorischer Ausdruck bezieht. So ist in dem Satzpaar „Ein Junge geht die Straße entlang. Er ist blond.“ die NP ein Junge das Antezedens des anaphorischen Ausdrucks Er.

Artikulation (articulation)

Endphase der Sprachproduktion; hier werden die Laute (oder Gebärden) motorisch im Vokaltrakt (oder mit den Armen/Händen) gebildet und veräußerlicht.

Botschaft (message)

Bezeichnet bei der Sprachproduktion die zu kommunizierende Nachricht, die in präverbaler Form vorliegt.

Coercion (coercion)

Zwang zur Uminterpretation, wenn die streng kompositionale Bestimmung der Bedeutung scheitert.

Constraints (constraints)

Randbedingungen und Kriterien, die mehr oder weniger erfüllt sein können. So könnte bei der Sprachverarbeitung ein Constraint darin bestehen, dass die aufgebaute Struktur so einfach wie möglich sein sollte.

Extension (extension)

Die Extension eines Begriffs ist das, worauf er sich bezieht. Die Extension von Hund ist die Menge aller Hunde und die Extension von glücklich die Menge aller Individuen, die glücklich sind. Die Extension eines Satzes ist sein Wahrheitswert.

Formulierung (formulation)

Zweite Phase bei der Sprachproduktion, bei der eine syntaktisch, phonologisch und phonetisch korrekte Form der präverbalen, zu kommunizierenden Botschaft gebildet wird.

Grammatik (grammar)

Regelsystem, das erlaubt zu entscheiden, ob eine bestimmte Sequenz von Wörtern ein wohlgeformter Satz einer bestimmten Sprache ist oder nicht.

Holzwegsätze (garden path sentences)

Sätze, bei denen viele Leser zunächst eine syntaktische Struktur aufbauen, die sich noch vor Satzende als falsch erweist.

Indirekter Sprechakt (indirect speech act)

Nicht explizit ausgedrückte Handlung, die mit einer sprachlichen Äußerung vollzogen wird (Versprechen, Befehlen, Drohen etc.).

Inferenz (inference)

Information, die im Satz oder Text nicht explizit ausgedrückt ist, aber vom Rezipienten erschlossen wird. Man unterscheidet Brückeninferenzen, die notwendig sind, um eine kohärente Repräsentation aufzubauen, von elaborativen Inferenzen, bei denen die Repräsentation nur ausgeschmückt wird. Brückeninferenzen werden häufig auch als Rückwärtsinferenzen und elaborative Inferenzen als Vorwärtsinferenzen bezeichnet.

Inkrementalität (incrementality)

Der Begriff bezieht sich auf den Zeitverlauf der Verarbeitung. Bei der Sprachrezeption wird inkrementell verarbeitet, wenn mit der Verarbeitung eines sprachlichen Ausdrucks (z. B. Satz) begonnen wird, obwohl er noch nicht vollständig vorliegt. Bei der Produktion wird inkrementell verarbeitet, wenn mit der Verarbeitung eines sprachlichen Ausdrucks (z. B. Satz) auf einer bestimmten Verarbeitungsstufe begonnen wird, obwohl die Verarbeitung auf der vorherigen Stufe noch nicht abgeschlossen ist.

Intension (intension)

Die Intension eines sprachlichen Ausdrucks ist sein konzeptueller Gehalt. Sätze sind in einer intensionalen Semantik nicht an sich wahr oder falsch, sondern immer nur in Bezug auf bestimmte Situationen (Zeiten, Welten) es sei denn es handelt sich um Tautologien oder Kontradiktionen. Die Intension eines Satzes ist eine Funktion, die für jede Situation angibt, ob der Satz wahr oder falsch ist.

Interactive Alignment (interactive alignment)

Automatischer Prozess, der durch die Sprachproduktion im Dialog führt. Dies geschieht durch eine Angleichung der beiden Sprecher auf fast allen Ebenen der Sprachproduktion (z. B. lexikalisch, syntaktisch).

Kohärenz (coherence)

Inhaltlicher Zusammenhang zwischen Sätzen.

Kohäsion (cohesion)

Formaler Zusammenhalt zwischen Sätzen, der durch spezielle sprachliche Hinweisreize vermittelt wird (z. B. Pronomina, Deiktika, Konnektiva).

Kompetenz (competence)

Das Wissen, das ein Sprecher über seine Sprache besitzt und das seinem sprachlichen Verhalten zugrunde liegt.

Kompositionalität (compositionality)

Semantisches Prinzip, wonach die Bedeutung eines aus Teilausdrücken zusammengesetzten Ausdrucks durch die Bedeutung seiner Teile sowie der Art und Weise ihrer Zusammensetzung bestimmt ist. Dieses Prinzip geht auf den Logiker Gottlob Frege zurück und wird deshalb teilweise auch als Frege-Prinzip bezeichnet.

Koreferenz (coreference)

Zwei sprachliche Ausdrücke gelten als koreferent, wenn sie sich auf dieselbe Diskursentität beziehen. Häufig sind das Antezedens und der anaphorische Ausdruck koreferent.

Konzeptualisierung (conceptualization)

Erste Phase der Sprachproduktion, auf der die präverbale Botschaft entsteht und damit der Inhalt der sprachlichen Äußerung unter Berücksichtigung der aktuellen Situation, unseres Vorwissens und anderen Umgebungsfaktoren festgelegt wird.

Modularität (modularity)

Sichtweise, wonach der menschliche Geist in einzelne Module unterteilt ist, die unabhängig voneinander arbeiten und die jenseits von Ein- und Ausgabeprozessen nicht miteinander interagieren. Jerry Fodor gilt als einer der stärksten Verfechter.

Monitoring (monitoring)

Überwachung der bei der Sprachproduktion produzierten Äußerung, die gegebenenfalls in Korrekturprozesse mündet.

Performanz (performance)

Beobachtbares sprachliches Verhalten, das begrenzt ist durch Kapazitätsbeschränkungen des kognitiven Apparats, aber auch durch temporäre Faktoren (z. B. Müdigkeit, Ablenkung).

Pragmatik (pragmatics)

Beschäftigt sich mit dem kontextabhängigen Gebrauch von Sprache und mit dem sprachlichen Handeln (Sprechakte).

Propositionen (propositions)

In der Sprachpsychologie bezeichnet der Begriff „Proposition“ eine Form der Bedeutungsrepräsentation einer Aussage. Es handelt sich um eine symbolische und amodale Repräsentation, die aus einer Relation und einem oder mehreren Argumenten besteht. Die Elemente von Propositionen sind Konzepte oder selbst wieder Propositionen.

Semantik (semantics)

Bedeutung sprachlicher Zeichen.

Spoonerismus (spoonerism)

Versprecher, bei dem Phoneme zu Wortbeginn vertauscht werden, woraus meist neue sinnhafte (aber nicht beabsichtigte) Äußerungen entstehen.

Sprechakt (speech act)

Handlung, die mit einer sprachlichen Äußerung vollzogen wird.

Subkategorisierungseigenschaften (subcategorization)

Die Subkategorisierungseigenschaften eines Verbs beziehen sich auf die Art und Anzahl der Ergänzungen, die es fordert. Die Angaben darüber stehen im sogenannten Subkategorisierungsrahmen des Verbs. Ein ditransitives Verb wie geben verlangt zwei Objekt-NPs (Subkategorisierungsrahmen: „__ NPNP“).

Syntaktische Planung (syntactic planning)

Wahl der syntaktischen Struktur bei der Sprachproduktion.

Syntaktische Persistenz (syntactic persistence)

Tendenz, syntaktische Strukturen aus vorausgehenden Sätzen bei der Produktion eines neuen Satzes zu übernehmen.

Syntax (syntax)

Regelsystem zur Kombination elementarer Einheiten (z. B. Wörter) zu zusammengesetzten Einheiten (z.B. Phrasen oder Sätzen).

Strukturbaum (phrase-structure-tree)

Eine mögliche Darstellung der hierarchischen Phrasenstruktur von Sätzen. Die Einträge werden als Knoten bezeichnet, die Verbindungslinien zwischen den Knoten als Äste. Der oberste Eintrag wird manchmal als Wurzel und die Einträge am unteren Ende als Blätter bezeichnet.

Textlinguistik (text linguistics)

Teildisziplin, die sich mit der Struktur satzübergreifender sprachlicher Strukturen beschäftigt.

Thematische Rollen (thematic roles)

Die unterschiedlichen Rollen, die die Argumente eines Prädikats in einem beschriebenen Ereignis einnehmen können. So erwartet das Verb fressen zwei Argumente, eines für denjenigen, der frisst (Agens), und eines für das, was gefressen wird (Patiens oder Thema).

Abstrakte Regeln (abstract rules)

Inhaltsfreie Regeln in der mentalen Logiktheorie, die mit der formalen Logik übereinstimmen.

Anfechtbares Schließen (defeasible reasoning)

Unsicheres Schließen, bei dem eine Konklusion gilt, bis sie angefochten wird.

Aussagenlogik (propositional calculus)

Teilgebiet der formalen Logik, das in der Denkpsychologie verwendet wird, um festzulegen, welche konditionalen Schlüsse logisch gültig sind.

Bestätigungsfehler (confirmation bias)

Tendenz von Menschen nur Beobachtungen zu erzeugen, die ihren Hypothesen entsprechen.

Deduktives Schließen (deductive reasoning)

Sicheres Schließen, bei dem von wahren Prämissen auf mit Sicherheit wahre Konklusionen geschlossen wird.

Gültigkeit (validity)

Die Gültigkeit eines Schlusses hängt allein von dessen logischer Form ab. Gültigkeit ist von Wahrheit zu unterscheiden. Ein logischer Schluss kann gültig sein, aber nicht wahr. Wenn z. B. die Prämissen falsch sind, kann zwar der Schluss gültig, aber die Konklusion falsch sein. Anderseits kommt man von inhaltlich wahren Argumenten mit gültigen Schlüssen zu weiteren wahren Argumenten.

Induktives Schließen (inductive reasoning)

Unsicherer Schluss, bei dem die Konklusion zwar wahrscheinlich, aber nicht zwingend aus den Prämissen folgt (z. B. Ableitung allgemeiner Gesetze aus Beobachtungen).

Inhaltseffekt (belief bias)

Inhaltlich glaubhafte Konklusionen werden häufiger (manchmal fälschlich) als logisch gültig akzeptiert als unglaubwürdige Konklusionen; unglaubwürdige Konklusionen werden häufiger (manchmal fälschlich) als logisch ungültig verworfen als glaubwürdige Konklusionen.

Junktor (junctor)

Operator zur Verbindung von Argumenten in der Aussagenlogik und beim konditionalen Schließen.

Kategorischer Syllogismus (categorical syllogism)

Schlussfigur für kategorische Aussagen mit Quantoren.

Konditionales Schließen (conditional reasoning)

Schließen mit Prämissen (Argumenten), die durch wenn … dann verbunden sind.

Logik (logic)

Laut Spock der Anfang aller Weisheit, nicht das Ende (Star Trek VI, 1991).

Mentales Modell (mental model)

Integrierte Repräsentation der Prämissen, aus der eine logisch gültige Konklusion abgelesen werden kann.

Monotonie (monotonicity)

Eine weitere Information (Prämisse, Argument) kann nie dazu führen, das man weniger weiß als vorher.

Nichtmonotonie (non-monotonicity)

Eine weitere Information (Prämisse, Argument) kann dazu führen, das man weniger weiß als vorher bzw. eine logisch gültige Schlussfolgerung zurücknimmt.

Prädikatenlogik (predicate calculus)

Teilgebiet der formalen Logik, das in der Denkpsychologie verwendet wird, um festzulegen, welche syllogistischen Schlüsse logisch gültig sind.

Präferiertes mentales Modell (preferred mental model)

Modell, das als Erstes aus den Prämissen generiert wird.

Pragmatisches Schema (pragmatic schema)

Schema, das nur in bestimmten Situationen aktiviert wird und dann richtige Schlussfolgerungen erlaubt.

Quantor (quantifier)

Operator, der Mengenangaben über die Anzahl von Objekten macht, für die eine Aussage gilt.

Relation (relation)

Operator, der Beziehungen und Vergleiche zwischen unterschiedlichen Dingen oder Ereignissen herstellt.

Relationales Schließen (relational reasoning)

Schließen mit Prämissen (Argumenten), bei denen Dinge verglichen und durch Relationen in Verbindung gebracht werden.

Syllogistisches Schließen (syllogistic reasoning)

Schließen mit Prämissen (Argumenten), die durch die Quantoren alle, einige, kein verbunden werden.

Überzeugungsänderung (belief revision)

Art des logischen Schließens, bei dem eine Konklusion zurückgezogen wird, weil ihr neuere Informationen (Prämissen, Argumente) widersprechen.

Visueller Beeinträchtigungseffekt (visual impedance effect)

Visuelle Vorstellungen können zu mehr Fehlern und längeren Entscheidungszeiten beim logischen Denken führen.

Wahrheitstabelle (truth table)

Tabellarische Darstellung des Wahrheitswertverlaufs logischer Aussagen in der Aussagenlogik. Die Wahrheitstabelle zeigt den Wahrheitswert einer Gesamtaussage auf der Basis der nicht weiter zerlegbaren Teilaussagen.

Wahrheitswert (truth value)

Logischer Wert, der in der klassischen Logik ausdrückt, ob eine Aussage „wahr“ oder „falsch“ ist. Der Wahrheitswert einer Aussage hat mit ihrer Bedeutung zu tun. Der Wahrheitswert einer zusammengesetzten Aussage ergibt sich aus den Wahrheitswerten der Teilaussagen. In nichtklassischen Logiken gibt es mehr als zwei Wahrheitswerte.

Aha-Moment (aha-experience)

Subjektives Erleben bei einer plötzlichen Einsicht.

Analoge Abbildung (analogical mapping)

Abbildung der Elemente eines Zielproblems auf die Elemente eines Quellproblems unter Beibehaltung der Relationen zwischen Elementen.

Analoger Abruf (analogical retrieval)

Absuchen des Gedächtnisses nach einer Problemstellung aus einer anderen Wissensdomäne zur Lösung eines aktuellen Problems.

Anfangszustand (initial state)

Zustand, der zu Beginn einer Problemlösung gegeben ist.

Chunk (chunk)

Wissenselement, das einzelne Elemente zu größeren Einheiten zusammenfasst.

Einsicht (insight)

Plötzliches vollständiges Verstehen eines schwierigen Problems, das zur Lösung führt.

Einstellungseffekt (mental set effect)

Negativer Vorwissenseffekt, der nach wiederholter Ausführung derselben Lösungsroutine die Entdeckung einfacherer Lösungen verhindert.

Expertise (expertise)

Außergewöhnlich gute Problemlösefähigkeit oder Performanz in einem bestimmten Bereich, die auf extensive Erfahrung gegründet ist.

Funktionale Gebundenheit (functional fixedness)

Unfähigkeit, bekannte Objekte oder Werkzeuge in einer neuen Funktion zu gebrauchen.

Heuristik (heuristic)

Daumenregel zur Verringerung der möglichen Zustände bei der Suche im Problemraum.

Komplexes Problemlösen (complex problem solving)

Steuerung von Simulationen mit komplexer Eigendynamik.

Methode der Unterschiedsreduktion (hill climbing)

Heuristik, um den Problemraum zu begrenzen. Es werden immer Züge ausgewählt, die den aktuellen Zustand dem Zielzustand möglichst ähnlich machen.

Mittel-Ziel-Analyse (means-end analysis)

Heuristisches Verfahren, um Teilziele zu generieren, bis ein Operator direkt angewandt werden kann.

Oberflächenähnlichkeit (surface similarity)

Ähnlichkeiten zwischen den konkreten Elementen eines Quell- und Zielproblems beim analogen Transfer.

Operator (operator)

Abstrakte Beschreibung einer Handlung, die einen Problemzustand in einen anderen überführt.

Potenzgesetz des Lernens (power law of learning)

Beschreibt den Zusammenhang zwischen Übung und Leistungsverbesserung. Der Übungsgewinn nimmt mit zunehmender Übung ab.

Problemraum (problem space)

Alle möglichen Zustände, die durch Anwendung von Operatoren auf ein bestimmtes Problem generiert werden können.

Problemraumtheorie (problem space theory)

Theorie, die davon ausgeht, dass menschliches Denken durch Suchprozesse innerhalb eines Problemraumes verstanden werden kann.

Sackgasse (impasse)

Zustand, bei dem Problemlöseversuche eingestellt werden und davon ausgegangen wird, dass keine Lösung für das Problem vorhanden ist.

Strukturelle Ähnlichkeit (structural similarity)

Ähnlichkeiten in den Relationen zwischen Elementen eines Quell- und Zielproblems beim analogen Transfer.

Umstrukturierung (restructuring)

Plötzliche Veränderung in der Wahrnehmung der Problemsituation (Gestaltpsychologie); Veränderung der Problemrepräsentation (in der Kognitionswissenschaft).

Vorwissen (prior knowledge)

Wissensbestand, der zu Beginn der Problemlösung zur Verfügung steht.

Zielzustand (goal)

Zustand, der durch eine Problemlösung angestrebt wird.

Zielerweiterung (constraint relaxation)

Auflösung einer bestehenden Beschränkung in der Zielrepräsentation.

Adaptive Werkzeugkiste (adaptive toolbox)

Eine prominente theoretische Metapher in der Entscheidungsforschung, die besagt, dass Menschen über verschiedene Urteils- oder Entscheidungsstrategien verfügen, die sich meist in ihrer Akkuratheit aber auch ihren (kognitiven) Kosten unterscheiden.

Attribut (attribute)

Merkmal einer Entscheidungsoption, das entscheidungsrelevant im Hinblick auf die Ziele der entscheidenden Person ist und entsprechendes Gewicht erhält.

Attributgewicht (attribute weight)

Subjektives Gewicht, mit dem ein Attribut einer Option die Entscheidung oder das Urteil des Individuums beeinflusst. Das absolute Attributgewicht bestimmt sich durch die Wichtigkeit des damit verbundenen Ziels (z. B. der Preis als Attribut hinsichtlich des Ziels, Geld zu sparen). Das relative Attributgewicht in einer spezifischen Entscheidung kann auch bei hoher absoluter Wichtigkeit gering sein, wenn die Optionen sich nur geringfügig (z. B. im Preis) unterscheiden.

Bayes-Theorem (Bayes’ theorem)

Aus den Axiomen der Wahrscheinlichkeitstheorie abgeleitetes Prinzip zur Bestimmung einer bedingten Wahrscheinlichkeit p(A|B), wenn p(B), p(nicht − B) und p(B|A) bekannt sind. Typischerweise beurteilt man damit die Wahrscheinlichkeit einer Hypothese im Lichte bestimmter Daten p(H|D), wenn die A-priori-Wahrscheinlichkeit der Hypothese p(H) (und damit auch p(nicht-H)) sowie die Wahrscheinlichkeit der Daten unter der Hypothese p(D|H) zur Verfügung stehen.

Deskriptive Sichtweise (descriptive view)

Die deskriptive Sichtweise fokussiert darauf, wie Urteile oder Entscheidungen tatsächlich aussehen. Diese Herangehensweise ist daher in der Psychologie gängiger als die normative Sichtweise (s. dort).

Elementare Informationsverarbeitungsprozesse (elementary information process)

Ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung von Prozessmodellen in der Entscheidungsforschung war die Definition einzelner kognitiver Verarbeitungsschritte (z. B. zwei Werte vergleichen), die elementare Informationsverarbeitungsprozesse genannt werden und anhand derer sich viele sequenzielle Entscheidungsstrategien exakt beschreiben lassen.

Erwartungswert (expected value)

Der Erwartungswert einer Entscheidungsoption – klassischerweise einer Lotterie – ist definiert als die Summe aller möglichen Konsequenzen multipliziert mit ihren jeweiligen Eintretenswahrscheinlichkeiten.

Exemplarmodelle (exemplar models)

Basieren auf der Annahme, dass Instanzen von zu beurteilenden Objekten bei früheren Gelegenheiten zusammen mit dem Kriteriumswert abgespeichert wurden. Ein neues Urteilsobjekt wird dann aufgrund seiner Ähnlichkeit zu den gespeicherten Instanzen beurteilt. Die Modelle sind meist mathematisch präzise formuliert.

Framing-Effekt (framing effect)

Empirischer Befund, dass die unterschiedliche Formulierung/Präsentation von identischen Konsequenzen (als scheinbare Gewinne oder Verluste) das Urteils- und Entscheidungsverhalten beeinflussen.

Heuristics-and-Biases-Forschungsprogramm (heuristics-and-biases program)

Sammelbegriff für das von Daniel Kahneman und Amos Tversky begründete Forschungsprogramm, das viele Abweichungen von normativen Entscheidungsmodellen demonstriert und mittels heuristischer Verarbeitungsprinzipien

Heuristik (heuristic)

Wörtlich „Finderegel“, ist ein regelbasiertes Verfahren, das nur begrenzt Informationen nutzt oder deren Integration vereinfacht und (nur) unter bestimmten Bedingungen zu einem guten Ergebnis gelangen kann.

Kohärenz (coherence)

Kohärenz und Korrespondenz (s. dort) sind Kriterien, die herangezogen werden können, um die Rationalität von Urteilen und Entscheidungen einzuschätzen. Das Kriterium der Kohärenz fordert dabei vorwiegend innere Widerspruchsfreiheit und ist meist an ein normatives Modell angelehnt.

Kohärenznetzwerke (coherence networks)

Netzwerke, die Entscheidungen als das Herstellen einer widerspruchsfreien Interpretation der Entscheidungssituation auffassen. Der zentrale Prozess ist dabei das Aufwerten kohärenter und Abwerten konflikthafter Informationen.

Kompensatorische Entscheidungsstrategien (compensatory decision strategies)

Kompensatorische Entscheidungsstrategien zeichnen sich dadurch aus, dass Attribute sich gegenseitig ausgleichen oder überstimmen können. So können beispielsweise positive Werte auf manchen Attributen negative Werte auf anderen Attributen ausgleichen.

Konsequenz (consequence, outcome)

Mögliches Ergebnis der Wahl bei einer riskanten Entscheidung. Die Konsequenz hängt nicht nur von der gewählten Option ab, sondern auch von nicht kontrollierbaren Ereignissen, die das Ergebnis mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten beeinflussen (z. B. Wetter).

Korrespondenz (correspondence)

Im Gegensatz zum Kohärenzkriterium (s. dort) fordert das Korrespondenzkriterium, dass Urteile oder Entscheidungen mit den realen Zuständen der Welt oder den Fakten übereinstimmen sollen.

Linsenmodell (lens model)

Allgemeines Rahmenmodell zur Beschreibung und Analyse des Urteilsprozesses. Die Urteilsdimension ist nicht direkt, sondern nur durch Hinweisreize (Cues) erschließbar. Das Linsenmodell beschreibt sowohl den Zusammenhang des Urteilskriteriums mit den Cues als auch die Verwendung der Cues durch die urteilende Person und ermöglicht so die Ermittlung verschiedener Kenngrößen wie Achievement, Passung zwischen Urteiler- und Umweltmodell sowie der Konsistenz des Urteilers.

Nichtkompensatorische Entscheidungsstrategien (non-compensatory decision strategies)

Im Gegensatz zu den kompensatorischen Strategien (s. dort) erlauben nichtkompensatorische Strategien bei Attributen keine Ausgleichsmöglichkeit – meist deswegen, weil sie nur auf einige wenige Attribute fokussieren und andere ignorieren.

Normative Sichtweise (normative view)

Im Gegensatz zur deskriptiven Sichtweise (s. dort) definiert ein normatives Modell, wie optimale Urteile oder Entscheidungen aussehen sollten, was meist aus mathematischen und/oder ökonomischen Theorien hergeleitet wird.

Option (option)

Eine zur Wahl stehende (Handlungs-)Alternative.

Prospect-Theorie (prospect theory)

Erweiterung der Theorie des erwarteten Nutzens, um behaviorale Abweichungen davon erklären zu können (z. B. Framing-Effekte, Risikoaversion und Risikoneigung). Gewinne und Verluste werden nicht absolut, sondern relativ zu einem subjektiven Referenzpunkt (Anspruchsniveau) definiert; eine spezielle Gewichtungsfunktion für Wahrscheinlichkeiten soll die Übergewichtung kleiner und die Untergewichtung großer Wahrscheinlichkeiten erklären. Eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Theorien der riskanten Wahl.

Prozessmodell (process model)

Modell, das die hypothetischen kognitiven Verarbeitungsschritte beim Urteilen und Entscheiden spezifiziert.

Theorie des erwarteten Nutzens (expected utility theory)

Normatives Prinzip der Maximierung des erwarteten Nutzens bei riskanten Entscheidungen. Es wird angenommen, dass die Nutzenwerte aller Konsequenzen mit ihren jeweiligen Eintretenswahrscheinlichkeiten multipliziert und aufsummiert werden. Die Option mit der größten gewichteten Summe wird gewählt.

Antizipationseffekt (effect of anticipation)

Effekte der kognitiven Vorbereitung auf ein Ereignis vor dessen physischer Realisierung; nur indirekt erschließbar.

Aufgaben-Cue (task cue)

Typischerweise vor einem relevanten Reiz angebotene Information über die aktuellen Reiz-Reaktions- Regeln.

Aufgabenwechsel (task switch)

Wechsel zwischen Tätigkeiten, die in der Regel verschiedene Zuordnungen von Reizen und Reaktionen verlangen.

Doppelaufgabe (dual task)

Aufgabe, die die zeitlich überlappende Bearbeitung zweier verschiedener, meist durch separate Reizund Reaktionssets definierte Teilaufgaben erfordert.

Engpassmodell (bottleneck model)

Modelltyp, demzufolge Leistungsdefizite durch bestimmte, lokalisierbare Verarbeitungsstufen entstehen, die nur seriell arbeiten und daher Informationsstaus auslösen können.

Exekutive Funktionen (executive functions)

Sammelbegriff für diejenigen kognitiven Prozesse, die für die zielbezogene Kontrolle anderer, aufgabenspezifischer Prozesse verantwortlich sind.

Handlung (action)

Gesamtheit der auf ein intendiertes Ziel gerichteten Bewegungen.

Handlungseffekt (action effect)

Jede wahrnehmbare, mittelbare oder unmittelbare Konsequenz einer Handlung.

Handlungsinitiierung (action initiation)

Prozess, der die schließliche Ausführung einer geplanten Handlung besorgt.

Handlungsplan (action plan)

Kognitive Kontrollstruktur zur Realisierung intendierter Handlungseffekte.

Handlungssequenz (action sequence)

Handlung, die aus mehreren, wie auch immer definierten Teilschritten besteht, z. B. das Zubereiten einer Tasse Kaffee.

Ideomotorisches Prinzip (ideomotor principle)

Annahme, der zufolge Handlungen durch das Denken an oder Antizipieren von durch diese Handlung produzierte, sensorische Effekte hervorgebracht und gesteuert werden.

Integration (integration)

Prozess des Zusammenfügens (z. B. cortical) verteilter Information zu einer kohärenten Struktur.

Komplexitätseffekt (effect of complexity)

Auswirkungen des Umfangs oder des Detailreichtums einer Handlung auf die für ihre Planung erforderliche Zeit.

Koartikulation (coarticulation)

Veränderung der Artikulation eines Lautes oder (metaphorisch gesprochen) einer manuellen Bewegung infolge nachfolgender, offenbar antizipierter Laute oder anderer Bewegungselemente.

Merkmalsbindung (feature binding)

Prozess der Markierung und wechselseitigen Referenzierung von kognitiven Codes, die sich auf dasselbe Ereignis beziehen.

Motorisches Programm (motor program)

Ursprünglich verstanden als gespeichertes Set von Muskelkommandos; in letzter Zeit eher als allgemeiner Begriff für kognitive Kontrollstrukturen zur Realisierung von Bewegungen (s. Handlungsplan).

Motorisches Schema (motor schema)

Eine Art flexibles, nur wenige, invariante Bestandteile einer Handlung festlegende motorische Kontrollstruktur, die durch Parameter ergänzt werden muss.

Parameter (parameter)

Im Zusammenhang mit der motorischen Programmierung verwendeter Begriff zur Bezeichnung von „freien Stellen“ innerhalb erworbener Handlungsprogramme oder Schemata, mit deren Hilfe Programme an veränderliche situative Gegebenheiten angepasst werden können.

Psychologische Refraktärperiode (psychological refractory period, PRP)

Verminderung der Leistung in einer Aufgabe, wenn sie unmittelbar nach oder gar während einer anderen Aufgabe ausgeführt werden soll. Ursprünglich als Erklärungsbegriff gedacht dient er mittlerweile zur Kennzeichnung empirisch festgestellter Mehrfachaufgabenkosten.

Reihenfolgefehler (sequence error)

Fehler bei sequenziellen Handlungen, der in der Ausführung der korrekten Handlungsschritte in der falschen Reihenfolge besteht.

Reiz-Reaktions-Kompatibilität (stimulus-response compatibility)

Besonders gute Passung bestimmter, z. B. räumlich korrespondierender Reize und Reaktionen; sichtbar durch besonders gute Leistungen bei diesen, im Vergleich zu anderen Reiz-Reaktions- Paarungen.

Reiz-Reaktions-Übersetzung (stimulus-response translation)

Hypothetische Verarbeitungsstufe, die für die Aktivierung von Reaktionen nach Maßgabe der vorliegenden Reizinformation und der gültigen Reiz-Reaktions-Regeln sorgt.

Rückmeldung (feedback)

Information über eigene Aktivitäten, z. B. über die sensorischen Konsequenzen der Ausführung einer Bewegung.

Vorinformation (precue)

Ereignis, das vor der Präsentation eines wahrzunehmenden Reizes oder der Ausführung einer Reaktion verfügbar ist bzw. präsentiert wird und (zumeist nur zum Teil) über deren zu erwartende Eigenschaften informiert.

Wechselkosten (switching costs)

Leistungsdefizite, die durch das Wechseln zu einer neuen Aufgabe entstehen, z. B. die Differenz zwischen der Reaktionszeit nach einem Aufgabenwechsel und der Reaktionszeit nach einer Aufgabenwiederholung.

Ziel (goal)

Angestrebter Zustand einer Person (z. B. Emotionen), in der Umwelt (z. B. ein gewünschtes Ereignis) oder hinsichtlich der Person-Umwelt-Beziehung.

Automatisierung (automatization)

Abnahme der Aufmerksamkeitsanforderungen der Bewegungsausführung im Übungsverlauf.

Ergebnisbezogenes Feedback (knowledge of results)

Zusätzliche von außen gegebene Information über das Bewegungsergebnis bzw. das Erreichen oder Nichterreichen eines angestrebten Bewegungszieles.

Freiheitsgrade (degrees of Freedom)

Anzahl unabhängiger Elemente einer Bewegung, die in deren Verlauf kontrolliert werden müssen.

Führungsgröße (reference variable /set-point)

Vorlage in einem Regelkreis, gegen die eingehende sensorische Informationen über den Bewegungsablauf abgeglichen werden. Wird auch als Soll-Wert bezeichnet und bildet gemeinsam mit der Regelgröße die Eingangsgröße in die Steuerzentrale.

Gebrauchsabhängige Plastizität (use-dependent plasticity)

Eine durch häufige Wiederholung einer bestimmten Bewegung induzierte Tendenz zur Beibehaltung der vormals spezifizierten Bewegungsparameter bei der Ausführung der aktuellen Bewegung.

Inverses Modell (inverse model)

Inneres Modell des Muskel-Skelett- Systems, das auf Basis sensorischer Informationen über den gegenwärtigen Zustand des Systems und des gewünschten Zielzustands motorische Kommandos generiert, die den Ist-Zustand in den Zielzustand überführen.

Kontextinterferenz (contextual interference)

Phänomen der Übungsorganisation, nach dem die Übungsleistung und der Lernertrags durch den Kontext, in dem eine Bewegung geübt wird, beeinflusst werden. Bei geblockter Übung (niedrige Kontextinterferenz) wird eine Bewegung im Kontext identischer Bewegungen geübt, während bei randomisierter Übung (hohe Kontextinterferenz) durch ständige Aufgabenwechsel die Bewegung im Kontext unterschiedlicher Bewegungen geübt wird.

Kraftfeldadaptation (force-field adaptation)

Experimentelles Paradigma, bei dem die normale Bewegungsausführung durch äußere Kräfte gestört wird, beispielsweise indem ein Roboterarm die Handbewegung der Versuchsperson in Abhängigkeit von der Bewegungsgeschwindigkeit in eine bestimmte Richtung auslenkt.

(Senso-)Motorische Transformation (sensorimotor transformation)

Überführung von einem proximaleren zu einem distaleren Signal im Rahmen der Bewegungssteuerung. Je nach Eingangs- und Ausgangsgröße lassen sich unterschiedliche Transformationsarten unterscheiden: dynamische Transformation (Kraft → Bewegung), kinematische Transformation (Bewegung → Bewegung), Körpertransformation (Muskelkraft/Gelenkbewegung → Endeffektorbewegung), Werkzeugtransformation (Körperbewegung → Werkzeugbewegung).

Nacheffekt (aftereffect)

Nach dem Abschalten einer neuen sensomotorischen Transformation auftretende Fehler in Bewegungsweite, -richtung oder Trajektorie, die auf die pezeptuellmotorische Adaptation an die vorher ausgeübte Transformation hinweist.

Prismenadaptation (prism adaptation)

Experimentelles Paradigma, bei dem durch das Tragen einer Brille mit Prismengläsern eine seitliche Verschiebung des visuellen Feldes relativ zur medialen sagittalen Ebene des Kopfes entsteht, die durch perzeptuellmotorische Integrationsprozesse angepasst werden kann.

Regelgröße (controlled variable)

Die in einem Regelkreis durch Sensoren gemessenen Informationen über den momentanen Zustand des Regelsystems, der an die Führungsgröße angeglichen werden soll. Wird auch als Ist-Wert bezeichnet und bildet gemeinsam mit der Führungsgröße die Eingangsgröße in die Steuerzentrale.

Stellgröße (manipulated variable)

Die Ausgangsgröße der Steuerzentrale in einem Regelkreis, also beispielsweise die motorischen Kommandos, die einer Diskrepanz zwischen Führungs- und Regelgröße entgegenwirken.

Synergien (synergies)

Zusammenfassung mehrerer an der Bewegung beteiligten Einzelelemente durch aufgabenspezifische Kovariation.

Übungsvariabilität (practice variability)

Phänomen der inhaltlichen Übungsgestaltung, dem zufolge variables Üben mehrerer Bewegungsvariation innerhalb einer Übungseinheit/-periode zu einem besseren Lernertrag führt als das konstante Üben einer einzelnen Bewegungsvariation.

Übungsverteilung (practice distribution)

Phänomen der zeitlichen Übungsgestaltung, dem zufolge verteiltes Üben über einen längeren Zeitraum mit größeren Pausen zu einem besseren Lernertrag führt als das massierte Üben ohne bzw. mit sehr geringen Pausen in einem kürzeren Übungszeitraum.

Verlaufsbezogenes Feedback (knowledge of performance)

Zusätzliche von außen gegebene Information über die Ausführungsmerkmale einer Bewegung, die zu einem bestimmten Ergebnis geführt hat.

Verstärkungsänderung (gain change)

Experimentelles Paradigma, mit dem das Erlernen einer neuen Transformation der Bewegungsrichtung der Bewegungsweite bezeichnet wird.

Visuomotorische Rotation (visuomotor rotation )

Experimentelles Paradigma, mit dem das Erlernen einer neuen Transformation der Bewegungsrichtung bezeichnet wird.

Vorwärtsmodell (forward model)

Inneres Modell des Muskel- Skelett-Systems, das auf Basis sensorischer Informationen über den gegenwärtigen Zustand des Systems und der motorischen Kommandos Vorhersagen über zukünftige sensorische Signale generiert.

Wiedererkennungsschema (recognition schema)

Abstrakte Repräsentation einer regelhaften Beziehung zwischen früher erfahrenen sensorischen Konsequenzen einer Bewegung und den mit diesen sensorischen Signalen einhergehenden Bewegungsergebnissen und entsprechend Ausgangsbedingungen.

Wiedergabeschema (recall schema)

Abstrakte Repräsentation einer regelhaften Beziehung zwischen früher erzielten Bewegungsergebnissen und den entsprechenden Bewegungsparametern und Ausgangsbedingungen.

Adaptation (adaptation)

Physiologische Anpassung des Organismus an spezifische Umwelteinflüsse oder Reize. Adaptation darf nicht mit Habituation, einer Form der Anpassung an einen wiederholten, aber für den Organismus als unwichtig erkannten Reiz, verwechselt werden.

Afferent (afferent)

Hinführend zu einem Organ oder einer bestimmten Struktur des Nervensystems, z. B. sensorische Information von Gelenkrezeptoren wird über periphere Nerven an spinale Neurone geleitet.

Apraxie (apraxia)

Unter Ataxie (vom griechischen apraxia für „Untätigkeit“) wird die Unfähigkeit, sinnvolle und zweckentsprechende Bewegungen auszuführen, verstanden. Die Koordination ist nicht gestört, aber die Bewegung selbst ist der Situation nicht angemessen und falsch ausgewählt.

Ataxie (ataxia)

Unter Ataxie (vom griechischen ataxia für „Unordnung“, „Verwirrung“) wird ein Mangel an Koordination ohne erkennbare muskuläre Schwäche verstanden. Das ungeordnete Zusammenspiel einzelner Bewegungsabläufe kann sich in der Augen-, Sprech-, Rumpf- und Extremitätenmotorik zeigen.

Babinski-Antwort (Babinski sign)

Nach dem polnisch-französischen Neurologen Joseph Babinski (1857–1932) bezeichnete reflektorische Rückwärtsbewegung der großen Fußzehe, wenn der seitliche Rand des Fußes bestrichen wird. Der Babinski-Reflex ist bei Kindern im ersten Lebensjahr auslösbar. Bei Erwachsenen ist der Reflex pathologisch und tritt nur als Folge einer Pyramidenbahnschädigung auf.

Bradykinese (bradykinesia)

Verlangsamung des Bewegungsablaufs. Bradykinese kann sich auch in verlängerten motorischen Reaktionszeiten ausdrücken.

Closed-Loop-Kontrolle (closed-loop control)

Siehe Feedbackkontrolle.

Coriolis-Kraft (Coriolis force)

Benannt nach Gustav Coriolis (1792–1843). Trägheitskraft, die neben der Zentrifugalkraft auf einen Körper wirkt, der sich in einem rotierenden Bezugssystem selbst bewegt. Beispiel: Bewegt sich ein Körper nördlich vom Äquator nach Norden, so lenkt ihn die Coriolis-Kraft nach Osten aus (Drehrichtung der Erde).

Deafferentierung (deafferentation)

Unterbrechung des afferenten Informationsflusses, z. B. nach Durchtrennung eines peripheren Nervs.

Drehmoment (torque)

Produkt aus wirkender Kraft und Kraftarm (Abstand der Kraft von der Drehachse).

Dynamik (dynamics)

Teilgebiet der Mechanik, das sich mit der Wirkung von Kräften befasst.

Efferent (efferent)

Aus einem Organ oder einer bestimmten Struktur des Nervensystems herausführend, z. B. motorische Signale vom Cortex an die spinalen Motorneurone.

Feedbackkontrolle (feedback control)

Form der Systemkontrolle, die eine Rückmeldung benötigt, um ein Fehlersignal für den Regler zu generieren. Synonyme: Regelung und Closed-Loop-Kontrolle. Man unterscheidet positive und negative Feedbackkontrolle. Bei der negativen Feedbackkontrolle wird der Ist-Wert vom Soll-Wert abgezogen. Bei positiver Feedbackkontrolle werden beide Werte addiert.

Feedforwardkontrolle (feedforward control)

Form der Kontrolle, die keiner Rückmeldung bedarf, sondern auf der Ausführung eines vorher formulierten Plans basiert. Synonyme: Steuerung und Open-Loop-Kontrolle.

Inverses Modell (inverse model)

Kybernetisches Modell, das die umgekehrte Transformation durchführt wie das System, das es abbildet. In der Motorik vollziehen inverse Modelle eine kinematisch- dynamische Transformation. Sie berechnen aus einem raumzeitlichen Plan (Kinematik) die Kräfte (Dynamik), die notwendig sind, um den Körper der Intention entsprechend zu bewegen.

Kinematik (kinematics)

Teilgebiet der Physik, das untersucht, wie sich die Lage eines Körpers über die Zeit verändert, ohne nach den Ursachen der Bewegung zu fragen. Typische kinematische Variable sind Position (des Körpers), Geschwindigkeit und Beschleunigung.

Motorisches Engramm (motor engram)

Begriff, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geläufig war, um motorische Repräsentationen im Gehirn zu bezeichnen. Das Bild, das hinter diesen „Bewegungsspuren“ steht, ist die Schallplatte mit ihren mechanisch aufgebrachten Tonspuren.

Motorisches Programm (motor program)

Ein Satz im Gehirn gespeicherter Bewegungsanweisungen, die abrufbar sind, bevor die Bewegung beginnt. Kognitionspsychologisches Konzept, das in den 1960er Jahren in den USA entwickelt wurde, um Bewegungssteuerung zu erklären. Es wurde von Richard Schmidt in den 1970er Jahren weiterentwickelt (generalisierte motorische Programme).

Neurotransmitter (neurotransmitter)

Substanz, die bei der Übertragung von Erregung zwischen Synapsen freigesetzt wird (z. B. Dopamin, Acetylcholin).

Nucleus ruber (nucleus ruber)

Rotgelblicher Kern im Mittelhirn. Sammelt Faserbahnen, die aus Kleinhirn und Großhirn zusammenströmen.

Nystagmus (nystagmus)

Augenzittern, sichtbar als unwillkürliche Bewegungen des Augapfels in horizontaler oder vertikaler Richtung. Oft Begleitsymptom bestimmter neurologischer Erkrankungen.

Open-Loop-Kontrolle (open-loop control)

Siehe Feedforwardkontrolle.

Optogenetik (optogenetics)

Forschungsgebiet, das sich mit der Kontrolle von genetisch modifizierten Zellen mittels Licht beschäftigt. Fluoreszierende Calciumindikatorproteine werden in das Genom des Organismus eingebaut. Die leuchtenden Substanzen ermöglichen eine wesentlich höhere zeitliche und räumliche Auflösung als bisherige nichtinvasive Methoden wie funktionelle Kernspintomografie (fMRI) oder Positronenemissionstomografie (PET). Anders als die Stimulation von Neuronen über Mikroelektroden, die lokal begrenzt sind, können optogenetische Verfahren die Aktivität eines neuronalen Netzwerks darstellen.

Purkinje-Zelle (Purkinje cell)

Nach dem tschechischen Physiologen J. E. von Purkinje (1787–1869) benannte birnenförmige Nervenzelle der Kleinhirnrinde.

Pyramidenbahn (pyramidal tract)

Allgemeine Bezeichnung für den Tractus corticospinalis. Großes Nervenfaserbündel, das von der motorischen Rinde des Großhirns zu den Motorneuronen im Spinalmark zieht.

Somatotopie (somtotopy)

Der Begriff „Somatotopie“ (vom griechischen soma für „Körper“ – im Gegensatz zu „Geist“ – und topos für „Ort“, „Platz“) bezieht sich auf die anatomische Darstellung der einzelnen Körperregionen und bezeichnet im Allgemeinen eine zusammenhängende Karte des Körpers.

Tracking-Aufgabe (tracking)

Bei Tracking-Aufgaben muss der Proband ein bewegliches Ziel mit den Augen und/oder der Hand verfolgen. Beliebtes Paradigma, um die Integration von visuellen und motorischen Prozessen zu studieren.

Vorwärtsmodell (forward model)

Kybernetisches Modell, das die gleichen Transformationen durchführt wie das System, das es abbildet. In der Motorik vollziehen Vorwärtsmodelle eine motorischsensorische Transformation. Sie berechnen z. B. die zu erwartende Sensorik auf der Basis einer Kopie der motorischen Kommandos.

Automatische Imitation (automatic imitation)

Der Befund, dass Personen dazu tendieren, beobachtete Handlung zu imitieren, auch wenn die beobachtete Handlung nicht relevant für die eigene Handlung ist.

Chamäleon-Effekt (chameleon effect)

Die Beobachtung eines Verhaltens bei einer anderen Person erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst dieses Verhalten ausführt.

Embodiment (embodied cognition)

Theoretische Richtung der Kognitiven Psychologie, nach der körperliche Signale, innere Zustände und Handlungen als essenzieller Bestandteil kognitiver Prozesse betrachtet werden.

Emotionale Ansteckung (emotional contagion)

Die Beobachtung einer Emotion bei einer anderen Person erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst diese Emotion empfindet.

Handlungsbeobachtungsnetzwerk (action observation network, AON)

Beinhaltet Regionen des Spiegelsystems und weitere Regionen wie den superioren temporalen Sulcus.

Handlungs-Satz-Kompatibilitätseffekt (action sentence compatibility effect, ACE)

Bei Übereinstimmung zwischen der Richtung einer in einem Satz beschriebenen Handlung und der Richtung einer auszuführenden Bewegung können Bewegungen schneller ausgeführt werden.

Handlungsvorstellung/Bewegungsvorstellung (action imagery/ motor imagery)

Mentale Simulation einer Handlung, ohne dass tatsächliche Bewegungen ausgeführt werden.

Imagery-Debatte (imagery debate)

Theoretischer Streit darüber, welcher Art die Repräsentationen sind, die bewussten mentalen Vorstellungen zugrunde liegen. Nach der propositionalen Theorie beruhen mentale Vorstellungen auf abstrakten, amodalen Symbolen. Nach der analogen Theorie sind mentale Vorstellungen wahrnehmungsähnlich.

Indexikalische Hypothese (indexical hypothesis, IH)

Nach der IH werden handlungsbezogene Sätze verstanden, indem die in einem Satz dargestellten Handlungen simuliert werden. Erstens aktivieren Wörter in Sätzen modale Repräsentationen (perzeptuelle Symbole). Zweitens werden Affordances von den perzeptuellen Symbolen abgeleitet. Drittens werden Affordances in ein kohärentes, ausführbares Set von Handlungen integriert. Dies geschieht unter Berücksichtigung der Syntax. Die IH geht davon aus, dass auch sprachliche Inhalte, die keinen direkten Handlungsbezug aufweisen, in Handlungen verankert sind.

Intentionale Bindung (intentional binding)

Zeitliche Illusion, der zufolge das Zeitintervall zwischen eigenen intentionalen Handlungen und den als Effekten eigener Handlung wahrgenommenen Handlungskonsequenzen als subjektiv komprimiert wahrgenommen wird. Intentionale Bindung dient als indirektes Maß für SoA.

Inverses Modell (inverse model)

Inverse Modelle berechnen aus intendierten oder wahrgenommenen Effekten die motorischen Kommandos, die üblicherweise zu diesen Effekten führen.

Komparatormodell (comparator model)

Das Komparatormodell beruht auf der Annahme interner Modelle (inverser Modelle und Vorwärtsmodelle) bei der Handlungssteuerung.

Lichtpunktdarstellung (point light display)

Eine sich bewegende Person wird durch wenige Punkte auf einem einfarbigen Hintergrund dargestellt. Die Punkte sind zumeist auf den Gelenken und den Körperextremitäten platziert.

Lichtpunktläufer (point light walker)

Wie eine Lichtpunktdarstellung. Bei Lichtpunktläufern wird eine gehende Person dargestellt.

Paradigma der mentalen Chronometrie (mental chronometry paradigm)

Vergleich der Dauer von vorgestellten und ausgeführten Handlungen.

Sense of Agency (Sense of Agency, SoA)

Flüchtiges subjektives Erleben, Urheber einer Handlung zu sein und durch diese eigene Handlung bestimmte Ereignisse in der Welt zu kontrollieren.

Sensorische Dämpfung (sensory attenuation)

Die als Effekte eigener Handlungen wahrgenommenen Handlungskonsequenzen werden als weniger intensiv (z. B. leiser) erlebt als Vergleichsreize. Sensorische Dämpfung dient als indirektes Maß für SoA.

Simulation (simulation)

Erleben von motorischen und körperlichen Zuständen oder Ereignissen, ohne tatsächlichen sensorischen Input oder tatsächliche Handlungsausführung. Simulation kann in allen Modalitäten stattfinden.

Spiegelneurone (mirror neurons)

Neurone, die sensorische Informationen einer beobachteten Handlung auf interne motorische Repräsentationen abbilden. Spiegelneurone feuern sowohl, wenn eine Bewegung selbst ausgeführt wird, als auch, wenn die gleiche oder eine ähnliche Bewegung bei anderen beobachtet wird.

Spiegelsystem (mirror system)

Regionen im Gehirn, die sowohl aktiv sind, wenn man eigene Handlungen ausführt, als auch, wenn man Handlungen bei anderen beobachtet. Regionen des Spiegelsystems sind vor allem der prämotorische Cortex, der inferiore frontale Gyrus und der inferiore Parietallappen.

Theorie der perzeptuellen Symbole (perceptual symbol system)

Ein perzeptuelles Symbol besteht aus der Erfahrung bestimmter neuraler Aktivierungen, die in eine multimodale Repräsentation integriert werden. Zu einem späteren Zeitpunkt können perzeptuelle Symbole auch in Abwesenheit von sensorischem Input durch Simulationsprozesse wieder aktiviert werden.

Verankerte Kognition (grounded cognition)

Theoretische Richtung der Kognitiven Psychologie, nach der Kognition in verschiedenen Modalitäten verankert ist. Modale Systeme sind beispielsweise Wahrnehmung (z. B. Sehen, Hören), Handlung (z. B. Bewegung, Priopriozeption) und Introspektion (z. B. Affekte, Intention, Metakognition).

Verdeckungsparadigma (occlusion paradigm)

In dem Paradigma wird die Darstellung einer handelnden Person zu einem bestimmten (kritischen) Zeitpunkt verdeckt. In einer Variante des Paradigmas sollen Personen den Ausgang der Handlung vorhersagen. In einer anderen Variante wird die Handlung nach einem bestimmten Intervall fortgeführt. Die Fortführung entspricht entweder dem tatsächlichen Zeitablauf, setzt zu einem früheren Zeitpunkt wieder ein oder setzt zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein. Versuchspersonen werden aufgefordert, die zeitliche Übereinstimmung zu beurteilen.

Vorhersage (prediction)

Simulationsprozesse beinhalten in der Regel Vorhersageprozesse. Vorhergesagt werden zukünftige sensorische Ereignisse. Bei Handlungen sind dies die Konsequenzen der eigenen Handlung oder auch die Konsequenzen der Handlung einer anderen Person.

Vorhersagecodierung (predictive coding)

Vorhersagecodierung ist ein bayesianisches schlussfolgerndes System. Gehirnareale sind hierarchisch organisiert und haben reziproke Verbindungen. Auf jeder Ebene der corticalen Hierarchie werden unter Verwendung von Vorwärtsmodellen (generativen Modellen) Vorhersagen für die darunterliegenden Ebene gebildet. Diese Vorhersagen werden auf der darunterliegende Ebene mit tatsächlichen Repräsentationen verglichen.

Vorwärtsmodell (forward model)

Vorwärtsmodelle berechnen aus einer Efferenzkopie des motorischen Kommandos die Konsequenzen der Handlung für den Körper und die Umgebung, d. h., sie sagen diese vorher.

Antizipationseffekte (anticipation effect)

Einflüsse auf das Verhalten, die auf der mentalen Vorwegnahme von Ereignissen vor deren realem Eintreten beruhen.

Blindsicht (blindsight)

Neuropsychologisches Syndrom, bei dem Patienten nach Schädigungen des Okzipitallappens trotz Verlust der bewussten visuellen Wahrnehmung Handlungen an visuellen Reizen ausrichten können.

Common Codes (common codes)

Die Annahme, dass die Prozesse der Wahrnehmung und Handlungsplanung auf denselben kognitiven Repräsentationen beruhen und sich so direkt wechselseitig beeinflussen.

Doppelaufgabe (dual task)

Situation, in der Menschen mehr als eine Aufgabe gleichzeitig bewältigen sollen. Im Regelfall finden sich Leistungseinbußen in mindestens einer der Aufgaben verglichen mit der alleinigen Ausführung der Aufgaben.

Dorsaler Pfad (dorsal path)

Verarbeitungsstrang innerhalb des visuellen Systems, der diejenigen visuellen Informationen zur Verfügung stellt, die für die Ausführung objektorientierter Handlungen notwendig sind.

Element-Level-Kompatibilität (element level compatibility)

Übereinstimmung bestimmter Merkmale von Reizen und darauf erforderlichen Reaktionen auf einer gemeinsamen Dimension.

Efferenzkopie (efference copy)

Kopie des efferenten Signals, die bei der Ausführung einer Körperbewegung erstellt wird.

Handlung (action)

Zielgerichtetes Verhalten.

Objektagnosie (object agnosia)

Neuropsychologisches Syndrom bei dem nach Hirnschädigung die Identifikation von Objekten gestört ist.

Set-Level-Kompatibilität (set level compatibility)

Die Tatsache, dass Reize und Reaktionen in Wahlreaktionsaufgaben auf gemeinsamen Dimensionen variieren.

Spiegelneurone (mirror neurons)

Neurone im prämotorischen Cortex von Primaten, die bei der Ausführung und Beobachtung von Handlungen aktiv werden.

Ventraler Pfad (ventral path)

Verarbeitungsstrang innerhalb des visuellen Systems, der für die visuelle Identifikation von Objekten erforderlich ist.

Ziel (goal)

Ein Zustand, dessen Erreichung anstrebt wird.

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